Gehöre ich eigentlich zur Kirche? Als Baby wurde ich getauft und wuchs selbstverständlich, so wie Millionen andere Menschen, mit meinem Glauben auf, der natürlich meiner ist, denn er hat nicht nur mit der Kirche zu tun, sondern auch mit mir. Das II. Vatikanische Konzil krempelte die Gemeinden ein bißchen um, aber nicht zu viel. Kommunionunterricht hatte ich noch beim Kaplan, Firmunterricht bei einer Katechetin, die außer dem Unterricht auch Einblicke in die Kämpfe Ehrenamtlicher gab.
An Gott zu glauben war für mich immer ein selbstverständlicher Teil meines Lebens. Ich wurde nicht im klassischen Sinne sozialisiert, darum musste ich im Studium der Religionspädagogik und in den ersten Jahren meines Berufes manches nachholen, das für andere wichtig war. Zum Beispiel:
Wenn man dabei ist, macht man mit.
Aber da hatte ich schon die Bibel entdeckt. Nach meiner Firmung hatte ich sie von vorne bis hinten gelesen. Ein wunderbares Buch. Sie bleibt mein Fundament. Meine kritische Zugehörigkeit zur Kirche ist genau so typisch für meine Biografie. Meine Kommilitonen schätzten mich als nicht kirchenkompatibel ein und doch bin ich bei den letzten 20% unseres Semsters, die noch im kirchlichen Dienst unetrwegs sind.
Vom Wundern und W@ndern
Die mit Kirchehochzwei konnotierte Erleichterungsbewegung kirchlich Engagierter ist für mich zunächst aus der Ferne interessant und jetzt durch persönliche Begegnung überzeugend. Es wird viel erzählt, man ist unetrschiedlich unterwegs und hat Freude am Leben. Der Beginn von Allem ist nicht Terminologie, sondern Interesse. Das ist nicht für alle befreiend, manche mögen es auch befremdlich finden. Im Großen und Ganzes ist es eitel Freude und Freundlichkeit, was einem schonmal befremdlich vorkommen kann. Aber es ist anders als in ... o, jetzt muss ich vorsichtig sein, denn Lebens- und Glaubensbereiche sind nicht für alle von uns gleich. Wundern und W@ndern ist kein Ausdruck für eine neue Kirchengründung. Kirchengründungen passieren woanders. Immerhin kann man sagen, dass Theologie im Spiel ist, aber nicht so respekteinflößend wie in der Errwachsenenbildungsstätte in den 70igern und 80igern für Jugendliche angebotenen Kursen:
Die Wolfsburg
Da wurde ich in Richtung Theologie gebracht und lernte gleichzeitig die Insiderkreise kennen. Man gehörte nicht dazu, wenn man dies und das nicht gelesen hatte und in Gesprächen nicht haufenweise Fremdworte nutzte. Es hieß zwar, es gäbe keine dummen Fragen, aber zwischen den Vorträgen wurde ich schon mal auf mein Ungebildetsein angesprochen. Das tat meinem Interesse an Theologie keinen Abbruch. Es war wirklich wunderbar. Mächtig interessant. Aber wo ist bloß dieses Evangelium?
Unruhig ist unser Herz
Dieser Augustinus, der Namensgeber der zweiten Gemeinde, in der ich lebte, begleitete mich lange Zeit, weil ich dachte, mit ihm hätte ich was zu tun. Ich versuchte die Widersprüche aufzulösen. Dieses "Wie kann er nur?" und dieses "Was für eine grundlegende, kluge Theologie?". Vielleicht geht es auch anders. Vielleicht muss man gar nicht weniger unruhig sein und mehr dazu gehören. Vielleicht ist es einfach wie es ist. Unterwegs zu sein kann das Ziel nie in Gänze vorwegnehmen.
Nicht dazu zu gehören ist für viele Menschen eine Sorge. In einem Blatt zur Einführung in bundesrepublikanische Gegegebenheiten las ich mit Schrecken die 4 Grundwerte:
- Freiheit
- Gerechtigkeit
- Wohlstand
- Sicherheit
Die ersten beiden Werte sind mir geläufig, die zweiten beiden sind als Werte ein Köder für die Menschen in unserem Land. Wenn wir doch ein christlich geprägtes Abendland sind, müssten wir wissen, dass wir nur Gast auf Erden sind. Wohlstand und Sicherheit ist etwas, das uns zufällt, nichts, was wir anstreben können. Aber Gemeinschaft können wir anstreben. Grade wir in der Kirche können Räume und Zeiten für Gemeinschaft schaffen. Es ist unser Auftrag. In diesen Räumen müssen alle Zuhause sein können. Da gehören auch die in den Heimen hin (die kein Zuhause sind), die nie raus kommen, die wir besuchen müssen, damit sie nicht seelisch vor die Hunde geht.
bis es ruht in dir
Unter eschatologischem Vorbehalt bauen auch Theologen an unseren Gemeinden mit. Man merkt es nicht so, weil im Pfarreientwicklungsprozess gewöhnlich die Sorge um Wohlstand und Sicherheit alles andere an die Wand drängt. Da wäre eine Sprache von Nöten, in der wir uns verständigen können. Die finden wir. Die findet jeder Mensch auf eigene Weise. Wie kommen Theologen da an? Gewiß nicht, indem sie anderen darlegen, wie groß der Graben zwischen ihrem Leben und dem Wissen der Theologen ist. Auch Theologen haben Liebeskummer. Theologie hilft so wenig wie Wohlstand und Sicherheit durch die Wüstenzeiten. Aber Theologen könnten uns einfach mal erzählen von ihrem Glauben, der ja nicht nur geerdet, sondern auch wissenschaftlich verankert ist.