Heute war ich mit der Missionarin meines Vertrauens in einem der besten Cafés der Stadt . Sie war eingeladen, aber wir mussten trotzdem 10 Minuten über die Preise diskutieren. Der Platz im Garten ist liebevoll gestaltet und wird gerne und viel aufgesucht. Wir mussten dann nochmal über die Preise diskutieren. Es gibt 7 Möglichkeiten, einen Filterkaffee aufzubrühen, zwischen denen man wählen kann. Blödsinn, sagt die Missionarin meines Vertrauens. Die sollten da eine ordentliche Kaffeemaschine hinstellen, dann wären die Preise nicht so hoch. Sie lebt in Ghana in einem Slum. Nach dem Bezahlen fragt sie den Chef, ob sie mit ihrem Hauskreis für 2 € pro Tasse Kaffee auch willkommen wäre. Er will das mal durchrechnen.
Wir leben in verschiedenen Welten. Sie hat Ideen und packt die an. Ich halte den Ball flach. Ideen gibt es genug. Hin und wieder brauche ich Zeiten der Entspannung. Sie macht sich Sorgen um alles. Vor 30 Jahren war das anders. Da kamen ihr unsere Probleme in Europa läppisch vor verglichen mit denen in Accra. Sie ist älter, aber nicht ruhiger geworden. Wir diskutierten zum Vergnügen der anderen Gäste über die Heilige Schrift.
Wird Jesus im Alten Testament angekündigt?
Wir suchen Argumente und Bibelstellen und fragen nach dem Sinn dieser Idee. Und was bedeutet Leichte Sprache (das ist ja mein Thema)? Wieso gibt es so wenig Diakone in der katholischen Kirche? Sie wundert sich, dass ich hauptamtlich angestellt bin in der katholischen Kirche. Ich erzähle ihr nichts von dem schwelenden Streit um die Gemeindeleitungen. Die Gespräche an den Nebentischen sind längst völlig zum Erliegen gekommen. Ob es war ist, dass 90 % der Deutschen Heiden sind? Wie soll ich das wissen? 90 % halte ich für hoch gegriffen. Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, sind noch keine Heiden. Und wer in der Kirche ist, ist noch kein Christ. Am ausbleibenden Applaus merke ich, dass wir nicht unter Populisten sitzen.