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Sonntag im Ruhrpark

Der Ruhrpark ist ein riesengroßes Einkaufzentrum im Bochumer Osten. Er hat so viel Geschichte, dass man dort damit werben kann, dass die Kaufkraft in der Stadt bleiben soll. Einzelhändler, aber meist Ketten und eine Fressmeile und der Fanladen des VfL Bochum.

An diesem Sonntag liefen mehr Menschen herum als gewöhnlich. Wir wollten uns dort treffen, trafen uns aber nicht (das ist eine andere Geschichte), also standen die 2 einzigen Menschen am Treffpunkt und beobachteten amüsiert Menschen mit Smartphones, die auf Displays starren. Nichts besonderes, mögen Sie denken. Aber das war wirklich außergewöhnlich. Manche trugen sogar 2 Geräte in der Hand. Sie wischten und wischten. Sie standen und gingen. Sie waren allein oder kleinen Gruppen. Manche berieten sich offensichtlich.

Warum sind die nicht in der Kirche ?

Junge und Alte, und niemand schaute auf die Schaufenster. Nur ganz wenige holten sich ein Donut oder einen Kaffee. Ja, Mensch.

Wir hatten einen Verdacht. Um den zu verifizieren, wagten wir uns nah heran an die seltsamen Menschen. Näher als 2 Meter kamen wir, Masken trugen wir ja sowieso. Ha! Wir hatten richtig vermutet.

Die Ernsthaftigkeit ihrer Bewegungen, die Konzentration in ihren Gesprächen, das Vertrauen im Aufeinanderzugehen, im Austausch, das alles machte mich ein wenig neidisch. Das kriegen wir in unseren Pfarreien nicht mehr hin. Verstehen Sie mich nicht falsch: Menschen sollten nicht auf Displays starren. Aber Menschen sollten sich auf den Weg machen, sie sollten Orte aufsuchen und von diesen Orten etwas erwarten und sie sollten wissen, dass diese Erwartung sich nur erfüllt, wenn sie selber etwas hinzufügen. Und wir, wir von der Kirche, wir pastoralen Kräfte, wir sollten wieder in der Lage sein, etwas so zu gestalten, dass Menschen sich gerne und begeistert auf den Weg machen, mit hohen Erwartungen und mit der Bereitschaft, zum Gelingen etwas hinzuzufügen. Wir sollten Spaß haben, mit Farbe und Klang und weit ausladenden Bewegungen. Wir müssen besser werden als Pokémon.

Heute hieß es im Evangelium Markus 6, 20 - 35, der Geist sei entscheidend. Um im Bild zu bleiben: spielentscheidend. Und die Familie, die Jesus zurückholen will, weil sie fürchten, dass er durchdreht, kann unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen. Jesus bleibt bei den Seinen. Der Geist Gottes macht den Unterschied zwischen uninteressanten Dummschwätzern und Jesus. Das merkt das Volk. So steht es im Markusevangelium.

Ehrlich gesagt, habe ich nie in meinem Leben Pokémon gespielt. Beeindruckend war die Szenerie heute dennoch für mich. Schwarzer Grund mit heller Aufschrift: Wenn keine Liebe dabei ist - einfach seinlassen. Schauspielhaus Bochum.

Ein Nachbarin hat eine Einkaufstasche mit dieser Aufschrift. Ich liebe diese Tasche. Und ich halte mich dadran.