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Antworten in 140 Zeichen

Es sieht so aus, als dürfe es auf Terror, überhaupt auf alles, was nicht sofort einsichtig erscheint, nur kurze, knappe, klare Antworten geben. Der von Pierre Cardijn salonfähig gemachte Dreischritt

sehen, urteilen, handeln

dauert Vielen zu lang. Eine hilfreiche PDF-Datei, die grad mal 16 Seiten umfasst, dürfte für manche Mitbürger und Mitbürgerinnen schon zu lang sein. Ratzfatz muss es gehen, denn im Grunde weiß doch jeder bereits, ohne einmal hinsehen zu müssen, wo es langzugehen hat. Warum sollte er oder sie sich also mit etwas befassen, was nicht bereits nach 140 Zeichen einleuchtet.

Im Internet finden wilde und sehr bösartige Schlachten um Meinungen statt. In unserer Kirche sind wir zivilisierter. Da wird auch schonmal jemand einfach totgeschwiegen, Informationen werden zurückgehalten oder erst gar nicht weitergegeben. Warum auch? Man muss ja das Eigene schützen.
In manchen Sitzungen wird schnell das Sehen übersprungen. Schade. Chance verpasst.

Manchmal muss man ein Bild einfügen, damit die 140-Zeichen-Regel umgangen werden kann. Aktuell ist es ein Kind in einer Futterkrippe, im Stroh, ohne Unterkunft, nur bemerkt vom Himmel und ein paar Hirten. Schlecht eizufügen in unsere Gewohnheiten. Worauf kommt es an? Die Flüchtlinge haben mich in diesem Jahr schwer erschüttert: Ich habe begonnen, Überflüssiges aus meiner Wohnung zu entsorgen. Was wäre, wenn ich von jetzt auf gleich aus dem Haus und weg müsste? Vieles habe ich bereits entsorgen können, aber einfach ist es nicht. Wohin mit dem Müll? In den Ecken und in Kartons befindet sich viel Sondermüll, der nicht in den Restmüll gehört. Ich habe kein Auto. Will auch keines haben. Tiny House wär schön.

Es geht um einen strengen Blick auf die Situation. Was will ich eigentlich? Was ist mir wichtig?

Im Internet finde ich Menschen, die über alternative Lebensweisen, Kommunikation und moderne Formen des Lernens nachdenken und all dies ausprobieren. Wir treffen uns in Cafés und bei BarCamps. Es werden Genossenschaften und e.V.s gegründet. Es gibt mehr Mitte, mehr Gemeinsamkeit unter denen, die ihre Begeisterung formulieren können. Diese Menschen können zuhören. Wir lernen voneinander. Es gibt flache Hierarchien, wenn etwas für eine große Menge Menschen organisiert werden soll. Ein Punker, mit dem ich per Facebook-Messenger über ein Ladenlokal disputiere, in dem ein veganes Restaurant und mehr untergebracht werden soll, bittet um Verständnis, dass er Punker ist. Aber ich solle keine Angst haben, sie seien eine soziale Bewegung. Woraufhin ich gestehe, katholisch zu sein, aber dass er keine Sorge haben muss, wir kämen schon klar miteinander. Damit war das Thema ausgehandelt und wir wandten uns wieder dem Ladenlokal zu.

 

 

Das schaffen wir nicht

Stein mit der Aufschrift ANGST, cc-by-4.0 Markus SchumacherMein junger Kollege hat nicht genug zu tun, sagt er. Das sagt eigentlich jeder neue pastorale Mitarbeiter in einer Gemeinde. Wie kommt das bloß?

Eine Gemeinde ist mittlerweile nicht mehr das, als was sie gilt. Die Anforderungen können nicht mehr bedient werden, weil Personal abgebaut wurde. Wenn ihr fertig seid mit eurem Gejammer, können wir uns an die Bewältigung unserer Aufgaben machen. Die kommen mir vor wie ein Haufen aus Platinen und ein Lötkolben. Ich habe keine Ahnung von all diesen Dingen. Sagenhaft. Da wird uns ein Programm zur Verfügung gestellt, mit dem wir unsere Gottesdienste verwalten können. Es funktioniert seit gut 3 Jahren nicht. Weil ich ja auch diese Zeiten habe, in denen mir Freiräume geschenkt wurden, habe ich Erfahrung mit Programmen und kenne Menschen, die Erfahrungen mit dem Programmieren von Programmen haben. Seit 3 Jahren sage ich, dass wir es alles einfacher haben könnten.

Paradebeispiel Erstkommunion

Jedes Jahr erhalten Familien Einladungen zur Vorbereitung auf den Empfang des Heiligen Sakramentes der Erstkommunion. Die Idee, 7jährige Kinder auf den Empfang des Sakramentes in einem Kurs vorzubereiten, entwickelte sich im Verlauf der Industrialiserung. Menschen wurden durch Umzug und Veränderungen beruflicher Art entwurzelt. Viele Menschen gerieten in Städte, die so viel größer und unübersichtlicher waren als die Orte, in denen sie aufwuchsen. Im Prinzip war aber jedem klar, was die Kommunion bedeutet - auch wenn nicht jeder ein Examen in Theologie hätte ablegen können.

Heute antworten Eltern pampig, wenn man sie nach der Bedeutung der Kommunion für ihr Leben fragt. Sie gehen selber nicht sonntags in die Kirche. Da gibt es nichts zu beklagen. Nur könnten wir langsam damit aufhören, immer wieder neue Konzepte der Erstkommunionvorbereitung zu entwickeln.

Eltern wollen das Beste für ihre Kinder. Darum fördern sie wie wild deren schulische Karriere. Experimente mit Ernährung, medizinische Vorsorge und abergläubischer Umgang mit den Sakramenten sind die Folge. Die Gründe für die Probleme, die wir in den Gemeinden während der Erstkommunionvorbereitung haben, liegen tiefer, viel tiefer.

Babylon 2.0

Wir können es noch mal versuchen mit unseren Gemeinden. Während der vorletzten Jahrtausendwende entstanden Karteikästen voll Adressen mit Anmerkungen. Man machte Hausbesuche. So lernten die Pastöre ihre Gemeindemitglieder kenen. Das steckt im kollektiven Gedächtnis fest. "Ich wohne jetzt schon drei Jahre hier und der Pastor hat mich immer noch nicht besucht", klagt ein Mann, der auf Nachfrage bekennt, nur an Weihnachten in die Kirche zu gehen. Ja, gibt es denn ein Bonussystem? Besucht der Pastor nur die guten Christen? Empörung brandet auf.

Postfaktisch ist auch die Beschäftigung pastoraler Kräfte mit den Anforderungen ihres religiösen Sozialraumes. Statt sich miteinander zu vernetzen und die Vielfalt im Team ins pastorale Feld zu bringen, mäkelt man rum, leidet und positioniert sich.

Wie wäre es , wenn wir unsere Kräfte verknüpften? Wir bräuchten ja bloß von Zeit zu Zeit zuzuhören, statt selber zu reden. Das gilt übrigens auch fürs Gebet.

Mein junger Kollege ist in unserer Pfarrei für Jugendarbeit zuständig. Er hat keinen Account bei Snapchat oder sonstwo. Ich an seiner Stelle wäre ausgelastet mit Aufgaben, die mir vor Augen liegen auf den Wegen zwischen Gemeinderäumen und Schulen und Kirchen und Sportplätzen und all das.

Wenn du dies kannst,
kann ich das,
und was keiner von uns kann, machen wir später oder schauen uns nach jemandem um, der es kann.

Frau X aus der Gemeinde Y, die nach 40 Jahren mit mulmigem Gefühl den einen oder anderen Posten als Ehrenamtliche abzugeben gedenkt, erzählt von einem Propst aus Gladbeck, der also sprach:

Sagt ein junger Pastor: "Uns steht das Wasser bis zum Hals und wir haben den Boden unter den Füßen verloren."

Darauf ein alter Pastor: "Ja, uns steht das Wasser bis zum Hals, aber Boden unter den Füßen brauchen wir nicht: Wir lernen schwimmen."

Wir schaffen es nicht, weil wir es nicht tun. Wir verzweifeln an unserer Unfähigkeit und der bösen Welt. Wir können nicht für alle da sein, nur für Viele, und das ist schon anstrengend genug. Wir gehen lieber ein paar Schnäpse trinken. Sonst fällt uns nicht mehr viel ein. Der Kollege ist doof. Die Eltern sind doof. Die Zeit ist zu knapp. Der Winter zu lang. Das Benzin zu teuer. Alles ist insgesamt postfaktisch.

Wie schon in den guten alten Zeiten, gibt es auf irgendeinem hohen Berg einen Elija und irgendein Nichtsbedeutender wird auf einmal berufen werden. Was mir wert und wichtig ist, lebe ich. Das ist wirklich so. Auf den Wegen, die ich gehe, begegnen mir Menschen.


Das Schwert, zu dem ich greife, führt mich zu dem Trainer, den es braucht, um dieses Schwert zu führen.


Dabei denke ich nicht mal, das wir das schaffen werden, weil ich gar nicht weiß, was das sein soll. Nur dass es wunderbar ist, ein Christ zu sein und Gott zum Lebensgefährten zu haben, das weiß ich. Das kann mir keiner nehmen.
Mit ein bißchen Chuzpe schleiche ich mich in die Kreise der Hacker und Underdogs. Sie teilen ihre Habe und ihr Wissen. Die Kinder dieser Welt sind immer noch klüger als die Verwalter des Evangeliums.

Creative Commons Lizenzvertrag
Angst von Markus Schumacher ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

 

Heute hätte ich Namenstag, wenn Dorothy Day im Heiligenkalender stünde. Sie ist hier beinah unbekannt. Einige Sozialarbeiterinnen in der katholischen Kirche, eine handvoll Mystikerinnen und ein paar Feministinnen kennen sie. Sie wurde mit 55 Jahren Benediktineroblatin.
Wenn ich Ihr Interesse geweckt habe, schauen Sie hier:
http://dorothydayguild.org/
http://www.fembio.org/english/biography.php/woman/biography/dorothy-day/
Es gibt Youtube-Videos, die sie in Interviews zeigen. Auf Fotos wirkt sie, neudeutsch gesagt, unlustig. Ihre Biografie trägt den Titel "Die große Einsamkeit". Alles in allem ein Vorbild für mich.

 

Gemeinsam Lieder von Bob Dylan singen

Gemeinsam Lieder von Bob Dylan singen

Advent, Advent, das LUKi-Treffen ist in Sicht.

Es ist Buch-Messe in Frankfurt, während wir Steck-Dosen suchen und Geräte verknüpfen werden. Als begeisterte Nutzerin einfacher Sprache, kommt mir der Literatur-Nobel-Preis entgegen. Konsequent wäre eine Vergabe des Literatur-Nobel-Preises 2017 an Programmierer. Wenn wir schon das Feld der Literatur verlassen. Immerhin geht es beim Programmieren um Sprache und Verständ-lich-keit. Ich spiele. Und wenn ich an meine Grenzen gerate, sicher ich fix alle Daten vor dem Schlag-Anfall. Danach kann das System neu bespielt werden. Auf diese Weise dümpeln ungenutzte Partitionen auf meiner Fest-Platte wie Woll-Mäuse unter dem Wohn-Zimmer-Tisch. So ist freie Soft-Ware nicht gedacht. Das ist mir schon klar.

Ich freue mich auf die Community. Wir sehen uns maximal einmal im Jahr, aber lesen und kommentieren und probieren jeder für sich oder im kleineren Kreis was aus. Uns alle bewegt die Hoffnung, dieses wunderbare "Care & Share" der Communitys könnte auch auf die Kirche übergreifen. Flächendeckend. Reformatorisch. Frei. Offen. Einer der LUKis schreibt in seinem Profil, geben sei seliger denn nehmen. Jaja. Ich bin diejenigen in dem Kreis, die nur nimmt. Menschen wie mich muss es auch geben. Menschen wie ich fordern das Establishment und die Nerds, Geeks und Kollegen und Kolleginnen heraus. Ich stelle hier die Fragen. Am Ende des Treffens bin ich meist schlauer. Von der letzten Teilnahme hab ich noch ein Netbook, dass dereinst gar nicht ging und nun ein wenig laaangsaaam, aber immer noch zuverlässig tickt. Ich tippe ja auch nur. Auch diesen Blog gäbe es ohne das freundliche "Hauruck" der LUKis nicht.

Ich schreibe dies alles aus einem desaströsen beruflichen Alltag heraus, mit Tod und Teufel und allem, was einem den Spaß raubt. Nach gut 25 Jahren eifrigen Missionierens in Sachen freie Software und Internet und Computer, kommt ein frischer Kollege um die Ecke und ... ^^ ach!

Der Pinguin wird 's richten (siehe Grafik).

{siehe Status Update --------|
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