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1. Sonntag in der Fastenzeit 2017 - eine unhaltbare Predigt

An dieses Evangelium habe ich schlechte Erinnerung, weil die erste Beschäftigung damit eine rein intellektuelle war, die naturgemäß im Streit endete. So liest man die Heilige Schrift nicht. Aber das ist 40 Jahre her.

9 jugendliche Firmbewerber hatten sich vergangenen Freitag über Seelsorge in einer Komplexeinrichtung der Behindertenhilfe informiert. Sie stellten fest: Leichte Sprache ist gut zu verstehen, lässt aber Einiges aus. Dem besseren Verständnis wird der Inhalt geopfert und für die Jugendlichen ist Leichte Sprache anstrengend zu lesen. Es ist nicht ihre Sprache.

Im heutigen Evangelium sprechen der Teufel und Jesus über die Bibel und den Missionsauftrag auf ihre je eigene Weise: Der Teufel hat sich im Sinn, Jesus hat Gott im Sinn. Darum kann Jesus auf des Teufels Anwürfe entspannt und sicher reagieren: Er hat einen Standpunkt. Dessen ist er sicher.

Was ist mein Standpunkt?

Wenn wir morgens und abends auf Twitter gemeinsam beten, kommen die verschiedenen Lebensweisen von Christen und Nichtchristen zum Ausdruck. In den Fürbitten kann jeder von uns alles vor Gott bringen. Manchmal geraten wir am Rande in Diskussionen um den rechten Weg zum Glauben und die rechte Weise, Gott anzubeten. Da sind wir nicht anders als dieser Martin Luther, der sein Lebenlang gesucht hat: den richtigen Weg und den Austausch mit anderen.

Als eifrige Nutzerin des Internets sind mir Mobbing, Fakenews, Datenschutz und diese Dinge vertraut. Es gibt grundsätzlich 2 Möglichkeiten, damit umzugehen:

  • Man registriert sich, wo es nur geht, und verteilt Daten ohne Ende. Man müllt das Netz zu und die Follower und Freunde finden das, was sie interessant finden.
  • Man behält seine Daten bei sich, informiert sich gründlich, bevor man sich irgendwo registriert und ist Teil eines Netzwerkes, in dem man lernen kann. Was man kreativ erarbeitet, telt man mit anderen. Man gestattet anderen, die eigenen Texte, Bilder und sonstigen Daten zu nutzen.

Der Teufelsweg führt mit dem Mainstream. Man ist geborgen wie in einer vollgeschissenen Windel. Übersicht hat man sowieso nicht, aber das gute Gefühl, dazu zu gehören.

Der Weg, der meiner ist, ist kein Vorbild für andere, denn er ist mein Weg. So sieht es auch Jesus. Er tut das Unerwartete nicht aus einer Position der Übermacht, sondern weil es uns unerwartet vorkommt. Bei Licht besehen ist der Teufel am falschen Ort, zur falschen Zeit. Die drei Versuchungen, mit denen der Teufel Jesus konfrontiert, kommen uns einleuchtend vor. Wer die Geschichte nicht kennt, ist gespannt wie ein Flitzebogen auf die Reaktion dieses Jesus von Nazareth.

  • Wer kann schon gegen Brot sein?
  • Wer dürfte an der Allmacht Gottes zweifeln?
  • Wie könnte Macht etwas Schlechtes sein, wenn man damit Gutes tun kann?
  1. Wir alle müssen essen. Der Mensch kann nicht leben ohne Nahrung. Aber wir wissen aus Erfahrung, dass das alleine nicht genügt. Übergewicht. Weggeschmissenes Essen. Wir haben heute ganz andere Erfahrungen mit dem Essen und Trinken als der Teufel und Jesus. Die Sorge um das tägliche Brot haben wir mit Industrialisierung gelöst. Mittlerweile wissen wir: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Was ich zum Leben wirklich brauche, das will ich in dieser Fastenzeit ergründen.
  2. Ich bin getauft. Das war der Anker für Martin Luther. Wer zu Gott gehört, dem kann nichts passieren. Den Seinen gibt es der Herr im Schlaf. Wir lachen über solche Sätze und halten sie nicht für möglich. Eigentlich leben wir Christen im Großen und Ganzen wie alle. Wir schließen Versicherungen ab, lassen uns impfen, gehen regelmäßig zum Arzt. Was ist denn mit unserem Gottvertrauen? Ich will in dieser Fastenzeit mein Verhältnis zu Gott ergründen.
  3. Zum Thema Macht hat J.R.R. Tolkien in seinem Epos "Der Herr der Ringe" alles Wissenswerte geschrieben. Wer zur Macht greift, wird von ihr beherrscht. Aber es gibt einem ein gutes Gefühl von Sicherheit, wenn man ein Portenonnaie und Kreditkarten bei sich hat. Wir können Auto fahren. Wir trainieren irgendeine Sportart. Wir machen Dinge, um anderen zu zeigen, dass sie uns ernst nehmen müssen. In dieser Fastenzeit will ich ergründen, wie ich ohne Macht klarkommen kann.

+ Gelobt sei Jesus Christus

 

Rezension: Das kollegial geführte Unternehmen - IdeeQuadrat

Es gibt mehr von dieser Art Lektüre als in meinem Unternehmen wahrgenommen wird. Platt gesagt. Tatsächlich hatte der damalige Pfarrer vor 10 Jahren gesagt, es ginge sowieso nicht anders, wir müssten vor Ort jeder machen, was wir so machen. Kann man es überhaupt richtig machen, wenn doch die Dinge sich geändert haben, Leitung neu definiert wird und in sozial agierenden Unternehmen sowieso bereits alles schwimmt, weil Pflege, Erziehung, Kirche und all diese alteingesessenen Unternehmen umdenken müssen.

Ich habe dieses Buch noch nicht gelesen. Meine Befürchtung ist, dass ich nach der Lektüre eine Ahnung bekomme, wie es in unserer Pfarrei gehen könnte, es aber nicht vermitteln kann.

Aber interessieren tut es mich schon.

 

Erfrischend und wunderbar - eine Wanderung durch unsere kirchliche Landschaft

Dies ist ein ganz subjektiver Bericht. Damit sind wir schon beim Thema: Eine Konferenz mit Menschen, deren Ziel nicht Anpassung sondern Engagement ist. Hat man nicht so oft. So war das aber bei "W@nderer - eine Konferenz für Pioniere" in der Eishalle zu Hannover am 14. und 15. Februar 2017.

die materialisierte Twittertimeline

Manch eine hatte auf ihr Namenschild auch den Twitternamen geschrieben. "Ach, du bist das.", war einer der häufigstgehörten Sätze. Neben Gesprächen in der Hannoveraner Eishalle fand ein Twitterdiskurs in gewohnt pointierter Weise statt.

das Systematische

Jonny Baker wühlte in seiner Keynote mein Religionspädagoginnenleben an einer Stelle mit der Bemerkung auf, seine Studenten sollten nicht Systematische Theologie studieren faul wären sie deswegen nicht. Aber was sie denn sollten, wurde nicht klar. Herrje, man musste dauernd selber denken.

 

 Nach Diskussionen und Grübeleien bin ich zu dem Zwischenergebnis gekommen, dass Systematische Theologie und FreshX zwei unterschiedliche Spielfelder sind und sich nicht in die Quere kommen. Eher sollten sich die Pastoraltheologen warm anziehen.

kein BarCamp, aber Sessions

Den Veranstaltern ist es hoch anzurechnen, dass sie es Konferenz nannten und nicht BarCamp. Fürchterlich, diese Verwahrlosung der Begriffe. Trotzdem gab es Sessions aus den Themen der Teilnehmer, die flugs zu Teilgebern wurden.

meine Session

Mir ging es um Inklusion & Diversity in der Pastoral. Zwei waren aus der vorangegangenen Session geblieben und so hoben wir einen Geocache.

  • geht hinaus
  • Begeisterung
  • Fremdheit
  • man muss nicht alles machen, aber als Verantwortlicher sollte man so viel wie möglich zulassen - auch das, was die eigenen Ekelgrenzen überschreitet
  • der Weg ist nicht immer das Ziel, aber es ist nicht schlimm, wenn man nicht alles erreicht, was man sich vorgenommen hat, wenn man nur die Chancen der W@nderung nicht verpasst

Wir trafen Menschen, die uns ihre Coins zeigten. Und auch wir hatten einen Coins dabei: Einen Engel mit dem Auftrag, Bibeln zu sammeln. Lieber Leser, liebe Leserin: Sie müssen nicht alles verstehen. Aber Sie können verstehen, dass Begegnung stattfand. Tatsächlich. Wir waren rausgegangen. Überall sind Menschen. Alles ist Gottes Schöpfung. Der Kaplan in unserer Runde war früher Eisenbahner gewesen. Storys haben wir ausgetauscht. Der Besitzer der Eisdiele nahm an unserem Gespräch teil. Vom Nebentisch aus schaute man interessiert rüber, was wir da mit unseren Smartphones verhandelten, denn wir waren engagiert.

Wer war mitgelaufen?

Vor der Eisdiele standen einige andere W@nderer. Das war ungefähr der Zeitpunkt, an dem mir klar wurde, dass diese Konferenz ein breiteres Menschenfeld absteckt: Es gab die Verpflichteten, die alten FreshX-Kämpfer, die Neugierigen, die Gewohnheitsmenschen, die Missionare (die im miesen Sinne nur ihre Botschaft an den Mann bringen wollten), die Jungen, die Alten, die Hauptamtlichen, die Ehrenamtlichen, die Unkategorisierten.

Bei Bistumsveranstaltungen läuft man sich verschwörischer oder verschämt über den Weg, wenn man sich außerhalb der Pausen an der Eisdiele trifft. Hier war es anders. Hier galt die Parole vom "Für-sich-selbst-sorgen" was. War nicht sogar gesagt worden, wir sollten rausgehen?

Anders als sonst war auch, dass man mit jedem reden konnte. Es gab nicht diese müden, gelangweilten Gesichter. Es gab keine "Ichbinwichtig"-Gruppen. Wer nicht reden wollte, sagte das. Man sprach sich an, stellte sich dazu. Und am Schluß gab es eine Segensliturgie.

auch Pioniere brauchen einen Ort, an den sie ihren Kopf legen können

Niemand hat die Absicht, einen Verein zu gründen. Man konnte von Gemeinden hören, die neu gegründet werden. Aber das sind keine Vereine.

Die Pioniere kriegten alle einen Email-Becher (hahaha) mit einem seltsamen Logo, das A&O bedeutet, aber natürlich zu wilden Spekulationen Anlaß gibt. Mein Favorit: es ist der Communicator aus StarTrek.

Was wird nun? Werden wir reüssieren? Wird man uns wertschätzen? Werde ich einsam und verlassen in der Dunkelheit ohne Proviant und ... ach, scheißwasdrauf. Becher in den Rucksack und auf geht 's.

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Noch mehr Berichte:

 

Storify der Veranstalterinnen

https://kirchehochzwei.de/cms/blog/wnder-eine-konferenz-den-social-media

 

Seilschaften und Routen als Methodenformate in der Eisfabrik

http://kircheinderheide.blogspot.de/2017/02/wnder-konferenz-uber-das-geschenk-nicht.html

 

Wandern, Wundern und als-Verwundete-Leben sind Grunderfahrungen christlichen Glaubens

https://zwischengerufen.wordpress.com/2017/02/16/kirchen-verwndert-euch/

 

Martin Recke auf Medium

http://commentarium.de/2017/02/wandern-undwundern/

 

Die Beymeister auf EKiR

http://www.ekir.de/www/service/wander27862.php

 

Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers

http://www.landeskirche-hannovers.de/evlka-de/presse-und-medien/frontnews/2017/02/22

 

Exodusgemeinschaft

http://www.exodusgemeinschaft.de/ein-wnder-rueckblick/

 

Hilflosigkeit kann man lernen

das Problem

Um einem Menschen seine Würde zu nehmen, muss man ihn nur zwischen isolierte Systeme spannen. Dazu braucht es nicht mal einen Kopf, der den Prozess steuert. Wer beispielsweise die Erwartungen seiner Nachbarn, seiner Familie, seines Trainers und seines Arbeitgebers erfüllen muss, die sich alle nicht miteinander abgesprochen haben und denen man einen bösen Willen nicht unterstellen muss, geht vor die Hunde. Es bedarf einer Unmenge an Energie, sich aus der nichtverschuldeten Unmündigkeit zu befreien. Wie macht man das?

Es begann möglicherweise damit, dass die Eltern einsahen, dass das Kind Luxusgüter braucht, die andere auch haben. Das lernt, sich anzupassen. Warum soll es das ändern? Was wäre der Vorteil der Freiheit? Als "Opfer" lässt sich niemand gern bezeichnen. Die Systeme funktionieren.

das Schaubild

Malen Sie sich zur Veranschaulichung einen Punkt 0 in die Mitte eines Papiers. Der Kreis, den Sie drumherumzeichnen, ist der Lebensbereich des durch Punkt 0 gedachten Menschen. Dann zeichnen Sie Ausschnitte, die von außen in den Kreis hineinstechen. Sie sind außen breit und laufen auf den Punkt 0 spitz zu, erreichen ihn aber nicht.

Schaubild Hilflosigkeit

Nennen wir die Ausschnitte probehalber A, B, C und D und veranschaulichen uns das Ganze mit einer Geschichte:

Es geht um das Kind 0, das zur Erstkommunion gehen soll.
A ist die Mutter, die für das Kind die wichtigste Bezugsperson ist.
B ist die Pflegefamilie, in der das Kind lebt.
C ist die Kirchengemeinde, in der das Kind lebt.
D ist die Kirchengemeinde, in der die Mutter mit den Geschwistern des Kindes lebt. Eines der Geschwister wird zur Erstkommunion gehen.

B nimmt mit C Kontakt auf, weil A eine unklare Information gegeben hat. Mit der klaren Information hätte B mit D Kontakt aufgenommen. Durch Konflikte hält C Rücksprache mit B und man einigt sich, dass C Kontakt mit A aufnimmt. Im Kontakt CA wird deutlich, dass nicht C, sondern D der beste Kontakt wäre. ... Der Prozess dauert an.

Sie können die Dreiecke vergrößert, verkleinern aus dem Kreis herausschieben, tiefer hineinschieben, Punkt 0 vergrößern, verkleinern. Passen Sie das Schaubild so an, dass es Ihnen hilft, den Prozess der Hilflosigkeit zu verstehen. Wer nimmt mit wem Kontakt auf? Wer schiebt grad Vernatwortlichkeit ab? Wem fehlen Informationen?

Es ist klar: Wenn alle miteinander kommunizieren, hat jeder Mensche eine Chance. Wenn aber jeder nur in seinem Interesse handelt, gehen die Schwächsten zugrunde. Wenn jeder Mensch klar und angstfrei kommunizieren könnte, gäbe es weniger Mißverständnisse. Bei uns in Deutschland lautet das Motto derer, die sich aus der Verantwortung ziehen: "Wer ist zuständig?" Zuständig ist aber nie nur ein Mensch. Es kann sein, dass es einen Menschen gibt, der die Verantwortung trägt. Das Konzept des Nächsten, das uns Jesus hinterlassen hat, hält uns in der Verantwortung. Das kann Angst machen. In dem Konzept des Nächsten geht es aber nicht um den, der die Prügel kriegt, weil er alles falsch gemacht hat, sondern um ein liebevolles Miteinander. Wir Christen versuchen dieses Konzpet durch alle Zeiten und in allen Gesellschaften als je eigene 0-Punkte zu leben.

Übrigens ist auch die Mutter, der Pastor, der Vater in der Pflegefamilie, ... in seinem eigenen Schaubild eine Person 0, die sich wehren und bewähren muss gegen seine eigenen As, Bs, Cs und Ds.

das System wird irritiert

Der Chor der katholischen Kirchengemeinde Hochdahl gab noch 1998 einen Klassiker des NGL: Das Musical "Franz von Assisi" von Peter Janssens und Wilhelm Willms. In dem verlinkten Beitrag fragt der Autor, ob das Musikstück denn noch zeitgemäß sein könnte und antwortet selbst:

Im 1. Akt ‑ Requiem für einen reichen Jüngling ‑ steht nämlich die Frage zur Debatte, wie verbindlich der Trend der Zeit denn sei. Der "Zug der Zeit" ‑ fort, immer fort, in einem fort ‑ ist ein Leichenzug, und wer leben will, muß aus diesem Zug aussteigen, wie der Jüngling von Naim, der aufgeweckt wird, aussteigt und den Zug ohne ihn weiterziehen läßt (ohne daß die Teilnehmer des Leichenzuges es merken).

Die lange kirchliche Tradition führt uns über dieses Musical und Franz Assisi zurück bis in die Zeit des Jesus, der als Sohn Gottes auf die Erde kam, um in seinem Leben zu verdeutlichen, wie genau Gott es gemeint hat mit seiner Schöpfung und seiner Liebe. Wir erinnern uns ... und machen gerne den Einwand, dass sei alles etwas viel verlangt. Aber genau diese Botschaft ist es, die uns aus der Hilflosigkeit führt.

Komplettieren Sie selbst!

mehr Inklusion, bitte !

In der Reihe Behinderung - Theologie - Kirche Beiträge zu diakonisch-caritativen Disability Studies befassen die Herausgeber des Bandes Welt in der Welt, Hans-Walter Schmuhl und Ulrike Winkler, sich zwar mit Heimen für Menschen mit geistiger Behinderung, aber die behandelten Aspekte wirken ebenso im Selbstverständnis der Mehrheitsgesellschaft: Es geht um Sprachlosigkeit, Verständnis, Vermittlung und diese Dinge, die unser aller Leben betreffen. Wer die Ausgrenzung von Menschen mit geistiger Behinderung für eine Unmenschlichkeit hält, wird die Probleme der Mehrheitsgesellschaft (Leistungsdruck, Selbstoptimierung, Verlust der sozialen Stellung, Zukunftsängste) durch Verwirklichung von Inklusion schnell erledigt sehen. Das will ich Ihnen gern durch Eindrücke beim Besuch der phantastischen Ausstellung Touchdown 21 erläutern: Es geht um das Down-Syndrom, Trisomie 21. Die Ausstellung ist gut gefüllt. Auch Menschen mit Down-Syndrom sind unter den Besuchern. Manche ihrer Begleiter erklären etwas.

  • Ein Mensch liest einem anderen etwas vor und der, dem vorgelesen wird, unterbricht und liest selber weiter. Was denken Sie: Wer von beiden ist behindert?
  • Ein Mensch erklärt einem anderen, dass er nicht zu weit weggehen darf, weil er sonst verloren geht (in einer Ausstellung!). Wer von beiden ist behindert?
  • Ein Mensch sitzt ganz in sich versunken am Boden. Alle anderen lassen diesen Menschen so sitzen.

Wenn Sie diese Gedanken weiter verfolgen: Merken Sie, dass unser Leben reicher und vielgestaltiger wäre, wenn wir uns nicht an Regelungen anpassen müssten, sondern unsere Ausdrucksformen selber wählen könnten? Es sind ja nicht nur die Behinderten/Menschen mit Behinderung, die unter dem Verdacht stehen, es nicht zu schaffen. Die Abgehängten, die Arbeitslosen, ... die ..., aber nein, es sind auch die Schlüsselfiguren unserer Gemeinschaften und Gesellschaften, die etwas verändern können, wenn sie die Sinnhaftigkeit von Übereinkünften (von der Hausordnung bis zum Grundgesetz) verständlich machen könnten. Es sind Menschen mit Trisomie 21/Down-Syndrom, die sich völlig kompromisslos verhalten. Sie weisen mit ihrem Leben auf Fehler im System hin. Nur weil sie keine Abhandlungen darüber schreiben, versteht die Mehrheitsgesellschaft sie nur selten.

ein Wort zum Schluß

Einer der Macher der Ausstellung hat es wunderbar auf den Punkt gebracht:

AM LIEBSTEN LANGWEILE ICH MICH MIT MIR SELBST.

JULIAN GÖPEL

Sie können dieses Bonmots als Postkarte im Museumsshop erwerben.

 

Wie krieg ich den von Twitter hierhin? Niemand kümmert sich um meine Tippfehler. Alles muss man selber machen.

 

Mehr Licht -> auf der Suche nach Gebetsformen für alle

Bis jetzt können die Orden es noch am besten. Sie haben Jahrhunderte währende Erfahrung mit dem Stundengebet. Intern geht es bei Veränderungen um Latein oder nicht und wie Gäste gut einbezogen werden können.

Aber nicht jeder mag den langen Weg durch die Tradition gehen, wenn es ihm nicht bereits in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass gemeinsames Gebet einen Beginn und ein Ende hat und Formen, die von allen Beteiligten mitvollzogen werden können, selbstverständlich auch eine Lesung und in der Regel das konfessionsverbindende Vaterunser. Dabei geraten beim Vaterunser Freikirchler schonmal auf die Diskussionsschiene. Und die Suchenden fragen, ob es alles so christuszentriert sein muss.

 

 

Was lässt mich eigentlich an zeitgemäßen Ansätzen für eine verbindende Liturgie stolpern? Warum stimme ich nicht mit fliegenden Fahnen zu? Nach 2 durchschlafenen Nächten hab ich die Antwort beieinander: Weil auch hier nicht alle angesprochen werden und weil das nicht von Anfang an klar gesagt wird. Hier wird eine Sprache gewählt, die bereits die eigene ist. Das ist ein großer Vorteil, aber er muss auch benannt werden. Ich fühle mich in der Lichtteilchen-Liturgie so fremd oder angesprochen wie bei jeder anderen Liturgie auch. Und das liegt nicht zuletzt an der Textlastigkeit. Und dass mir dies auffällt, liegt natürlich an meiner Beschäftigung mit Leichter Sprache und dem Kampf von Menschen mit Behinderung um Inklusion.
Ich hol nochmal ein wenig aus: Im Grunde begann meine Freude an der Liturgie in der Kindheit, wo ich nichts verstand, sondern vermutete, jeder Abschnitt der Heiligen Messe brächte einen Wechsel der Körperhaltung mit sich. Darum erwartete ich bei jedem neuen Schritt, dass ich knien, stehen oder sitzen müsse. Den Zugang gibt es auf Postern bis heute: Man erklärt Kindern, wann sie knien, stehen oder sitzen sollen. Warum das alles so ist, interessierte mich wenig. Ich konnte von der Heiligen Schrift schon viel verstehen und fand es toll. Nur wunderte mich, dass es alles so wenig mit der Gemeinde zu tun hatte. Als Jugendliche staunte ich darüber, dass die Erwachsenen auf dem Kirchplatz nach der Messe als erstes über die Predigt herzogen - und das jedesmal. Ich versuchte dahinterzukommen, was eine gute Predigt ausmacht. Schließlich beschloß ich, das Verhalten nach der Messe einfach nicht zu verstehen.

Was erwarte ich von einem Gottesdienst?

Gemeinschaft und Gebet, Schriftlesung und Gestaltung.

Gottesdienste habe ich bereits viele erlebt. Fürchterlich waren diese bemüht gestalteten Sonntagsgottesdienste. Fürchterlich sind auch diese Predigten der übriggebliebenen Großinquisitoren. Aber ich gehöre nicht zu denen, die alles richtig machen müssen und erwarte das auch nicht von anderen. Ich möchte nur nicht in irgendeine Fraktion gezogen werden.

Gottesdienste können regelmäßig sein. Aber nicht immer bin ich bereit zum Gebet. Darum bin ich froh, dass ich nicht wie viele katholische Priester einen Gottesdienst nach dem anderen halten muss. Gebete, die mir heute aus dem Herzen kommen, kommen mir zu anderen Zeiten falsch vor. Darum bin ich dankbar für das Stundengebet und die Tagesliturgie. Beides ist ein Fundus und ein Ankerplatz. In meiner Lebenswelt sind @twaudes und @twomplet auf Twitter Kristallisationspunkte des Gebets. Beide gehen von erprobten Tagzeitgebeten aus, von Laudes und Komplet. Sie bieten den Vorbetenden Freiraum, der nicht definiert sind. Manche Vorbeter nerven, manche bereichern. Manche Teilnehmer twittern mir zu viel ins Gebet rein. Über die meisten Tweets bin ich schlicht dankbar, weil die große Vielfalt der Glaubenden die derzeit möglichen Kräfte einer Gemeindepastoral bei Weitem übersteigen.

Mir geht es wie Martin Buber es so wunderbar in seinen chadissischen Erzählungen beschreibt. Ich bin so ein Kauz, schlicht ein Mensch, in Beziehung mit Gott, am liebsten ohne Konzept, aber als Gemeindereferentin gedrängt und bedrückt von Erwartungen der Gemeindemitglieder und weiterer Menschen, die meinen, sie wüssten, was ich zu tun und zu denken habe. Darum bin ich dankbar für jeden Begeisterten - solange er oder sie mir nicht erzählen will, sie habe den Stein der Weisen gefunden. Den Schatz haben wir bereits. Wir wissen, wie es geht. Wie kann eine Liturgie für alle lebendig werden?

 

Liturgische Landschaften

Diverse Apps und Plattformen bieten schnellen Zugang zu Gottesdiensten. Man kann aber auch Bücher lesen.

Eine kleine Auswahl.

Was jetzt noch fehlt, ist ein Netzwerk mit Fundus, wie die Lichtteilchen-Liturgie es anbietet. Was da noch fehlt sind Bilder und Töne. Man könnte auch noch Orte in die Tools einfügen. Das wäre mir wichtig, weil Liturgie für mich auch Stille ist. Manche Orte sind hervorragend für Gebet geeignet. Wie und warum das so ist, könnten Menschen da einbringen.

 

Sind Familienkreise und Kleine Christliche Gemeinschaften nicht das Gleiche?

In unserer Gemeinde gab es mal Familienkreise, die aber nur noch privat existieren, das heißt: ihre Aktivitäten, ihr Leben ragt nicht mehr in die Gemeindeöffentlichkeit hinein. Wenn man eines ihrer Mitglieder auf den Familienkreis anspricht, wird es ganz hektisch. Die Augen blicken hilfsuchend oder ängstlich. Die Antwort kommt prompt: Neinnein, das geht nicht mehr, das wird alles zu viel. Außerdem sind die Kinder schon groß und man muss die Enkel hüten. ^^ Mir kommt der Gedanke, dass es nicht die Jugendlichen sind, die der Gemeinde fehlen, sondern dass der Faden der Tradition irgendwann gerissen ist. Den will aber niemand flicken.

Bei einem Gremientreffen unseres Dekanates berichtete vor einigen Jahren ein Vertreter von Adveniat von seinen Erfahrungen mit Kleinen Christlichen Gemeinschaften. Er erzählte, dies sei eine Organisationsform von Bischöfen ärmerer Länder, die Gemeinschaften in überschaubarer Größe stifteten, so dass Glauben gelebt werden kann. In ihnen ist Glauben und Leben nicht zweierlei. Unser Gremientreffen wurde von weißem Rauch gestört. Wir begaben uns an einen kleinen provisorischen Fernseher in einem Nebenraum und sahen einen uns unbekannten Lateinamerikaner auf den Balkon des Vatikan treten und hörten ihn in seiner Muttersprache Guten Abend sagen. Dann gingen wir wieder zur Tagesordnung über. Wir stellten fest, dass Kleine Christliche Gemeinschaften nichts für uns seien, weil da sowieso keiner mitmacht.

Und jetzt weiß ich auch nicht.

Übrigens: Unter Tradition verstehe ich im Wortsinn, dass wir die Botschaft weitergeben.

Dieses Video kann versöhnen. Momentan aber stehen wir etwas ratlos da oder wir wissen es besser, auf jeden Fall kriegen wir die Sache mit der Vielfalt nicht hin. Ich bin überzeugt, dass wir (alle Getauften) (gerne auch alle, die sich zugehörig fühlen) mit einem Wir-Gefühl, dass nicht an gemeinsamen Veranstaltungen hängt, weiterkämen. Auch ich fühle das Bedrohliche der näherkommenden Wüste, die die schrumpfende Gemeinde auszutrocknen droht. Wenn ich neue Wege gehen möchte, fühlen sich Gemeindemitglieder bedroht. Sie wollen den "See" schützen. Das kann ich gut verstehen. Auch ich brauche Quellen = Orte, an denen ich geborgen bin und mit anderen vertrauten Umgang pflegen kann. Aber ich kann das nicht auf diese Weise. Mir fehlen überzeugende Worte, mir fehlt das richtige Bild, meine Haltung verständlich rüberzubringen, mir wird es zu eng im See, denn der missionarische Auftrag ist meine Berufung.

Dieses Video kann versöhnen, obwohl da steht: "Kirche als Auslaufmodell". Manch einer wird es nicht sehen wollen, weil er Polemik gegen seine kirchliche Beheimatung fürchtet. Aber es geht um ein

auslaufen

Großzügig säen. Viele Menschen beköstigen, obwohl nichts da ist. ... So Vieles hat uns die Tradition mitgegeben als Ermutigung, die Liebe Gottes allen Menschen weitergeben zu können. Ich bin es ja nicht, die das tut. Ich bin nur, um im Bild des Videos zu sprechen, ein Tropfen. Kirche ist ein Modell, dass davon lebt, dass seine Mitglieder ihrer Berufung folgen. Es ist kein Krieg angesagt, wenn die einen den Pfarrsaal pflegen und Konzepte entwickeln, um die Kirche/den Kirchbau zu retten, die anderen aber irgendwo unterwegs sind und niemand so recht weiß, was sie tun. Aber auch das zeigt der Schluß des Videos: Kommunikation ist wichtig. Wir sollten unsere Gemeinschaften, welche Form auch immer sie haben, pflegen. War das nicht schon immer so? Was wäre Thomas Mann ohne Tonio Kröger? Was wäre das Volk Gottes ohne Joseph? Was wär die Wissenschaft ohne Ada Lovelace? Was wäre die Kirche ohne mich? Was wäre ich ohne die Gemeinschaft der Glaubenden? Aber wie ist diese Gemeinschaft erlebbar?

Heute kann man nicht einfach sagen "Kommt und seht". Das haben wir im Studium der Religionspädagogik bereits in den 80igern bemängelt. Karl-Heinz Schmitt war unser Erziehungswissenschaftler. Mit großem Engagement hat er unsere Beobachtungen geschärft und damit auch unsere Bebachtungsgabe. Wir sind nach dem Studium in Gemeinden gegangen, in denen man uns sagte, es werde nur mit Wasser gekocht und mit uns begänne nicht die neue Zeit. Aber Irmgard Pahl hatte uns als Liturgiewisschaftlerin mit ihrer Begeisterung für das II. Vatikanische Konzil angesteckt, so dass die einen den Marsch antraten und für die anderen nur neue Betätigungsfelder in Frage kamen. Und Eugen Drewermann erläuterte, dass es im Eherecht den "Irrtum in der Person" gäbe, was uns neu war. Wir faßten das als übertragbares Bild auf und blieben auf der Hut - wenn auch zuversichtlich.

Niemand wird einem an der Kirche interessierten Menschen sagen: "Komm und schau es dir an." Was kann man sich anschauen? Das Ganze ist groß undunübersichtlich. Man kann aber sagen. "Schau dich in Ruhe um, lass dir Zeit. Ich kann dir gerne zeigen, was mir gefällt. Was dir gut tut, musst du selber rausfinden." So ist das im 21. Jahrhundert. Es gibt keine einfachen Antworten. Das heißt aber auch, dass niemand als esoterischer Spinner gelten kann, der sich hinausstürzt in die Wüste. Wem das so vorkommt, der müsste sich eher fragen, ob er Informationsbedarf hat. Dazu sind Bildungsräume wichtig. Beispielsweise brauchen Erstkommunion-Katechtenrunden nach meiner Erfahrung selten Anweisungen für die Stunden mit den Kindern, sondern Möglichkeiten ihre eigenen Fragen zu stellen. Das muss in Freiheit geschehen und mit Liebe, alles andere wäre Unfug.

Aber wo geh ich nun hin, da es keine Familienkreise bei uns gibt und Kleine Christliche Gemeinschaften nicht von Interesse sind, es nur kfd im Auflösungsprozess und den PEP (Pfarreientwicklungsprozess) und vergleichbare Gremien gibt - und natürlich gewachsene Strukturen, irgendwie dörflich, mir zu eng?

 

Antworten in 140 Zeichen

Es sieht so aus, als dürfe es auf Terror, überhaupt auf alles, was nicht sofort einsichtig erscheint, nur kurze, knappe, klare Antworten geben. Der von Pierre Cardijn salonfähig gemachte Dreischritt

sehen, urteilen, handeln

dauert Vielen zu lang. Eine hilfreiche PDF-Datei, die grad mal 16 Seiten umfasst, dürfte für manche Mitbürger und Mitbürgerinnen schon zu lang sein. Ratzfatz muss es gehen, denn im Grunde weiß doch jeder bereits, ohne einmal hinsehen zu müssen, wo es langzugehen hat. Warum sollte er oder sie sich also mit etwas befassen, was nicht bereits nach 140 Zeichen einleuchtet.

Im Internet finden wilde und sehr bösartige Schlachten um Meinungen statt. In unserer Kirche sind wir zivilisierter. Da wird auch schonmal jemand einfach totgeschwiegen, Informationen werden zurückgehalten oder erst gar nicht weitergegeben. Warum auch? Man muss ja das Eigene schützen.
In manchen Sitzungen wird schnell das Sehen übersprungen. Schade. Chance verpasst.

Manchmal muss man ein Bild einfügen, damit die 140-Zeichen-Regel umgangen werden kann. Aktuell ist es ein Kind in einer Futterkrippe, im Stroh, ohne Unterkunft, nur bemerkt vom Himmel und ein paar Hirten. Schlecht eizufügen in unsere Gewohnheiten. Worauf kommt es an? Die Flüchtlinge haben mich in diesem Jahr schwer erschüttert: Ich habe begonnen, Überflüssiges aus meiner Wohnung zu entsorgen. Was wäre, wenn ich von jetzt auf gleich aus dem Haus und weg müsste? Vieles habe ich bereits entsorgen können, aber einfach ist es nicht. Wohin mit dem Müll? In den Ecken und in Kartons befindet sich viel Sondermüll, der nicht in den Restmüll gehört. Ich habe kein Auto. Will auch keines haben. Tiny House wär schön.

Es geht um einen strengen Blick auf die Situation. Was will ich eigentlich? Was ist mir wichtig?

Im Internet finde ich Menschen, die über alternative Lebensweisen, Kommunikation und moderne Formen des Lernens nachdenken und all dies ausprobieren. Wir treffen uns in Cafés und bei BarCamps. Es werden Genossenschaften und e.V.s gegründet. Es gibt mehr Mitte, mehr Gemeinsamkeit unter denen, die ihre Begeisterung formulieren können. Diese Menschen können zuhören. Wir lernen voneinander. Es gibt flache Hierarchien, wenn etwas für eine große Menge Menschen organisiert werden soll. Ein Punker, mit dem ich per Facebook-Messenger über ein Ladenlokal disputiere, in dem ein veganes Restaurant und mehr untergebracht werden soll, bittet um Verständnis, dass er Punker ist. Aber ich solle keine Angst haben, sie seien eine soziale Bewegung. Woraufhin ich gestehe, katholisch zu sein, aber dass er keine Sorge haben muss, wir kämen schon klar miteinander. Damit war das Thema ausgehandelt und wir wandten uns wieder dem Ladenlokal zu.

 

 

Das schaffen wir nicht

Stein mit der Aufschrift ANGST, cc-by-4.0 Markus SchumacherMein junger Kollege hat nicht genug zu tun, sagt er. Das sagt eigentlich jeder neue pastorale Mitarbeiter in einer Gemeinde. Wie kommt das bloß?

Eine Gemeinde ist mittlerweile nicht mehr das, als was sie gilt. Die Anforderungen können nicht mehr bedient werden, weil Personal abgebaut wurde. Wenn ihr fertig seid mit eurem Gejammer, können wir uns an die Bewältigung unserer Aufgaben machen. Die kommen mir vor wie ein Haufen aus Platinen und ein Lötkolben. Ich habe keine Ahnung von all diesen Dingen. Sagenhaft. Da wird uns ein Programm zur Verfügung gestellt, mit dem wir unsere Gottesdienste verwalten können. Es funktioniert seit gut 3 Jahren nicht. Weil ich ja auch diese Zeiten habe, in denen mir Freiräume geschenkt wurden, habe ich Erfahrung mit Programmen und kenne Menschen, die Erfahrungen mit dem Programmieren von Programmen haben. Seit 3 Jahren sage ich, dass wir es alles einfacher haben könnten.

Paradebeispiel Erstkommunion

Jedes Jahr erhalten Familien Einladungen zur Vorbereitung auf den Empfang des Heiligen Sakramentes der Erstkommunion. Die Idee, 7jährige Kinder auf den Empfang des Sakramentes in einem Kurs vorzubereiten, entwickelte sich im Verlauf der Industrialiserung. Menschen wurden durch Umzug und Veränderungen beruflicher Art entwurzelt. Viele Menschen gerieten in Städte, die so viel größer und unübersichtlicher waren als die Orte, in denen sie aufwuchsen. Im Prinzip war aber jedem klar, was die Kommunion bedeutet - auch wenn nicht jeder ein Examen in Theologie hätte ablegen können.

Heute antworten Eltern pampig, wenn man sie nach der Bedeutung der Kommunion für ihr Leben fragt. Sie gehen selber nicht sonntags in die Kirche. Da gibt es nichts zu beklagen. Nur könnten wir langsam damit aufhören, immer wieder neue Konzepte der Erstkommunionvorbereitung zu entwickeln.

Eltern wollen das Beste für ihre Kinder. Darum fördern sie wie wild deren schulische Karriere. Experimente mit Ernährung, medizinische Vorsorge und abergläubischer Umgang mit den Sakramenten sind die Folge. Die Gründe für die Probleme, die wir in den Gemeinden während der Erstkommunionvorbereitung haben, liegen tiefer, viel tiefer.

Babylon 2.0

Wir können es noch mal versuchen mit unseren Gemeinden. Während der vorletzten Jahrtausendwende entstanden Karteikästen voll Adressen mit Anmerkungen. Man machte Hausbesuche. So lernten die Pastöre ihre Gemeindemitglieder kenen. Das steckt im kollektiven Gedächtnis fest. "Ich wohne jetzt schon drei Jahre hier und der Pastor hat mich immer noch nicht besucht", klagt ein Mann, der auf Nachfrage bekennt, nur an Weihnachten in die Kirche zu gehen. Ja, gibt es denn ein Bonussystem? Besucht der Pastor nur die guten Christen? Empörung brandet auf.

Postfaktisch ist auch die Beschäftigung pastoraler Kräfte mit den Anforderungen ihres religiösen Sozialraumes. Statt sich miteinander zu vernetzen und die Vielfalt im Team ins pastorale Feld zu bringen, mäkelt man rum, leidet und positioniert sich.

Wie wäre es , wenn wir unsere Kräfte verknüpften? Wir bräuchten ja bloß von Zeit zu Zeit zuzuhören, statt selber zu reden. Das gilt übrigens auch fürs Gebet.

Mein junger Kollege ist in unserer Pfarrei für Jugendarbeit zuständig. Er hat keinen Account bei Snapchat oder sonstwo. Ich an seiner Stelle wäre ausgelastet mit Aufgaben, die mir vor Augen liegen auf den Wegen zwischen Gemeinderäumen und Schulen und Kirchen und Sportplätzen und all das.

Wenn du dies kannst,
kann ich das,
und was keiner von uns kann, machen wir später oder schauen uns nach jemandem um, der es kann.

Frau X aus der Gemeinde Y, die nach 40 Jahren mit mulmigem Gefühl den einen oder anderen Posten als Ehrenamtliche abzugeben gedenkt, erzählt von einem Propst aus Gladbeck, der also sprach:

Sagt ein junger Pastor: "Uns steht das Wasser bis zum Hals und wir haben den Boden unter den Füßen verloren."

Darauf ein alter Pastor: "Ja, uns steht das Wasser bis zum Hals, aber Boden unter den Füßen brauchen wir nicht: Wir lernen schwimmen."

Wir schaffen es nicht, weil wir es nicht tun. Wir verzweifeln an unserer Unfähigkeit und der bösen Welt. Wir können nicht für alle da sein, nur für Viele, und das ist schon anstrengend genug. Wir gehen lieber ein paar Schnäpse trinken. Sonst fällt uns nicht mehr viel ein. Der Kollege ist doof. Die Eltern sind doof. Die Zeit ist zu knapp. Der Winter zu lang. Das Benzin zu teuer. Alles ist insgesamt postfaktisch.

Wie schon in den guten alten Zeiten, gibt es auf irgendeinem hohen Berg einen Elija und irgendein Nichtsbedeutender wird auf einmal berufen werden. Was mir wert und wichtig ist, lebe ich. Das ist wirklich so. Auf den Wegen, die ich gehe, begegnen mir Menschen.


Das Schwert, zu dem ich greife, führt mich zu dem Trainer, den es braucht, um dieses Schwert zu führen.


Dabei denke ich nicht mal, das wir das schaffen werden, weil ich gar nicht weiß, was das sein soll. Nur dass es wunderbar ist, ein Christ zu sein und Gott zum Lebensgefährten zu haben, das weiß ich. Das kann mir keiner nehmen.
Mit ein bißchen Chuzpe schleiche ich mich in die Kreise der Hacker und Underdogs. Sie teilen ihre Habe und ihr Wissen. Die Kinder dieser Welt sind immer noch klüger als die Verwalter des Evangeliums.

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Angst von Markus Schumacher ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

 

Heute hätte ich Namenstag, wenn Dorothy Day im Heiligenkalender stünde. Sie ist hier beinah unbekannt. Einige Sozialarbeiterinnen in der katholischen Kirche, eine handvoll Mystikerinnen und ein paar Feministinnen kennen sie. Sie wurde mit 55 Jahren Benediktineroblatin.
Wenn ich Ihr Interesse geweckt habe, schauen Sie hier:
http://dorothydayguild.org/
http://www.fembio.org/english/biography.php/woman/biography/dorothy-day/
Es gibt Youtube-Videos, die sie in Interviews zeigen. Auf Fotos wirkt sie, neudeutsch gesagt, unlustig. Ihre Biografie trägt den Titel "Die große Einsamkeit". Alles in allem ein Vorbild für mich.