Dies ist ein ganz subjektiver Bericht. Damit sind wir schon beim Thema: Eine Konferenz mit Menschen, deren Ziel nicht Anpassung sondern Engagement ist. Hat man nicht so oft. So war das aber bei "W@nderer - eine Konferenz für Pioniere" in der Eishalle zu Hannover am 14. und 15. Februar 2017.
die materialisierte Twittertimeline
Manch eine hatte auf ihr Namenschild auch den Twitternamen geschrieben. "Ach, du bist das.", war einer der häufigstgehörten Sätze. Neben Gesprächen in der Hannoveraner Eishalle fand ein Twitterdiskurs in gewohnt pointierter Weise statt.
das Systematische
Jonny Baker wühlte in seiner Keynote mein Religionspädagoginnenleben an einer Stelle mit der Bemerkung auf, seine Studenten sollten nicht Systematische Theologie studieren faul wären sie deswegen nicht. Aber was sie denn sollten, wurde nicht klar. Herrje, man musste dauernd selber denken.
@fraktalerror Die Theologie der Pioniere geht so: Vertraue Gott, höre auf den Heiligen Geist. Tu das, was Dir aufgetragen ist, was Du kannst
— Marilyn Bonmot (@FantaCu) 15. Februar 2017
Nach Diskussionen und Grübeleien bin ich zu dem Zwischenergebnis gekommen, dass Systematische Theologie und FreshX zwei unterschiedliche Spielfelder sind und sich nicht in die Quere kommen. Eher sollten sich die Pastoraltheologen warm anziehen.
kein BarCamp, aber Sessions
Den Veranstaltern ist es hoch anzurechnen, dass sie es Konferenz nannten und nicht BarCamp. Fürchterlich, diese Verwahrlosung der Begriffe. Trotzdem gab es Sessions aus den Themen der Teilnehmer, die flugs zu Teilgebern wurden.
meine Session
Mir ging es um Inklusion & Diversity in der Pastoral. Zwei waren aus der vorangegangenen Session geblieben und so hoben wir einen Geocache.
- geht hinaus
- Begeisterung
- Fremdheit
- man muss nicht alles machen, aber als Verantwortlicher sollte man so viel wie möglich zulassen - auch das, was die eigenen Ekelgrenzen überschreitet
- der Weg ist nicht immer das Ziel, aber es ist nicht schlimm, wenn man nicht alles erreicht, was man sich vorgenommen hat, wenn man nur die Chancen der W@nderung nicht verpasst
Wir trafen Menschen, die uns ihre Coins zeigten. Und auch wir hatten einen Coins dabei: Einen Engel mit dem Auftrag, Bibeln zu sammeln. Lieber Leser, liebe Leserin: Sie müssen nicht alles verstehen. Aber Sie können verstehen, dass Begegnung stattfand. Tatsächlich. Wir waren rausgegangen. Überall sind Menschen. Alles ist Gottes Schöpfung. Der Kaplan in unserer Runde war früher Eisenbahner gewesen. Storys haben wir ausgetauscht. Der Besitzer der Eisdiele nahm an unserem Gespräch teil. Vom Nebentisch aus schaute man interessiert rüber, was wir da mit unseren Smartphones verhandelten, denn wir waren engagiert.
Wer war mitgelaufen?
Vor der Eisdiele standen einige andere W@nderer. Das war ungefähr der Zeitpunkt, an dem mir klar wurde, dass diese Konferenz ein breiteres Menschenfeld absteckt: Es gab die Verpflichteten, die alten FreshX-Kämpfer, die Neugierigen, die Gewohnheitsmenschen, die Missionare (die im miesen Sinne nur ihre Botschaft an den Mann bringen wollten), die Jungen, die Alten, die Hauptamtlichen, die Ehrenamtlichen, die Unkategorisierten.
Bei Bistumsveranstaltungen läuft man sich verschwörischer oder verschämt über den Weg, wenn man sich außerhalb der Pausen an der Eisdiele trifft. Hier war es anders. Hier galt die Parole vom "Für-sich-selbst-sorgen" was. War nicht sogar gesagt worden, wir sollten rausgehen?
Anders als sonst war auch, dass man mit jedem reden konnte. Es gab nicht diese müden, gelangweilten Gesichter. Es gab keine "Ichbinwichtig"-Gruppen. Wer nicht reden wollte, sagte das. Man sprach sich an, stellte sich dazu. Und am Schluß gab es eine Segensliturgie.
auch Pioniere brauchen einen Ort, an den sie ihren Kopf legen können
Niemand hat die Absicht, einen Verein zu gründen. Man konnte von Gemeinden hören, die neu gegründet werden. Aber das sind keine Vereine.
Die Pioniere kriegten alle einen Email-Becher (hahaha) mit einem seltsamen Logo, das A&O bedeutet, aber natürlich zu wilden Spekulationen Anlaß gibt. Mein Favorit: es ist der Communicator aus StarTrek.
Was wird nun? Werden wir reüssieren? Wird man uns wertschätzen? Werde ich einsam und verlassen in der Dunkelheit ohne Proviant und ... ach, scheißwasdrauf. Becher in den Rucksack und auf geht 's.
------------------------------------------
Noch mehr Berichte:
Storify der Veranstalterinnen
Seilschaften und Routen als Methodenformate in der Eisfabrik
Wandern, Wundern und als-Verwundete-Leben sind Grunderfahrungen christlichen Glaubens
Martin Recke auf Medium
Die Beymeister auf EKiR
Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers
...wenn Du so bist, wie Du schreibst, dann kategorisiere ich "erfrischend und wunderbar" Danke für dieses Essay.
bjoernwagner, Feb 17 2017 on twitter.com