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Sonderausstellungen - Sauerland Museum Arnsberg

Es schifft aus allen Rohren. Wir fahren in eine Sonderausstellung über Hexenverfolgungen.

Ein Kollege hat beim letzten Katholikentag über den Zusammenhang zwischen Hexenverfolgung und Mobbing aufgeklärt. Immer wieder wird die Rehabilitierung der nach damaligem Recht verurteilten Frauen gefordert.

Helga Kleinkowski ist grade in Ghana, wo die über 90jährige zum wahrscheinlich letzten Mal versuchen wird, eine Hilfestruktur für als Hexen verfolgte Frauen einzurichten.

Mal sehen, was die Ausstellung in Arnsberg alles vermitteln kann.

 

Alles Gute zum 14. Februar #ilovefs

Vor lauter Liebe zu quelloffener Software begeht die Free Software Foundation den 14. Februar mit haufenweise Aktionen, die der Verbreitung der Idee dienen. Es wird gespielt. Mehr dazu hier: https://fsfe.org/activities/ilovefs/index.de.html

 

Failure Of Impfkampagne

Alles, was einfach ist, ist verdächtig. Einem neuen, unerwarteten, weltumspannenden Problem mit einer einzigen Antwort zu begegnen, kann effektiv sein, aber wenn sich Widerstand regt, muss der ernst genommen werden. Dabei meine ich weder die AfD noch die Querdenker, sondern die Menschen, die sich fragen, ob eine Impfung die richtige Lösung ist.

Die Impfung allein ist nicht die richtige Lösung

Wir können die Zeit in der Schlange am Impfzentrum nutzen und uns über drei Beweggründe der Menschen nachdenken, die sich nicht impfen lassen. Neben der Frage, ob der Impfstoff überhaupt genug getestet ist und nachweisbar wirkt (informieren Sie sich bitte an kompetenter Stelle), gibt es die Frage nach dem Zusammenhang einer Erkrankung in unserer Lebenswirklichkeit.

Wir wissen aus Erfahrung, dass Menschen, die sich schlecht ernähren, rauchen und Alkohol über die Maßen trinken, zu Krankheiten neigen. Es gibt Statistiken. Wir wissen auch, dass gesunde Menschen ebenfalls krank werden können.

Wir wissen, dass Übergewicht und Bewegungsmangel das Risiko, schwer zu erkranken, erhöhen.

Wir kennen die Faktoren, die zu den Klimaveränderungen geführt haben, die uns zu schaffen machen. Wir wissen, dass Menschen auf unsere Kosten ausgebeutet werden. Wir nutzen Produkte, an denen Blut klebt.

Wer sich gegen eine Impfung entscheidet, sieht womöglich das Großeganze. Diesen Menschen reicht die Impfung nicht. Ihnen geht das Ganze zu Hopplahop. Sie fühlen sich unwohl. Im Alltag stoßen sie auf ein weiteres Problem:

Hinterrücks werden bitter erkämpfte Standards der Datenschutzgesetzverordnung ausgehebelt. Wir zeigen grade aller Welt unsere Daten, um einkaufen gehen zu können oder auf dem Weihnachtsmarkt zu schlemmen. Wir nutzen APPs, die Daten absaugen und Profile erstellen.

Und Deutschland ist immer noch im Digitalisierungs-Neuland.

Die Impfkampagne deckt die erfolgreiche Lobbyarbeit der GAFAM auf, ohne dass sie erkannt wird. Wer weiß schon, dass die Entwicklung der Corona-Warn-APP eine Gemeinschaftsarbeit war, die schlicht an Apple und Google verscherbelt wurde, die sie nun in ihren Shops anbieten. Die Entwickler bieten sie mit eigener Weiterarbeit als freie und datenschutzkonforme Version an. Aber können unsere Gesundheitsämter damit umgehen?

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https://mohr-loveforfood.de/

https://www.ci-romero.de/

"Unter dem Namen Corona Contact Tracing Germany (CCTG) ist seit 7. Dezember 2020 eine komplett quelloffene Variante der Corona-Warn-App in dem alternativen App-Store F-Droid verfügbar."

https://de.wikipedia.org/wiki/Corona-Warn-App

 

Weihnachten: wir bereiten uns auf die Wiederkunft Christi vor

Zur Zeit lese ich

Als Christen Juden waren

Paula Frideriksen

Verlag: Kohlhammer

Das Buch hat mir eine neue Sicht auf Advent und Weihnachten vermittelt:

Zeit für eine neue Sicht auf das Weihnachtsfest

Das Kind ist ja längst geboren. Der Heiland ist auferstanden und wir wirken in der Kirche für seine Botschaft. Was sollen wir das Kind in der Krippe feiern, die Geburt? Als Geburtstagsfeier ist das ok, aber jedes Jahr so zu tun, als wolle man sich auf das Wunderbare dieses Ereignisses vorbereiten ist ein Blick zurück. Warum tun wir so?

Besser, wir würden nach vorne schauen und uns auf die 2. Wiederkunft des Herrn vorbereiten. Denn er wird kommen. Mein Vorschlag: Wir feiern Weihnachten wie wir es gewohnt sind und bedenken dabei, dass wir im Hier und Jetzt leben in Erwartung eines neuen Himmels und einer neuen Erde.

Wir feiern zur Zeit ein Ereignis, das Wenige noch für historisch halten. Es wird verkitscht auf Weihnachtsmärkten und in Werbeclips. Es ist niedlich und süß und rührt das Herz. Mehr nicht. Alles was Weihnachten in der damaligen Zeit ausgelöst hat, bleibt heute leer. Niemand macht sich aufgrund von Weihnachten auf den Weg wohin. Wohin auch? Es gibt keine Krippe. Das Kind ist längst geboren und ganz woanders.

Paula Frideriksen geht in ihrem Buch "Als Christen noch Juden waren" den Anfängen der Christenheit auf den Grund. Die ersten Christen waren keine Christen sondern Juden. Das wussten wir. Aber was das bedeutet für sie und welche Entwicklungen der jungen Kirche wir aus der Heiligen Schrift lesen können, wie sie langsam begriffen, dass Jesus nicht sofort wiederkommen wird, dass sie sich auf einen langen Weg in die Welt würden machen müssen, das schildert Frideriksen eindrucksvoll. Als die ersten "an Christus Glaubenden" das begriffen, begannen sie, die Evangelien zu schreiben. Vorher waren sie damit beschäftigt, auf die Wiederkunft des Herrn zu warten. Erst als sie verstanden hatten, dass Jesus nicht "jetzt" kommen würde, gingen sie weg von Jerusalem und verkündeten der ganzen Welt (na ja, aber immerhin ein Anfang) das Evangelium.

Wir sind heute ebenso ratlos und orientierungslos und sehnen uns nach der Wiederkunft Christi oder zumindest nach einem Erlöser, der uns aus dem ganzen Schlamasel holt. Die Kirche hat sich in die Mocke gefahren und kommt aus eigener Kraft da nicht mehr raus. Maranatha, komm, Herr Jesus, komm! Wir können unserer Sehnsucht nach dem Erlöser an Weihnachten Ausdruck geben in wunderbaren Liedern und herrlichen Texten, mit dem Blick nach vorne und dem Sinn auf unsere Berufung gerichtet.

Eine gesegnete Adventzeit allerseits!

 

Goldener Oktober

Im Radio sagt der Wetterexperte, an diesem Wochenende würden die Kalenderfotos für den Oktober gemacht. So ist es. Ich bin im Sauerland. Wir haben Nachtfrost. Tagsüber stromern wir durch die Wälder. Ich war endlich mal wieder auf dem Borberg, wo es nie zu voll ist, aber immer Menschen runter nach Olsberg gucken und immer Menschen die Schilder mit den Informationen zu der Wallanlage und der Kapelle und den Kirchenruinen lesen. Auf der großen freien Wiesen gibt es den Altarblock und ein paar Bänke. Auch dort sind immer Menschen. Sie essen ihren Proviant. Vielleicht beten sie auch. Vielleicht denken sie auch an Franz Stock.

Auf dem Weg am Antonius vorbei sehen wir die Bruchhauser Steine im Gegenlicht. Ein Naturdenkmal. Die Hänge sind abgeholzt. Es gibt noch Wald, aber auch dort sind braune Flecken zu sehen. Der Borkenkäfer, die Trockenheit, die kurzsichtige Forstwirtschaft.

In der Hiebammhütte ist ordentlich was los. Alles Plätze belegt, nur im Schatten ist noch was zu bekommen. Wir füllen unseren Wasserhaushalt mit alkoholfreiem Weizen auf. Auf dem Rückweg treffen wir den Bürgermeister von Brilon und seine Frau. Ein Politiker ohne Berührungsängste. Wir plaudern ein wenig über den Skispringer und das gute Wetter.

 

Zimmer Nr. 5 Alheid von Langen

Zimmer Nr. 5 Alheid von Langen

Letzens war ich zu Gast im Gästehaus Malgarten und bei den dort lebenden Beginen. Malgarten war einst Benediktinerinnenabtei, aber eine von der adeligen Art. Alle Gästezimmer sind nach Äbtissinnen benannt. Die lebten gut, denn die hatten Geld. Die Ordensregeln beachteten sie so, wie es ihnen gut tat.

Beim Renovieren der alten Anlage wurde der Denkmalschutz liebevoll geachtet. So wurde eine Bemalung der Wand freigelegt, aus der man eine Schablone fertigte, so dass die gesamte Wand des Zimmers Nr 5 nun mit wiederkehrenden Blumenmotiven geschmückt ist. Farbig und schlicht. Der Holzboden knarrt. Das Gästehaus ist ein Fachwerkhaus. Es gibt verschieden große Räume und Gästeküchen. Es gibt Stiegen und Ecken und verwunschene Räume. Alles nicht einmal im Ansatz barrierefrei.

Auf dem Foto ist der Blick aus dem Zimmer, vorbei an der Tür mit dem Schild

Adelheid von Langen

1596 - 1631

in den Flur, an dem die anderen Zimmer liegen. Links ist ein Stück der bemalten Wand zu sehen. Damals gabe es noch keine Papiertapten.

In Malgarten leben Künstlerinnen und Künstler. Die katholische Ortsgemeinde nutzt die Kirche. Der Küster ist ein Theologe aus Finnland. Das gesamte Anwesen mit Wiesen und Gebäuden, Friedhof und Festscheune ist Eigentum eines einzelnen Menschen. Dessen Geld kam den Gebäuden zugute.

Morgens kräht der Hahn und die Baustelle an der Straße lärmt. Es gibt eine Gasstätte und es wird im Standesamt von Bramsche, im ehemaligen Kreuzgang, im Akkord geheiratet. Man holt nach, was im vergangenen Jahr nicht möglich sein konnte wegen der coronabedingten Unsicherheiten. Es gibt Gärten, Wald und allerhand zu entdecken. In dem Teich hinter den Künstlerscheunen kann man angeblich baden. Ein Fachwerkhaus wurde von Mika Springwald mit Portraits mutiger Menschen aus der Zeit der Faschistenherrschaft in Deutschland besprüht.

https://www.forum-kloster-malgarten.de/

https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Malgarten

 

Schön ist eigentlich alles - außer Koliken

Ein berühmtes Zitat. Ein Wort-Meme. Das Internet sagt: Christian Morgenstern war es. Es geht so:

Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet.

Es ist aus dem Zusammenhang genommen, weil es so schön treffend ist. https://www.aphorismen.de/zitat/6601 Stufen. Eine Entwicklung in Aphorismen und Tagebuch-Notizen, 1917.

Weiter geht es so:

Je mehr jemand die Welt liebt, desto schöner wird er sie finden.

Mir gefällt, dass Morgenstern die übliche Herangehensweise links liegen lässt, denn wir lieben gerne das Wahre und Schöne, das Komplette, Ganze und Verehrenswürdige, dem wir anzugehören wünschen.

Können Gallensteine schön sein?

Manche bewahren auf, was sie quälte. Gallensteine liegen in einem Glas. Ein Grün wie aus einem Horrorfilm, in verschiedenen Größen, aber alle identisch geformt wie der Abdruck einer Form und mit einer andersfarbigen Abbruchstelle. Da liegen sie im Glas und sind draußen.

Shit happens

Seitenstiche gehen weg. Aber am Freitag gingen die nicht weg, außerdem lag ich schon im Bett. Wo sollten die denn herkommen? Dann gingen sie doch weg.

Aber Samstagnacht gingen sie nicht mehr weg und wurden immer schlimmer. Es waren auch eher Krämpfe als Stiche. Was für ein Organ liegt denn da, wo es weh tut? Normalerweise bemühe ich die Suchmaschine oder das Netzwerk (SocialMedia, Telefon, Nachbarinnen, wie auch immer), aber das ging schon nicht mehr.

112

Gut, dass der Schmerz so groß war, dass ich nicht mehr darüber nachdenken konnte, ob die Wohnung wohl aufgeräumt und ich wohl richtig angezogen bin. Zwei junge drahtige Sanitäter entschieden, dass ich ins Krankenhaus gehöre und nahmen mich mit.

Opium

Irgendwann ... diese holprigen Straßen, es ist unglaublich, die Fahrt nahm kein Ende und die Schmerzen wurden immer schlimmer. Irgendwann waren wir im Krankenhaus, in der Notaufnahme, in einem Zimmer, Menschen, freundliche Menschen, Fragen und Handlungen und *seufz* Schmerzmittel. Haaaaach. Endlich. Hin und her und da und hier und Messen und Fragen und es liegt am Urin. Ich komme auf die Privatstation, weil alles andere dicht ist. Da werde ich getestet auf Covid-19 (oder war es schon vorher? nein, es war erst auf dem Zimmer). Maske auf, wenn jemand reinkommt, ich bin isoliert, die Schmerzen kommen wieder, das nächste Schmerzmittel. Schlafen.

Sonntag im Krankenhaus

Alle, die reinkommen ins Zimmer, stellen sich mir vor.

Auf die Schnelle hatte ich von Zuhause das Handy und das Ladekabel mitgenommen. Optimistin. Jetzt hatte ich Zeit, über die Informationen an meine Lieben nachzudenken. Nach und nach und in der richtigen Reihenfolge. Zum ersten Mal in meinem Leben erlebe ich Anteilnahme und Sorge "von der anderen Seite". Ich bin dankbar für freundliche Worte und Kontakt. Alles andere ist nicht nötig. Ich erwarte von niemandem, mich zu heilen.

2 Mitfrauen vom Beginenhof bringen eine Tasche mit meiner Bestellung und kleinen Aufmerksamkeiten zur Pforte. Schön.

Jetzt bin ich 60. Muss ich jetzt eine Tasche für Notfälle packen und in die Ecke stellen?

Ich muss nüchtern bleiben wegen einer geplanten OP, kann dann doch essen und werde auf die normale Station verlegt. Mit mir ist eine 40jährige Mutter auf dem Zimmer, die eine lange Lebensgeschichte und viel Erfahrung hat. Von ihr weiß ich, dass das Ziehen des Katheders nicht weh tun wird.

Sonntag OP

Ich bekomme eine Schiene, die den Harnleiter weitet, damit mir demnächst der Stein entfernt werden kann. Die OP vergeht im Traum. Alles ist gut, außer Katheder und Infusionszugang in der Ellebogenbeuge. So kann ich nicht schlafen. Aber es ist erstaunlich, was der Mensch alles kann.

Die Welt betrachten

Beim Aufbruch unter Schmerzen blieb das TE DEUM Zuhause. Beten kann ich auch so. Es ist eine neue Erfahrung, dass ein Gebet nicht nötig ist. Es ist so wenig nötig wie eine sofortige Heilung. Das Liegen, das Schlafen, das Nichtdenken. Das Gespräch mit der Zimmernachbarin. Gott ist da. Gott existiert ohne mein Lob. Es ist gut so.

 

Fußball als Grenzerfahrung

Am 12. Juni 2021 brach bei der Fußball-Europameisterschaft im Spiel Dänemark : Finnland ein dänischer Spiel gegen Ende der 1. Halbzeit zusammen. Leidende Fußballer sind uns vertrauter, darum brauchten wir ein wenig, bis wir den Ernst der Lage erkannten. Ein Spieler winkte seine Vereinskollegen heran. Sie bildeten ein Schutzschild um den, der von Sanitätern wiederbelebt wurde. Einige Spieler weinten. Dem Kommentator gingen die Worte aus. Auch dem Publikum im Stadion gingen die Aktionsmöglichkeiten aus.

Das Spiel war um 17.00 Uhr angepfiffen worden. Um 20.30 Uhr wurde es fortgesetzt, nachdem klar war: der Spieler lebt, er ist im Krankenhaus, wird weiter untersucht, ist gut versorgt und hat über einen Messenger mit seinen Kollegen gesprochen und sie aufgefordert, weiterzuspielen.

Wer diese Zeit der Unruhe miterlebt hat, konnte etwas von den Grenzen unserer Lebensgestaltungsmöglichkeiten als Menschen in dieser Welt lernen. Grade beim Fußball geht es um Geld. Die Werbung spielt eine große Rolle. Bei dieser Europameisterschaft ist auch das Beisammensein ein enormer Wert. Wir haben hier eine Großveranstaltung, die in der abklingenden Pandmie stattfindet. Aber auch das ist ungesichert. Es wird weiter Escape-Varianten des Virus geben. Wir wissen nicht, was wird.

Grau is' im Leben alle Theorie – aber entscheidend is' auf'm Platz.

Alfred Preißler

Vertrag, Versicherung und jede Menge Kohle

Manchmal zählen wir unser Geld und denken über unser Leben nach und treffen eine Bewertung. Manchmal tun wir dasselbe mit dem Leben anderer.

Manchmal machen wir uns Sorgen. Manche schwören auf Natur, andere auf Macht, wieder andere haben aufgegeben.

Manche lassen sich mittragen, manche müssen mitgetragen werden, manche müssen immer vorne sein.

Am Samstag den 12. Juni 2021 gingen uns die Worte aus. Das ZFD sendete irgendwann nur noch ein Bild mit dem Satz, es gäbe momentan keine Liveübertragung. Alle hatten es versucht, niemandem war was Gescheites eingefallen, und als es allen Verantwortlichen klar war, war quasi Testbild angesagt.

Manchmal ist Zeit für Garnichts, Schweigen, Nada, nennen Sie es, wie Sie es nennen wollen. Dann ist es gut, wenn alle einsehen, dass sie nichts zu sagen haben. Das ist genau dann, wenn alles, was wir für lebenswichtig halten - einen unkündbaren Arbeitsvertrag, Versicherungen für alle Eventualitäten (+ einem Altar für den unbekannten Gott) und keine Geldsorgen - nichts mehr wert ist. Die Lebenserfahrenen nicken jetzt und sagen: Gesundheit! Aber auch Gesundheit kann einem gestohlen bleiben. Das Herumreiten auf der Gesundheit macht chronisch Kranke zu doppelten Opfern. Einfach mal den Mund halten, wenn es dick kommt.

Glück gehabt

Die UEFA ließ 19.45 Uhr bekannt geben, der Spieler sei bei Bewusstsein und die Europameisterschaft werde fortgesetzt. Waren wir erleichtert? Ja, das waren wir. In unserer ach so gottlosen Zeit hatten Menschen gesagt, es helfe nur noch beten. Es wurde gebetet. Und die an keinen Gott glauben, waren in anderer Weise in sich gekehrt. Einer wollte Energie schicken. So sagte er. Das mögen viele andere Menschen ebenfalls gedacht haben.

Die Spiele gehen weiter. Wir können hoffen, dass diese Unterbrechung vielen Menschen im Gedächtnis bleibt. Und im Hirn und im Herzen, im Sympathicus und im Parasympathicus. Für eine Zeit war das Leben eines Menschen wichtiger als das Spiel. Wenige forderten, es möge weitergehen. Auch wenn wir es in unserer pluralistischen, vielgestaltigen Menschheit nicht mit einer einzigen Stimme sagen können, haben wir doch etwas erfahren, das uns gemeinsam ist. Wir benennen es auf unsere Weise. Jede und jeder drückt es anders aus. Ich sage: Es gibt Grenzen. Und ich sage auch: Wir können nicht alles regeln. Und das ist gut so. Wir erfahren an unseren Grenzen, dass das Leben nicht in Konzepte passt. Gesetze können Rahmenbedingungen schaffen. Mehr nicht.

Abgesehen davon gilt noch immer:

Wenn keine Liebe dabei ist: direkt sein lassen. (Schauspielhaus Bochum)

 

Sonntag im Ruhrpark

Der Ruhrpark ist ein riesengroßes Einkaufzentrum im Bochumer Osten. Er hat so viel Geschichte, dass man dort damit werben kann, dass die Kaufkraft in der Stadt bleiben soll. Einzelhändler, aber meist Ketten und eine Fressmeile und der Fanladen des VfL Bochum.

An diesem Sonntag liefen mehr Menschen herum als gewöhnlich. Wir wollten uns dort treffen, trafen uns aber nicht (das ist eine andere Geschichte), also standen die 2 einzigen Menschen am Treffpunkt und beobachteten amüsiert Menschen mit Smartphones, die auf Displays starren. Nichts besonderes, mögen Sie denken. Aber das war wirklich außergewöhnlich. Manche trugen sogar 2 Geräte in der Hand. Sie wischten und wischten. Sie standen und gingen. Sie waren allein oder kleinen Gruppen. Manche berieten sich offensichtlich.

Warum sind die nicht in der Kirche ?

Junge und Alte, und niemand schaute auf die Schaufenster. Nur ganz wenige holten sich ein Donut oder einen Kaffee. Ja, Mensch.

Wir hatten einen Verdacht. Um den zu verifizieren, wagten wir uns nah heran an die seltsamen Menschen. Näher als 2 Meter kamen wir, Masken trugen wir ja sowieso. Ha! Wir hatten richtig vermutet.

Die Ernsthaftigkeit ihrer Bewegungen, die Konzentration in ihren Gesprächen, das Vertrauen im Aufeinanderzugehen, im Austausch, das alles machte mich ein wenig neidisch. Das kriegen wir in unseren Pfarreien nicht mehr hin. Verstehen Sie mich nicht falsch: Menschen sollten nicht auf Displays starren. Aber Menschen sollten sich auf den Weg machen, sie sollten Orte aufsuchen und von diesen Orten etwas erwarten und sie sollten wissen, dass diese Erwartung sich nur erfüllt, wenn sie selber etwas hinzufügen. Und wir, wir von der Kirche, wir pastoralen Kräfte, wir sollten wieder in der Lage sein, etwas so zu gestalten, dass Menschen sich gerne und begeistert auf den Weg machen, mit hohen Erwartungen und mit der Bereitschaft, zum Gelingen etwas hinzuzufügen. Wir sollten Spaß haben, mit Farbe und Klang und weit ausladenden Bewegungen. Wir müssen besser werden als Pokémon.

Heute hieß es im Evangelium Markus 6, 20 - 35, der Geist sei entscheidend. Um im Bild zu bleiben: spielentscheidend. Und die Familie, die Jesus zurückholen will, weil sie fürchten, dass er durchdreht, kann unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen. Jesus bleibt bei den Seinen. Der Geist Gottes macht den Unterschied zwischen uninteressanten Dummschwätzern und Jesus. Das merkt das Volk. So steht es im Markusevangelium.

Ehrlich gesagt, habe ich nie in meinem Leben Pokémon gespielt. Beeindruckend war die Szenerie heute dennoch für mich. Schwarzer Grund mit heller Aufschrift: Wenn keine Liebe dabei ist - einfach seinlassen. Schauspielhaus Bochum.

Ein Nachbarin hat eine Einkaufstasche mit dieser Aufschrift. Ich liebe diese Tasche. Und ich halte mich dadran.

 

Beforeigners | HBO Nordic | Fernsehserie

Zur Zeit in der ARD Mediathek

In Oslo tauchen Menschen aus 3 Epochen der norwegischen Geschichte auf (harharhar, Insider). Menschen aus dem Neolithikum, aus der Wikingerära und aus dem 19. Jahrhundert müssen in unsere Gegenwart integriert werden. Die beiden Figuren im Mittelpunkt der auf mehreren Ebenen und in mehreren Zeiten (s.o.) laufenden Serie sind ein Polizist (getrennt lebend, eine Tochter), der meist besorgt schaut und sehr süüüß ist, und eine Polizistin (Wikingerin, ... äääh ... oh, das ist nicht korrekt, das muss heißen: Mensch aus der Wikingerära), die meist entschlossen schaut und eine Hammerfrau ist.

Die Serie kommt mit Humor. Anders geht das nicht. Wer wollte solche Herausforderungen schon in Pädagogik gießen? Es wird erzählt und erzählt und erzählt. Eine Fülle an Figuren und Handlungssträngen. Immer wieder neue und durchaus pfiffige Einfälle, die die Aufmerksamkeit halten. Wie zum Beispiel die drohenensteuernde Aktivistin aus dem 19. Jahrhundert (Vorurteil: lehnen Elektronik ab). Oder der Typ aus dem Neolithikum, der ein Bordellimperium aufbaut (läuft vorzugsweise nackt rum). Oder der Königsmörder (norwegische Geschichte).

Es macht Spaß, es ist lustig, es gibt viel zu entdecken (Popkultur, norwegische Geschichte wie Asterix für die Franzosen, Clash of Cultures) und es hat alles, was eine Serie braucht: Sex, Crime und Religion.

Links

Bayrischer Rundfunk

ARD Mediathek

Was man in Norwegen so darüber schreibt