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aktuelle Projekte - Christina Doll

Mein Augenmerk gilt dem Verkündigungsengel.  

 

Buchtipp: Glaube in der digitalen Wende

Glaube in der digitalen Wende

Heausgegeben von Kai G. Sander

Neue Perspektiven für Christsein, Kirche und Spiritualität

Unter Mitarbeit von Anja Fecke, Urs von Wulfen und Angela Reinders

Ist nicht schon alles gesagt ?

Urs von Wulfen und Anja Fecke haben je eine ausgezeichnete Masterarbeit geschrieben, die durch dieses Buch an eine breitere Öffentlichkeit gelangt.

Wie es für wissenschaftliche Arbeiten üblich ist, definieren sie Begriffe und sichten das Feld. Ich würde sagen, die Lektüre lohnt sich, weil Digitalität noch immer nicht fassbar ist und sich doch ereignet.

Die Playlist und das Direktorium für Katechese

Im zweiten Abschnitt ihres Beitrag schreibt Angela Reinders:

Das Abspielinstrument für die Playlist ist das Kapitel "Katechese und digitale Kultur" im Direktorium für die Katechese aus dem Jahr 2020.

Wer wissend nickt, muss nicht mehr weiter lesen. Alle anderen haben was zu kauen, denn hier werden Kirche und Digitalität zueinander gebracht.

Der Abschnitt mit der Bezeichnung #372 beginnt so:

Zwei Jünger gingen von Jerusalem in ein Dorf namens Klönstedt.

Das ist nicht banal, aber es zeigt die Grenzen einer Transformation von Theologie in den Spaßbereich der ernst gemeinten virtuellen Welt auf.

Die Emmausgeschichte

Die Emmausgeschichte hat es auch Urs von Wulfen angetan.

Laut dem Bibelwissenschaftler Francois Bovon deutet das Vokabular und der literarische Stil der Emmauserzählung daraufhin, dass der Evangelist Lukas die Geschichte aus älteren Geschichten und/oder mündlichen Überlieferungen übernommen und umgearbeitet hat.

S. 76 ebendort

Klingt nach Internet, wo ja auch kopiert und neu geformt wird. Das war also schon früher kein Problem. Aber was ist echt? Kann uns das Lehramt da Sicherheit bieten?

Es wird erklärt und hingewiesen, zitiert und neu formuliert. Dann stellt sich unausweichlich die Frage, ob es echte Begegnung ohne Leiblichkeit überhaupt geben kann. Das alte Problem, das Hauptargument der Gegner der Digitalität, dem nimmt er sich ab S. 105 an.

Hashtags

Die Einen können es, die anderen kennen es nicht mal. Auch die Hashtags sind eine Bruchstelle zwischen den in der Digitalität Bewanderten und den Gegnern des Internets. Anja Fecke findet Worte für Barrierfreiheit und Inklusion. Sie zitiert und weist hin, gibt Hinweise auf weiterführende Literatur und streift sogar das Thema "digitale Güter". Hier kommt das Buch an Grenzen. Man möge den gelegten Fährten eigenständig folgen.

Übrigens, liebe Anja, auch Open-Source-Betriebssysteme müssen upgedatet werden, aber sie unterliegen nicht dem unseligen Kommerzialisierungswahn. Danke dir für die auch dort gelegten Fährten. In einer Fußnote auf Seite 168 erwähnst du, katholisch.de sei kein Medium der DBK. Auch dem widerspreche ich mit einem Link https://www.apg-online.de/#Digitalmarke . Manches ist kompliziert, auch wenn es leicht klickbar ist.

Die Postulate zum Weiterdenken ab S. 205 (es sind insgesamt 13) enthalten alles, was der im Digitalen beheimatete Mensch sich wünscht. Fangen wir mit 1 an:

In den digitalen Medien kommunizieren nicht Institutionen, sondern Menschen. Daher muss die Kirche mutig sein, neue Erzählformen auszuprobieren und auf Gesichter und Stimmen, kurz auf Persönlichkeiten in den Sozialen Medien zu setzen.

Wir können es gut mit Influencern. Da gefällt mir Postulat 3 besser:

Die katholische Kirche ist aufgefordert, auf Augenhöhe mit den Menschen zu kommunizieren.

Nunja, auch die Kirche besteht aus Menschen. Dieses nervtötende Gegenüber aus Wir und die Menschen lösen wir im Digitalen auf. Das Versprechen des Internets. Noch nicht eingelöst, weil erst die IT-ler und dann erst die Anwender zum Zuge kommen. Nun können die Googles, Apples und Microsofts und wie sie alle heißen, mit den Glücksversprechen der IT-ler die Anwender zur Kasse bitten. Aber, wie Anja Fecke schon schrieb: Es gäbe Auswege aus dem Dilemma, wenn wir sie nur gingen. Guckst du Open source. Ist nicht auch das Evangelium Open Source?

Glücklicherweise sind die Postulate kurz erläutert. Mir erscheinen sie wie perfekte Vorlagen für die Gremienarbeit in unseren Pfarreien.

 

Ick habe mir faloofen

Nachdenken über Geistliche Begleitung

Wenn ich nicht mehr weiter weiß, bleibe ich erstmal stehen. Unsere Eltern haben uns gelehrt, den letzten bekannten Punkt zu suchen und von da aus weiter zu machen. Aber was, wenn man gar keine Richtung findet?

Der letzte bekannte Punkt

Die Schriften von Jean Vanier haben mir einen Raum für Sprache im Zusammenhang mit Geistigbehinderten geschenkt. Er bringt Erfahrungen gut rüber. Seine Texte kann konnte ich nutzen, Inklusion in der Gemeinde zu verdeutlichen. Es geht immer um Selbstsein, Geduld, Vertrauen und Enttäuschung. Das deckt sich mit meiner Erfahrung. In den Gesprächen über Bibeltexte kommen neue Facetten zu Tage, wenn Geistigbehinderte Worte für ihre Gefühle finden. Sie bringen verschiedene Aussagen ganz unterschiedlicher Texte zusammen. Sie können nicht gut mit Bildsprache umgehen, weil sie das Bild als den Inhalt nehmen. Sie kommen von dem Bild ncht los. Und sie sind im Laufe ihres Lebens frei von Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben, weil sie wissen, dass jeder Mensch doch wieder geht, egal wie nett er ist. Es gibt für sie keine Gemeinschaft. Das hat Jean Vanier mit der Archegemeinschaft geändert. Aber er hat auch sexuellen Missbrauch begangen.

Man kann ja fragen

Im Kollegenkreis herrscht Betroffenheit. Ein Kollege hat einen Text verfasst, der auf einem Buch von Doris Reisinger fußt. Sie weiß, wovon sie spricht. Und sie spricht. Sie kann Antworten geben. Wir Seelsorgende im Bistum Essen greifen dann wieder auf unsere eigene Geistliche Begleitung zurück. Das gefällt mir nicht. Nicht, dass wir da nicht lauter fähige und gut ausgebildete Seelsorger hätten. Aber für mich ist das Konzept Geistliche Begleitung endgültig korrumpiert. Zu viele Menschen suchen noch nach Antworten auf ihre Lebensfragen bei anderen. Aber alle Antworten liegen in uns. Das ist mühsam. Das wissen auch unsere Geistlichen Begleiter. Sie begleiten, sie führen nicht. Aber ich habe keine Lust mehr. Ich bin müde. Ich brauche jetzt Klarheit. Und Zeit.

Ich weiß nicht weiter

Als die Nachricht von Jean Vaniers Versagen kam, war ich in einem geschützten Raum. Ich habe geheult, ich war echt fertig. Das durfte ich. In geschützten Räumen geht sowas. Dann muss man weiter. Und, ehrlich gesagt, ich weiß nicht weiter. Meine Tränen liegen nah unter meiner glücklichen Oberfläche. Wenn ich zur Ruhe komme und tief in mich hineinhöre, spüre ich Sicherheit und Frieden. Jean Vanier hat mein Leben nicht zerstört. Aber er hat den Weg kaputt gemacht, auf dem ich unterwegs war. Jetzt muss ich mich neu orientieren.

Schwäche

Aus Schwäche wird ein Mensch zum Schuldigen. Er tut etwas, dass falsch ist, grundfalsch. Das hat unabsehbare Folgen. Wenn ein Täter im Moment seiner Tat wüsste, würde er nicht sündigen. Aber er ist schwach. Er weiß nicht.

Auch ich bin schwach. Ich möchte nicht, dass meine Handlungen solche Auswirkungen haben. Was kann man tun? Ich bin privilegiert. Das Reflektieren gehört zu meiner beruflichen Tätigkeit. Es wird von mir erwartet. Also ...

 

https://www.arche-deutschland.de/uebergreifende-inhalte-und-funktionen/newsletter/news-detail/wir-si...

Spiritueller Missbrauch in der katholischen Kirche - Doris Wagner http://d-nb.info/1182487122

 

"Mach mal langsam" und eine Empfehlung für den Psalm 119

Ohne Geld geht gar nichts. Und ohne Macht auch nicht. Sagen manche. Sie sind sehr überzeugt. Letztens saß ich noch mit einem alten Bekannten am Tisch, der mittlerweile einen eigenen Betrieb hat und etliche Freelancer beschäftigt, die von unbekannten Orten aus ihre Arbeit machen. Er ist begeistert. Manche von ihnen verdienen 1000 € am Tag. Wir reden. Es ist kaum möglich, die anderen Buzzwörter einzubringen, ohne wie ein Spielverderber da zu stehen. Was ist mit dem Weltklima, wenn diese Freelancer in der Weltgeschichte herumreisen nur weil sie es können? Was ist mit den Abgehängten und den Flüchtlingen? Was ist mit Gesundheit und Ernährung? Wo wird es hin führen, wenn wir diese Lebensweise zum Maß unserer Karrieren machen?

Angestellte

Mein Arbeitgeber macht grad eine heftige Umstrukturierung mit. Die wäre kaum möglich, wenn der Laden nicht vor die Wand gefahren wäre und sich ständig tiefer rein bohrte. Aber der Laden ist schon nicht mehr das, als was er gilt. Ich bin nur Angestellte. Aber die Leitungsetage sagt:

Machen Sie uns Vorschläge, unterbreiten Sie Ihre Ideen, wir sind bereit, Risiken einzugehen.

Es bleibt das Tagesgeschäft, das darin besteht, sich tiefer in Misere zu bohren. Beispielsweise wenn es uns nicht gelingt, den Anschein von Dienstleistern abzulegen. Es ist eine Herausforderung, dass Christen im Beruf nicht bessere Christen sind als Laien. Wir Berufstätigen sind nicht besser in der Sache als alle anderen. Aber wir stecken zur Zeit sehr in diesen Strukturen, die uns einen Ort zuweisen und dementsprechend Dinge von uns erwarten, die wir im Grunde nicht leisten können oder die jeder andere Mensch leisten könnte oder die Christen generell leisten können. Es scheinen diese Strukturen so selbstverständlich richtig, dass wir uns kaum vorstellen können, dass christliche Ideale darin Platz haben.

Von Zeit zu Zeit wechseln wir unsere Arbeitsplätze, weil wir mit dem KnowHow und den Erfahrungen im Hintergrund an anderen Arbeitsplätzen mehr bewirken können. Dann sind wir die neuen Besen.

Ich werde nie viel Geld verdienen und brauche das auch gar nicht. Meine Ziele sind mit meinem Glauben an Gott verknüpft und dieser ist mit meinem Arbeitgeber verknüpft. Darum habe ich Zeit. Und ich habe Geduld. Geduld darf nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt werden. Ich lerne und lese. Uns fehlt in unserem Betrieb noch das Neue. Uns fehlen die Einflüsse der agilen Arbeit, des modernen Arbeitsmarktes und der neuen, neu gestalteten Prozesse. Ein leuchtendes Beispiel dafür ist die Caritas im Bistum Essen, die mit ihrer Direktorin neue Wege beschreitet.

Focussieren

Mein Blick ist auf ein Ziel gerichtet. Ich gehöre zu den Kollegen und Kolleginnen, die sich für Inklusion (Menschen mit Behinderung) und Digitalisierung engagieren. Wir nutzen moderne Technik und sind nicht einer Meinung. Wir treffen uns auf Tagungen und am Telefon.

Wir beten gemeinsam. Seltener in der Kirche einer Gemeinde, weil die sich immer noch in die Wand bohrt. Ich bin lieber in Formaten, die wir ebenso wie unsere "Kundschaft" mit technischen Mitteln bedienen können. Es ist ein Prozess. Vieles ist in Veränderung. Wir machen Fehler. Seit wir im Bistum Essen den Zukunftsbildprozess beschreiten, dürfen wir ganz offiziell Fehler machen. Das bedeutet nicht, dass wir vor uns hin dilletieren. Es ist nicht so wie bei dem oben genannten Bekannten, der meint, man müsse etwas beginnen und wieder fallen lassen können. Mal hier mal da und schnell. Mit der Methode erreicht man was. Aber wir in der Kirche können das nicht. Wir sind mutiger, seit wir der Krise ins Auge sehen. Wir rütteln und wagen. Aber wir machen nicht schnell, weil unser Blick bei allen Menschen ist. Wir dürfen keinen verlieren.

Pastoral der flachen Hierarchien

Mein Focus ist auf die Menschen und deren Beziehungen in unserer Kirche gerichtet. Beispielsweise auf die alte Dame, die mit ihrem Smartphone Fotos während des Weltgebetstages macht. Sie hat ein Problem mit dem Licht und lässt mich auf den Bildschirm schauen. Ich probiere etwas aus und sie lernt dabi. Sie sagt, sie besuche einen Techniktreff für Senioren. So geht das. Menschen kommen mit ihrem Wissen. Die Einen sind Hausfrauen, die anderen sind Theologen, wieder andere sind alleinerziehende Mütter oder überforderte Karrieristen. Wir alle bilden eine Gemeinde. Das Apostolat der Laien, das im II. Vatikanischen Konzil angekündigt wurde, könnte so ein Wert werden. Arbeiten Sie nicht mehr dem Pastor zu. Arbeiten wir gemeinsam im Reich Gottes. Das klingt nach Machtverlust und der Gefahr, alles zu verlieren.

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https://www.caritas-essen.de/die-caritas-im-ruhrbistum/diecaritas

https://www.caritas.de/magazin/kampagne/sozial-braucht-digital

https://zukunftsbild.bistum-essen.de/

https://netzgemeinde-dazwischen.de/

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Psalm 119

Der ist der Längste der Psalmen im Buch der Psalmen. Ein Blogartikel auf Medium hat mich auf die Möglichkeit gewiesen, man könne diesen Psalm auswendig lernen. Also los. Der Blogartikel gibt sogar Hinweise auf eine gute Methode.

Bei mir hakte es bereits im ersten Abschnitt. Es geht doch sehr um das Gesetz. Gesetz, Gebot, Weisung.

https://praypsalms.org/psalm-119-in-2019-9931ac1a4c1d

Das brachte mich auf die Frage:

Wie lauten die 10 Gebote?

Es war ganz überraschend schön, sich die 10 Gebote vor Augen zu führen. Der Inhalt ist hilfreich. Es ist gar nicht bedrückend. Es ist eine Hilfe, eine Art Geländer, eine Möglichkeit, das eigene Leben zu überprüfen.

Exodus 20,2–17 und Deuteronomium 5,6–21

10 Gebote, die man ernst nehmen kann.
Was fällt mir daran schwer?
Manchmal ist ein Gebot sogar die Lösung für ein zwischenmenschliches Problem.

"Selig, deren Weg ohne Tadel ist,

die gehen nach der Weisung des Herrn."

So lautet der erste Vers in der Einheitsübersetzung. Da hörte die geschmeidige Lektüre auf. Kann ich das auswendig lernen? Kann so mein Psalm sein? Und *Spoiler* es geht in diesem Stil weiter. Ja, wenn mein Weg ohne Tadel wär, dann wäre Vieles besser. Aber kann sowas überhaupt sein? Zusammengenommen ist das Gehen nach der Weisung des Herrn schon ein guter Fokus. Aber was ist die Weisung? Sie beginnt mit dem Hinweis: "Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Sklavenhaus Ägypten geführt hat." Und das ist der Clou. Wir sind befreit. Und darum ist es wichtig, sich die 10 Gebote immer wieder vor Augen zu führen. Das Gebot, das mir beim Erinnern nicht einfallen will, ist ein Hinweis auf eine Baustelle.

Es ist wunderbar, macht Spaß und tröstet.

 

"Als ich noch ein kleines Mädchen war"

Manche Sätze gehen einem nicht mehr aus dem Kopf. Die Überschrift klingt harmlos, aber in meiner Erinnerung ist sie ein echter Aufreger. Unser Klassenlehrer sagte diesen Satz immer dann, wenn es etwas zu erklären gab und wir ihm zu träge waren. Wir waren eine Mädchenklasse und ich nahm alles wörtlich. Eines Tages ging ich zu ihm und fragte, wie aus einem Mädchen ein Junge wird. Die Frage war nicht ganz ernst, aber seine Antwort interessierte mich. Damals war ich so ungefähr 12 Jahre alt. In Erinnerung bleibt mir, dass er nach einer Antwort suchte, die originell sein sollte. Sie war leider so substanzlos, dass ich sie nicht behalten habe. 

 

Erde in der Sonne und ein paar Pflanzen ohne Namen.Wie ändern sich Dinge und wie kann man Dinge ändern?

Wie lebt Leben und wie kann man Entwicklungen beeinflußen?

Wie viel Beeinflußung ist möglich oder auch nötig?

Wann ist ein Eingreifen geboten und wann ist es zweifelhaft?

Wer hat das Recht, Veränderungen an Entwicklungen durchzuführen?

Wer beurteilt, ob Dinge gut laufen?

Was ist das Ziel?

Warum machen Veränderungen Angst?

Unter welchen Umständen machen Veränderungen auch Lust?

 

Wir waren jung

Manche Sätze reitzen zu dummen Witzen. "Ich war jung und brauchte das Geld." Jungsein wird mit allerhand Dubiosem und Unerhöhrtem in Zusammenhang gebracht. Man lässt der Jugend ihren Lauf ("Da gibt es ein Lied." Auch so ein Satz unseres Klassenlehrers). 

Wenn wir nicht mehr jung sind, sind wir ... was? Was sind wir mit 55+? MILF? Scheintot?

Wir waren jung und hatten das Leben vor uns. Jetzt sind wir mittendrin (egal, wie jemand rechnet: ich bin mittendrin). Zu meinen Ideen und Sehnsüchten kommt meine Lebenserfahrung. Dazu gehört die Erfahrung wechselnder Heilsversprechen. Dies und das und jenes und immer wieder, Bücher, Kurse, Etiketten auf bleibenden Problemstellungen. Mit großer Begeisterung bin ich in Konzepte eingestiegen und kann nicht sagen, dass ich nun desillusioniert sei. Es lebt sich gut mit Lebenserfahrung. 

Leben, bewegen und sein

Von jetzt aus kann ich Einiges über mein Leben schreiben. Immer noch ändert sich das Eine oder Andere. Das wird meinen Mitmenschen nicht anders gehen. Die Frage ist nur, ob wir diese Entwicklungen erleiden oder mitgestalten. Beispielsweise ist die Entwicklung im Bildungswesen unseres Landes rasant, aber leider nicht für alle. Und sie wird unterschiedlich wahrgenommen und bewertet. Darum treffen Politiker Entscheidungen, die von anderen nicht verstanden werden. Das Etikett Inklusion wird mittlerweile in der Behindertenszene abgelehnt. Behindertenseelsorger zerbrechen sich den Kopf über ihre Berufsbezeichnung, weil sie längst aus der Schräglage Helfende <-> Hilfsbedürftiger raus sind. Seelsorge auf Augenhöhe wird aber nicht von allen verstanden. Komplettieren Sie selbst.

Zeiten, in denen ein Mensch lebt, sind immer wild, denn das Leben ist permanent in Entwicklung, nie bleibt etwas wie es ist, immer lernen wir. Es ei denn, wir strebten Nichts als dem Tod entgegen. Wer jemand ist, sollte nicht in Frage gestellt werden dürfen von einem anderen Menschen. Außer es handelt sich um eine gesellschaftliches Problem (Gewalt, sozialer Zusammenhang, sowas eben). Aber wenn ein Kollege sagt, er sei fremdbestimmt, frage ich mich schon, was er all die Jahre in seinem Hirn veranstaltet hat. Kann man sich als fremdbestimmt empfinden, wenn das Leben an sich wild und unplanbar ist? 

Ich bin gespannt, wie sich alles entwickelt. Dabei sitze ich keineswegs unbeteiligt und unanreifbar rum und ich bin mir im Klaren darüber, dass meinen Einflußmöglichkeiten Grenzen gesetzt sind. Das ist gegeben. Das ist so und ich bedauer das nicht, denn auch allen anderen Menschen sind Grenzen gesetzt. Die anderen und ich bewegen das soziale Gefüge in dem wir leben. Dass wir Christen kein Unkraut zupfen sollen, ist schwer auszuhalten in manchen Situationen, aber eine gute Idee, weil sie entlastet. Wer ich bin, läßt sich nicht ändern. Was ich kann, kann ich durch Lernen erweitern. Das Leben aber bleibt immer größer als ich - ob ich ein Mädchen bin oder ein Mann.

 

Diözesantag der Gemeindereferenten und Gemeindereferentinnen im Bistum Essen 2017 - heiß, durstig und lustig

Seit mehr als 30 Jahren bin ich nun Gemeindereferentin im Bistum Essen, aber so was Entspanntes habe ich unter uns Kollegen und Kolleginnen selten erlebt. Man kommt im Kardinal-Hengsbach-Haus an und gerät in das übliche Wiedersehensszenario. Es gibt Kaffee, Tee und Kekse. Innerhalb weniger Minuten bilden sich Grüppchen, die frei fließend inneinander übergehen. Wir nennen uns "Berufgsgruppe". Niemand wird gemoppt. Niemand ordnet alles. Wir wussten ja im Vorfeld schon, wie der Ablauf ist, so dass alle zur rechten Zeit in der Aula sind.

Pastoraler Beruf in Zeiten der Umstrukturierung

An mehreren Stellwänden werden Fragen gestellt und Impulse gegeben, die unsere Gespräche auf berufliche Fragen fokusieren. Wir schreiben unsere Anliegen darauf. Später werden wir mit Klebepunkten die Aussagen werten.

Die Gespräche sind teils Smalltalk, teils sehr labil. Es bedarf hoher Empfindsamkeit, wenn man sich einer Gruppe nähert, neugierig auf Themen und neue Inhalte. Aber wir sind alle Seelsorger oder Seelsorgerinnen. Wir gehen sorgsam miteinander um. Schön auch: die Blickkontakte - kaum wiederzugeben in Worten.

Vor mehr als dreißig Jahren konnten nur Frauen im Bistum Essen Gemeindereferentinnen werden. Es gab zwar schon Männer in der Ausbildung, aber ... ach, die sollten doch besser Priester werden.

Aus unserem Sprecher/innen/kreis sind alle Anwesenden in die Organisation des Diözesantages involviert. Unsere Diözesanreferentin, Frau Ingeborg Klein, die üblicherweise "den Hut aufhat", ist noch bei einer Sitzung der K IV der DBK (aber das wäre ein weiterer Blogbeitrag). 4 Kolleginnen bilden ein Moderatorinnenteam. Die Geschmeidigkeit des Ablaufes ist verblüffend. Sie gehen freundlich und zugewandt umher. Man merkt gar nicht, dass sie den Prozess steuern. 

Gemeinsam beten

Da Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck anwesend ist, feiern wir gemeinsam eine Heilige Messe. Dazu gibt es nicht viel zu schreiben: Das ist wohltuend. Das ist Gebet.

Aber das bereits ist etwas Erwähnenswertes. Wie so einiges andere. 

Zum Beispiel dies: Ein Messdiener in kurzen Hosen. Ja. Das mag den einen oder anderen reizen. Aber bedenken Sie: Es war heiß am 29. Mai 2017 und wir waren unter uns und der junge Mann sah nicht anstößig aus, er war sauber und angemessen gekleidet. Die kurzen Hosen fallen nur deswegen auf, weil sie eine Veränderung bildlich verdeutlichen: Jede/r von uns ist so wie er /sie ist da. Es gibt eine neue Qualität von Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeiternehmer und unter uns Christen.

Das Gespräch im Plenum

Das Leitungsteam moderiert die Ergebnisse der Pinnwände. Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck nimmt Stellung. Es ist der Montag nach dem Kirchentag in Berlin-Wittenberg. Wir sprechen über Befürchtungen (bei denen wir beginnen) und dem, was uns gut tut. Was brauchen wir? Diensthandys und Dienstwagen. Zu dem Zeitpunkt sind sowohl Frau Klein als auch der Personalchef Herr Domvikar Dr. Kai Reinhold anwesend. Natürlich wird gelacht, aber es wird auch über die Zusammenhänge dieser Anfrage gesprochen: Im Sauerland gibt es weite Wege. Mit unseren Handys sind wir ständig erreichbar. Wie grenzt man sich ab. Bischof Overbeck macht uns Mut. Er stehe hinter uns, sagt er. Eine Kollegin interveniert, es sei immer die Situation vor Ort, die wir zu bewältigen haben. Bischof Overbeck bestätigt das. Er habe Vertrauen in unsere Fähigkeiten. Wir haben ja wirklich persönlich ausgeprägte Charismen und seien dennoch Generalisten. Er skizziert für uns die Zeiten der ungleichzeitigen Umbrüche und betont noch mal, dass er für uns ansprechbar ist.

Im Plenum brauchen manche Kollegen und Kolleginnen ausufernde Ich-Aussagen. Es geht im Sehen und Gesehen werden. Es geht um Positionierung und Karriere. Wir sind aber ein pastoraler Beruf. Das wird bei diesem Diözesantag sehr deutlich.

Aus eigener bitterer Erfahrung nimmt unser Bischof zu Social Media Stellung. Jeden Abend nimmt er sich 1 Stunde Zeit dafür. Das ist mehr als die meisten von uns sich nehmen und weniger als die Strategen der Social Media an Zeit dafür haben. Ich bin die einzige, die twittert. Heute morgen ist mir das etwas peinlich, denn ich dominiere die Timeline des Bischofs, aber das wird sich bald ändern. Das ist ja das Gute an diesem schnellelbigen Medium. Eine andere Kollegin hat Fotos auf unsere Facebook-Seite gepostet. Das wurde von 12 Personen gelikt (bis jetzt).

Ein neues Wort macht die Runde: Wut-Katholiken. Wir kauen das Wort öffentlich durch. Jemand hat es aufgeschrieben. Es ist traurig, aber es muss benannt weden. Wir brauchen Raum und Zeit, mit dem Phänomen umzugehen. Allgemeine Ratlosigkeit. Wir arbeiten dadran.

Es geht natürlich auch um den Sozialraum. Kirche ist nicht mehr Gemeinde für die meisten Christen. Auch unser Beruf ändert sich entsprechend. Wir kauen das durch. Beispiele gelungener Dialoge zwischen politischer Gemeinde und katholischer Gemeinde machen die Runde. Ökumene kommt zur Sprache. Wir alle haben Erfahrungen damit, dass Menschen ihre Wege selber suchen. Bei den Abgehängten finden wir die Wut-Katholiken. Bei den kulturell Kompetenten finden wir Menschen aller Glaubensrichtungen und Agnostiker, die mit uns unterwegs sind. Seltsam, dass das so gesagt werden kann. Mir kommt es richtig vor, denn ich erlebe es so.

Normale und Vegetarier am Grill

Ob es beim Grillen zum Abschluß auch was für Vegetarier gibt? Es bildet sich eine lange Schlange, alle mit Teller, Gabel, Messer, Serviette in der Hand. Auch das Abendessen ist sorgfältig vorbereitet. Der Domvikar verteilt die Getränke an den Tischen. Er findet, er sei immer noch Diakon. Grüppchen bilden sich nicht als Form des Ausschlußes, sondern als Notwendigkeit. Man will ja essen. Da muss man sitzen. Wir sitzen irgendwie beieinander. Die Raucher sitzen am Rand. Es gibt tatsächlich Grillkäse.

Unsere Gespräche drehen sich weiter um Sozialräume, Kirchenentwicklung, Sozialräume, Spiritualität und alles. Eine Kollegin erzählt von einem komplett neuen Stadtteil, der in ihrer Pfarrei auf einem stillgelegten Industriegelände entsteht. Ein Kollege erzählt von der Sozialkirche, die nicht ganz so wird wie geplant, weil Ehren- und Hauptamtliche und die Entwicklungen nicht so steuerbar sind wie erwartet. Ich komm gar nicht dazu, von Inklusion zu erzählen, weil das alles ja schon Inklusion ist.

 

Die digitale Kirche ist auch nichts anderes

Was ist eigentlich dieses "digitale Kirche"? Smartphones, Jugendliche mit zukünftigen Nackenwirbelproblemen, leere Kirchen, ... oder doch eher etwas kompetentes, zukunftsorientiertes, erfreuliches? Der Begriff taucht bei Twitter immer wieder auf. Aus Zusammenhängen in Blogs kann ich nicht erkennen, was genau gemeint ist.

Fledermäuse im öffentlichen Personennahverkehr

Die Nerds in katholischen Kreisen Hauptamtlicher betonen gerne, man könne Jugendliche mit Aufgaben am Computer betrauen. Ich bin da nicht so sicher. 

Letztens packte ich eine Frage computertechnischer Art in eine längst verstaubte WhatsApp-Gruppe ehemaliger Firmlinge, die nur noch lebt durch Meldungen, wer die Gruppe verläßt oder tapferer Veranstaltungshinweise meinerseits. Auf meine Frage antwortete eine Dame aus der Gruppe, sie habe leider keine Ahnung. Sie ist eine Nette. Wir sind auf Instagram verknüpft, haben aber ansonsten nichts miteinander zu tun. hm. Wirklich nicht? Sie geht nicht in die Kirche. Ich sehe sie selten. Ihre Bilder sind schön. Sie postet viel über gemeinsame Erlebnisse. Tolle Sache. Wir haben wohl doch was miteinander zu tun, wenn sie doch antwortet.

Im Linienbus. Ein ehemaliger Firmling derselben Gruppe steigt ein. Er steckt im Abi. Neuerdings immer mit so Riesenkopfhörern auf den Ohren. Wir grüßen einander immer freundlich. Nicknick. Fertig. Er lehnt sich lässig an den Handlauf. Ich sitze weiter hinten und schaue in die Gegend. Auf einmal setzt er sich in Bewegung, kommt, setzt sich neben mich und schwups sind wir in einem Gespräch über mein technisches Problem. Er erzählt von seinen Projekten und ich zeige ihm einen Blogbeitrag zu dem Thema, das mich bewegt. Er will sich das mal angucken. Tschüsstschüss. Ich bin verblüfft.

ein Schiff, das sich Gemeinde nennt

Wenig später sitze ich mit Freifunkern in der Kneipe. "Ach, du bist von der Kirche?" Einer outet sich als ehemaliger Pfadfinder und erzählt ganz begeistert von einem ehemaligen Pfarrer, der ganz plötzlich starb und seitdem geht alles bergab. Ich muss mich jetzt zusammenreißen. Ich könnte jetzt eine Art Presseerklärung unserer Pfarrei abgeben, aber verzichte darauf. Man redet und redet und ich bin schon wieder verblüfft. Man erzählt von der Flüchtlingshilfe, für die man in Gemeindehäusern Chromebooks und Router bereitstellt. Traurig nur: die Router werden nur für den Deutschunterricht angestöpselt. Ansonsten ist da ein roter Punkt auf der Karte. Was soll ich sagen? Die Gemeinde, von der die Rede ist, leidet an ihren Hauptamtlichen. Der junge Mann hat recht: sie gehen alle weg. Es wäre vorausschauend von dem verstorbenen Pfarrer gewesen, wenn er seine Pastoral mit Ehrenamtlichen ausgestattet hätte und nicht alles auf sich fokusiert worden wäre. Er ist weg. Wie als wär beim Jenga der falsche Stein gezogen worden. Im Kreis der Freifunker verabrede ich, mit den Kollegen zu reden. Aber auch den Freifunkern würde ich gerne eine neue Sicht auf Kirche vermitteln: Wir sind Kirche. Das muss in die Köpfe und die Herzen. Einerseits soll alles modern sein, andererseits soll der Pastor es richten. Wie kann man das ändern?

Der junge Mann erzählt von seiner Oma, die nicht mehr in die Kirche kann und die bei einem gestreamten Gottesdienst bestimmt voll abgehen würde.

Bestattung

Der Kollege trägt sein schwarzes Ringbuch bei sich und ich mein Tablet. Er findet es seltsam, dass ich ein Tablet auf einer Beerdigung bei mir trage. Ich nicke nur. Es braucht alles Zeit. Die Familie, die ihren Sohn, Bruder, Cousin zu Grabe trägt, interessiert sich nicht für die Mittel und Methoden. Ein bißchen hängen sie immer noch an bestimmten Zeichenhandlungen. Aber sie sehen weder das Ringbuch, noch das Tablet.

Das neue Gotteslob

Ein Messdienerleiter im Rollstuhl kann wegen langwieriger Erkrankungen schon länger nicht in die Kirche kommen. Sein Nachbar zieht ihn auf, er müsse doch in die Kirche, schließlich sei er katholisch. Mindestens 7 Jahre war er jetzt nicht mehr in einer katholischen Messe. 

Wir treffen uns, um das neue Gotteslob anzuschauen. Wir sehen uns das Inhaltsverzeichnis an und finden das Glaubensbekenntnis in 2 Versionen an 2 verschiedenen Stellen. Wir sehen "Tagzeitenliturgie" und ich erzähle von Twitter, Twaudes und Twomplet und er sagt, er bete lieber persönlich. Ich versuche zu erklären, wie wir bei Twitter beten, aber er geht nicht darauf ein.

Später denke ich, dass das Digitale an der Kirche genau so wie das Eucharistische ihm nicht geläufig sind. 

Inklusion

Für Menschen mit Behinderung ist das Internet genau so wie die moderne Computertechnik eine Chance zur Teilhabe an einem gesellschaftlichen Leben, das noch nicht von allen in unserer Gesellschaft als Normalität empfunden wird. In meinem Verständnis von dieser digitalen Kirche gibt es kein Richtig oder Falsch. In vergleichbarer Weise kann jeder Mensch an Twitter teilnehmen. Wenn ich einen Tweet lese, lese ich diesen Tweet. Von dem, der ihn tippte oder einsprach, weiß ich nur, was er preisgibt von sich. Es ist mir gewöhnlich auch nicht wichtig. 

Inklusion und Teilhabe fokusieren auf die Gesamtheit der Gesellschaft.

Die digitale Kirche steht als Begriff neben evangelische Kirche, katholische Kirche, Freikirche, ... und meint doch etwas ganz anderes.

Was mir gut an Inklusion und Teilhabe und digitale Kirche gefällt, ist ihre Unfaßbarkeit und Weitläufigkeit, das Interesse, die Begeisterung, das Verwischen der Hindernisse zwischen Teilnehmern und Teilgebern. Beiden ist eher eine Haltung eigen als eine Definition.

Zum Weiterlesen:
 

Erfrischend und wunderbar - eine Wanderung durch unsere kirchliche Landschaft

Dies ist ein ganz subjektiver Bericht. Damit sind wir schon beim Thema: Eine Konferenz mit Menschen, deren Ziel nicht Anpassung sondern Engagement ist. Hat man nicht so oft. So war das aber bei "W@nderer - eine Konferenz für Pioniere" in der Eishalle zu Hannover am 14. und 15. Februar 2017.

die materialisierte Twittertimeline

Manch eine hatte auf ihr Namenschild auch den Twitternamen geschrieben. "Ach, du bist das.", war einer der häufigstgehörten Sätze. Neben Gesprächen in der Hannoveraner Eishalle fand ein Twitterdiskurs in gewohnt pointierter Weise statt.

das Systematische

Jonny Baker wühlte in seiner Keynote mein Religionspädagoginnenleben an einer Stelle mit der Bemerkung auf, seine Studenten sollten nicht Systematische Theologie studieren faul wären sie deswegen nicht. Aber was sie denn sollten, wurde nicht klar. Herrje, man musste dauernd selber denken.

 

 Nach Diskussionen und Grübeleien bin ich zu dem Zwischenergebnis gekommen, dass Systematische Theologie und FreshX zwei unterschiedliche Spielfelder sind und sich nicht in die Quere kommen. Eher sollten sich die Pastoraltheologen warm anziehen.

kein BarCamp, aber Sessions

Den Veranstaltern ist es hoch anzurechnen, dass sie es Konferenz nannten und nicht BarCamp. Fürchterlich, diese Verwahrlosung der Begriffe. Trotzdem gab es Sessions aus den Themen der Teilnehmer, die flugs zu Teilgebern wurden.

meine Session

Mir ging es um Inklusion & Diversity in der Pastoral. Zwei waren aus der vorangegangenen Session geblieben und so hoben wir einen Geocache.

  • geht hinaus
  • Begeisterung
  • Fremdheit
  • man muss nicht alles machen, aber als Verantwortlicher sollte man so viel wie möglich zulassen - auch das, was die eigenen Ekelgrenzen überschreitet
  • der Weg ist nicht immer das Ziel, aber es ist nicht schlimm, wenn man nicht alles erreicht, was man sich vorgenommen hat, wenn man nur die Chancen der W@nderung nicht verpasst

Wir trafen Menschen, die uns ihre Coins zeigten. Und auch wir hatten einen Coins dabei: Einen Engel mit dem Auftrag, Bibeln zu sammeln. Lieber Leser, liebe Leserin: Sie müssen nicht alles verstehen. Aber Sie können verstehen, dass Begegnung stattfand. Tatsächlich. Wir waren rausgegangen. Überall sind Menschen. Alles ist Gottes Schöpfung. Der Kaplan in unserer Runde war früher Eisenbahner gewesen. Storys haben wir ausgetauscht. Der Besitzer der Eisdiele nahm an unserem Gespräch teil. Vom Nebentisch aus schaute man interessiert rüber, was wir da mit unseren Smartphones verhandelten, denn wir waren engagiert.

Wer war mitgelaufen?

Vor der Eisdiele standen einige andere W@nderer. Das war ungefähr der Zeitpunkt, an dem mir klar wurde, dass diese Konferenz ein breiteres Menschenfeld absteckt: Es gab die Verpflichteten, die alten FreshX-Kämpfer, die Neugierigen, die Gewohnheitsmenschen, die Missionare (die im miesen Sinne nur ihre Botschaft an den Mann bringen wollten), die Jungen, die Alten, die Hauptamtlichen, die Ehrenamtlichen, die Unkategorisierten.

Bei Bistumsveranstaltungen läuft man sich verschwörischer oder verschämt über den Weg, wenn man sich außerhalb der Pausen an der Eisdiele trifft. Hier war es anders. Hier galt die Parole vom "Für-sich-selbst-sorgen" was. War nicht sogar gesagt worden, wir sollten rausgehen?

Anders als sonst war auch, dass man mit jedem reden konnte. Es gab nicht diese müden, gelangweilten Gesichter. Es gab keine "Ichbinwichtig"-Gruppen. Wer nicht reden wollte, sagte das. Man sprach sich an, stellte sich dazu. Und am Schluß gab es eine Segensliturgie.

auch Pioniere brauchen einen Ort, an den sie ihren Kopf legen können

Niemand hat die Absicht, einen Verein zu gründen. Man konnte von Gemeinden hören, die neu gegründet werden. Aber das sind keine Vereine.

Die Pioniere kriegten alle einen Email-Becher (hahaha) mit einem seltsamen Logo, das A&O bedeutet, aber natürlich zu wilden Spekulationen Anlaß gibt. Mein Favorit: es ist der Communicator aus StarTrek.

Was wird nun? Werden wir reüssieren? Wird man uns wertschätzen? Werde ich einsam und verlassen in der Dunkelheit ohne Proviant und ... ach, scheißwasdrauf. Becher in den Rucksack und auf geht 's.

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Noch mehr Berichte:

 

Storify der Veranstalterinnen

https://kirchehochzwei.de/cms/blog/wnder-eine-konferenz-den-social-media

 

Seilschaften und Routen als Methodenformate in der Eisfabrik

http://kircheinderheide.blogspot.de/2017/02/wnder-konferenz-uber-das-geschenk-nicht.html

 

Wandern, Wundern und als-Verwundete-Leben sind Grunderfahrungen christlichen Glaubens

https://zwischengerufen.wordpress.com/2017/02/16/kirchen-verwndert-euch/

 

Martin Recke auf Medium

http://commentarium.de/2017/02/wandern-undwundern/

 

Die Beymeister auf EKiR

http://www.ekir.de/www/service/wander27862.php

 

Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers

http://www.landeskirche-hannovers.de/evlka-de/presse-und-medien/frontnews/2017/02/22

 

Exodusgemeinschaft

http://www.exodusgemeinschaft.de/ein-wnder-rueckblick/

 

Hilflosigkeit kann man lernen

das Problem

Um einem Menschen seine Würde zu nehmen, muss man ihn nur zwischen isolierte Systeme spannen. Dazu braucht es nicht mal einen Kopf, der den Prozess steuert. Wer beispielsweise die Erwartungen seiner Nachbarn, seiner Familie, seines Trainers und seines Arbeitgebers erfüllen muss, die sich alle nicht miteinander abgesprochen haben und denen man einen bösen Willen nicht unterstellen muss, geht vor die Hunde. Es bedarf einer Unmenge an Energie, sich aus der nichtverschuldeten Unmündigkeit zu befreien. Wie macht man das?

Es begann möglicherweise damit, dass die Eltern einsahen, dass das Kind Luxusgüter braucht, die andere auch haben. Das lernt, sich anzupassen. Warum soll es das ändern? Was wäre der Vorteil der Freiheit? Als "Opfer" lässt sich niemand gern bezeichnen. Die Systeme funktionieren.

das Schaubild

Malen Sie sich zur Veranschaulichung einen Punkt 0 in die Mitte eines Papiers. Der Kreis, den Sie drumherumzeichnen, ist der Lebensbereich des durch Punkt 0 gedachten Menschen. Dann zeichnen Sie Ausschnitte, die von außen in den Kreis hineinstechen. Sie sind außen breit und laufen auf den Punkt 0 spitz zu, erreichen ihn aber nicht.

Schaubild Hilflosigkeit

Nennen wir die Ausschnitte probehalber A, B, C und D und veranschaulichen uns das Ganze mit einer Geschichte:

Es geht um das Kind 0, das zur Erstkommunion gehen soll.
A ist die Mutter, die für das Kind die wichtigste Bezugsperson ist.
B ist die Pflegefamilie, in der das Kind lebt.
C ist die Kirchengemeinde, in der das Kind lebt.
D ist die Kirchengemeinde, in der die Mutter mit den Geschwistern des Kindes lebt. Eines der Geschwister wird zur Erstkommunion gehen.

B nimmt mit C Kontakt auf, weil A eine unklare Information gegeben hat. Mit der klaren Information hätte B mit D Kontakt aufgenommen. Durch Konflikte hält C Rücksprache mit B und man einigt sich, dass C Kontakt mit A aufnimmt. Im Kontakt CA wird deutlich, dass nicht C, sondern D der beste Kontakt wäre. ... Der Prozess dauert an.

Sie können die Dreiecke vergrößert, verkleinern aus dem Kreis herausschieben, tiefer hineinschieben, Punkt 0 vergrößern, verkleinern. Passen Sie das Schaubild so an, dass es Ihnen hilft, den Prozess der Hilflosigkeit zu verstehen. Wer nimmt mit wem Kontakt auf? Wer schiebt grad Vernatwortlichkeit ab? Wem fehlen Informationen?

Es ist klar: Wenn alle miteinander kommunizieren, hat jeder Mensche eine Chance. Wenn aber jeder nur in seinem Interesse handelt, gehen die Schwächsten zugrunde. Wenn jeder Mensch klar und angstfrei kommunizieren könnte, gäbe es weniger Mißverständnisse. Bei uns in Deutschland lautet das Motto derer, die sich aus der Verantwortung ziehen: "Wer ist zuständig?" Zuständig ist aber nie nur ein Mensch. Es kann sein, dass es einen Menschen gibt, der die Verantwortung trägt. Das Konzept des Nächsten, das uns Jesus hinterlassen hat, hält uns in der Verantwortung. Das kann Angst machen. In dem Konzept des Nächsten geht es aber nicht um den, der die Prügel kriegt, weil er alles falsch gemacht hat, sondern um ein liebevolles Miteinander. Wir Christen versuchen dieses Konzpet durch alle Zeiten und in allen Gesellschaften als je eigene 0-Punkte zu leben.

Übrigens ist auch die Mutter, der Pastor, der Vater in der Pflegefamilie, ... in seinem eigenen Schaubild eine Person 0, die sich wehren und bewähren muss gegen seine eigenen As, Bs, Cs und Ds.

das System wird irritiert

Der Chor der katholischen Kirchengemeinde Hochdahl gab noch 1998 einen Klassiker des NGL: Das Musical "Franz von Assisi" von Peter Janssens und Wilhelm Willms. In dem verlinkten Beitrag fragt der Autor, ob das Musikstück denn noch zeitgemäß sein könnte und antwortet selbst:

Im 1. Akt ‑ Requiem für einen reichen Jüngling ‑ steht nämlich die Frage zur Debatte, wie verbindlich der Trend der Zeit denn sei. Der "Zug der Zeit" ‑ fort, immer fort, in einem fort ‑ ist ein Leichenzug, und wer leben will, muß aus diesem Zug aussteigen, wie der Jüngling von Naim, der aufgeweckt wird, aussteigt und den Zug ohne ihn weiterziehen läßt (ohne daß die Teilnehmer des Leichenzuges es merken).

Die lange kirchliche Tradition führt uns über dieses Musical und Franz Assisi zurück bis in die Zeit des Jesus, der als Sohn Gottes auf die Erde kam, um in seinem Leben zu verdeutlichen, wie genau Gott es gemeint hat mit seiner Schöpfung und seiner Liebe. Wir erinnern uns ... und machen gerne den Einwand, dass sei alles etwas viel verlangt. Aber genau diese Botschaft ist es, die uns aus der Hilflosigkeit führt.

Komplettieren Sie selbst!

mehr Inklusion, bitte !

In der Reihe Behinderung - Theologie - Kirche Beiträge zu diakonisch-caritativen Disability Studies befassen die Herausgeber des Bandes Welt in der Welt, Hans-Walter Schmuhl und Ulrike Winkler, sich zwar mit Heimen für Menschen mit geistiger Behinderung, aber die behandelten Aspekte wirken ebenso im Selbstverständnis der Mehrheitsgesellschaft: Es geht um Sprachlosigkeit, Verständnis, Vermittlung und diese Dinge, die unser aller Leben betreffen. Wer die Ausgrenzung von Menschen mit geistiger Behinderung für eine Unmenschlichkeit hält, wird die Probleme der Mehrheitsgesellschaft (Leistungsdruck, Selbstoptimierung, Verlust der sozialen Stellung, Zukunftsängste) durch Verwirklichung von Inklusion schnell erledigt sehen. Das will ich Ihnen gern durch Eindrücke beim Besuch der phantastischen Ausstellung Touchdown 21 erläutern: Es geht um das Down-Syndrom, Trisomie 21. Die Ausstellung ist gut gefüllt. Auch Menschen mit Down-Syndrom sind unter den Besuchern. Manche ihrer Begleiter erklären etwas.

  • Ein Mensch liest einem anderen etwas vor und der, dem vorgelesen wird, unterbricht und liest selber weiter. Was denken Sie: Wer von beiden ist behindert?
  • Ein Mensch erklärt einem anderen, dass er nicht zu weit weggehen darf, weil er sonst verloren geht (in einer Ausstellung!). Wer von beiden ist behindert?
  • Ein Mensch sitzt ganz in sich versunken am Boden. Alle anderen lassen diesen Menschen so sitzen.

Wenn Sie diese Gedanken weiter verfolgen: Merken Sie, dass unser Leben reicher und vielgestaltiger wäre, wenn wir uns nicht an Regelungen anpassen müssten, sondern unsere Ausdrucksformen selber wählen könnten? Es sind ja nicht nur die Behinderten/Menschen mit Behinderung, die unter dem Verdacht stehen, es nicht zu schaffen. Die Abgehängten, die Arbeitslosen, ... die ..., aber nein, es sind auch die Schlüsselfiguren unserer Gemeinschaften und Gesellschaften, die etwas verändern können, wenn sie die Sinnhaftigkeit von Übereinkünften (von der Hausordnung bis zum Grundgesetz) verständlich machen könnten. Es sind Menschen mit Trisomie 21/Down-Syndrom, die sich völlig kompromisslos verhalten. Sie weisen mit ihrem Leben auf Fehler im System hin. Nur weil sie keine Abhandlungen darüber schreiben, versteht die Mehrheitsgesellschaft sie nur selten.

ein Wort zum Schluß

Einer der Macher der Ausstellung hat es wunderbar auf den Punkt gebracht:

AM LIEBSTEN LANGWEILE ICH MICH MIT MIR SELBST.

JULIAN GÖPEL

Sie können dieses Bonmots als Postkarte im Museumsshop erwerben.

 

Das Büro - 001 - Es beginnt oder "Was ist eigentlich ein Büro?"

Ab 1. Februar 2017 bin ich Gemeindereferentin mit dem Auftrag Gemeindeseelsorge. In Absprache mit dem Pastoralteam ist mein Schwerpunkt Inklusion und mein Büro an einem bestimmt Ort: Gestern kamen wohlweißlich nur ein Drittel meiner Plörren in das mir zugedachte Büro, denn mir wurde zugetragen, es sei nicht genügend Platz. Das Pfarrbüro war schneller. Schränke und Flächen sind zum großen Teil belegt und der Raum wird von einem dieser überdimensionierten Schreibtische dominiert. Das Pfarrbüro wird hier an 3 Stunden in der Woche genutzt. Wir werden uns nicht in die Quere kommen. Außer dass da dieser riesige Schreibtisch steht und ich nicht weiß, wie ich mein Material unterbringen soll.

Was ist eigentlich ein Büro?

Was mir vorschwebt ist ein Workingspace, der geprägt ist von Interesse und Kommunikationsmöglichkeiten. Ich habe Bücher, DVDs und Bastelmaterial angeschleppt. Der mit Fedora Workstation bestückte Computer muss verpackt bleiben, weil er nirgendwo mehr hinpaßt, weil der riesige Schreibtisch übersät ist mit Zettelkästen, Stiftboxen und allerhand Papier. So stelle ich mir ein Büro nicht vor: beeindruckend und respektheischend. Menschen sollen nicht eingeschüchtert werden, sondern sie sollen Lust haben zu kommen. Sie sollen sich niederlassen wollen, stöbern, fragen, beitragen und sich einen Kaffee machen können. Immerhin gibt es eine Toilette.

Umstrukturierung

Wir haben dieses viele Material und diesen Monsterschreibtisch aus dem alten Pfarrbüro. Aber das eigentliche Pfarrbüro sollte mittlerweile in einem anderen Ort sein, dort, wo der residierende Pfarrer sich befindet. Die Pfarrsekretärin jettet von Gemeinde zu Gemeinde. Überall ist etwas zu tun. Eigentlich muss das nicht mehr sein, denn wir haben Telefon und Internet. Nur die Menschen sind im Großen und Ganzen noch an eine übermächtige Kirche gewöhnt, die sie zwar nicht ernst nehmen, die sie aber trotzdem von Zeit zu Zeit brauchen. Nur Wenige beteiligen sich an der Umstrukturierung, weil sich nur Wenige ernst genommen fühlen. Nicht nur dieses Büro ist beengend. Ich bin kein Hellseher, darum kann ich noch nicht sagen, wie es weitergeht.

Alteingesessene Gemeindemitglieder wissen, wo man noch Material unterbringen kann. Das Pfarrheim wird demnächst abgrissen werden, weil es sanierungsbedürftigt ist und es keine Aussichten auf Erfolg gibt, darum saniert man es nicht, sondern reißt es ab. Was stattdessen da hinkommen wird, steht in den Sternen. Das Pfarrhaus, in dem bis vor einigen Jahren noch der Pfarrer wohnte, wird einem Wohnheim für Demente weichen. Darum muss das Pfarrbüro raus. Wir sitzen beengt, aber warum und trocken, in einem klotzigen Bau mit 2 Fenstern, einer Tür, einer Toilette, dem Büroraum, einer Teeküche und einer Toilette.

Auf der Klingel an der Tür steht "Pfarrbüro". Finde den Fehler.