Hilary Mantel hat eine Trilogie über Thomas Cromwell geschrieben und ich habe mir den 3. Band in Bus und Band auf dem E-Reader (dank Onleihe) gegönnt. 120 Seiten musste ich durchhalten bis ich drin war. Das lohnt sich, es sind 837 Seiten, und die sind fulminant. Cromwell hat Gründe, sich im Leben zurechtfinden zu wollen. Mit seinen Kindheitserfahrungen (dazu erfahren wir im 3. Band mittendrin genug; kein Grund, die ersten beiden Bände auch noch zu lesen) konnte Cromwell nur danach trachten, alle Fäden in die Hand zu bekommen. So beginnen Karrieren. Wir wissen, wie das endet. Auch das reflektiert der Lordsiegelbewahrer. Wir lesen von seinen ständigen Wortgewittern im Kopp und lesen irgendwann zwischen den Zeilen der Dialoge, ohne das uns jemand darauf hingewiesen hätte.
Sie finden wunderbar poetische zitierbare Abschnitte. Die habe ich mir gemarkert. Die gibt es demnächst zu Weihnachten.
Lesen Sie das Buch, wenn Sie wie ich auf dem Weg zur Arbeit und zurück Zeit zum Lesen haben. Dann sind Sie gut gerüstet auf dem Schlachtfeld und haben den Workout hinter sich, wenn Sie Zuhause ankommen.
Cromwell fragt sich an keiner Stelle, ob es auch anders gegangen wäre. Kann ich mit so furchtbaren Traumata ein anderes Leben führen? Auf Kontrollwahn verzichten? Am Ende weiß er, dass er Freunde hat. Es sind nicht die, die es hätten sein können. Aber wer zum Schwert greift, ... auch das wusste Cromwell. Cromwell war ein Christophorus, der es nur bis zum König geschafft hat. Ihnen und mir wünsche ich mehr.