Heausgegeben von Kai G. Sander
Neue Perspektiven für Christsein, Kirche und Spiritualität
Unter Mitarbeit von Anja Fecke, Urs von Wulfen und Angela Reinders
Ist nicht schon alles gesagt ?
Urs von Wulfen und Anja Fecke haben je eine ausgezeichnete Masterarbeit geschrieben, die durch dieses Buch an eine breitere Öffentlichkeit gelangt.
Wie es für wissenschaftliche Arbeiten üblich ist, definieren sie Begriffe und sichten das Feld. Ich würde sagen, die Lektüre lohnt sich, weil Digitalität noch immer nicht fassbar ist und sich doch ereignet.
Die Playlist und das Direktorium für Katechese
Im zweiten Abschnitt ihres Beitrag schreibt Angela Reinders:
Das Abspielinstrument für die Playlist ist das Kapitel "Katechese und digitale Kultur" im Direktorium für die Katechese aus dem Jahr 2020.
Wer wissend nickt, muss nicht mehr weiter lesen. Alle anderen haben was zu kauen, denn hier werden Kirche und Digitalität zueinander gebracht.
Der Abschnitt mit der Bezeichnung #372 beginnt so:
Zwei Jünger gingen von Jerusalem in ein Dorf namens Klönstedt.
Das ist nicht banal, aber es zeigt die Grenzen einer Transformation von Theologie in den Spaßbereich der ernst gemeinten virtuellen Welt auf.
Die Emmausgeschichte
Die Emmausgeschichte hat es auch Urs von Wulfen angetan.
Laut dem Bibelwissenschaftler Francois Bovon deutet das Vokabular und der literarische Stil der Emmauserzählung daraufhin, dass der Evangelist Lukas die Geschichte aus älteren Geschichten und/oder mündlichen Überlieferungen übernommen und umgearbeitet hat.
S. 76 ebendort
Klingt nach Internet, wo ja auch kopiert und neu geformt wird. Das war also schon früher kein Problem. Aber was ist echt? Kann uns das Lehramt da Sicherheit bieten?
Es wird erklärt und hingewiesen, zitiert und neu formuliert. Dann stellt sich unausweichlich die Frage, ob es echte Begegnung ohne Leiblichkeit überhaupt geben kann. Das alte Problem, das Hauptargument der Gegner der Digitalität, dem nimmt er sich ab S. 105 an.
Hashtags
Die Einen können es, die anderen kennen es nicht mal. Auch die Hashtags sind eine Bruchstelle zwischen den in der Digitalität Bewanderten und den Gegnern des Internets. Anja Fecke findet Worte für Barrierfreiheit und Inklusion. Sie zitiert und weist hin, gibt Hinweise auf weiterführende Literatur und streift sogar das Thema "digitale Güter". Hier kommt das Buch an Grenzen. Man möge den gelegten Fährten eigenständig folgen.
Übrigens, liebe Anja, auch Open-Source-Betriebssysteme müssen upgedatet werden, aber sie unterliegen nicht dem unseligen Kommerzialisierungswahn. Danke dir für die auch dort gelegten Fährten. In einer Fußnote auf Seite 168 erwähnst du, katholisch.de sei kein Medium der DBK. Auch dem widerspreche ich mit einem Link https://
Die Postulate zum Weiterdenken ab S. 205 (es sind insgesamt 13) enthalten alles, was der im Digitalen beheimatete Mensch sich wünscht. Fangen wir mit 1 an:
In den digitalen Medien kommunizieren nicht Institutionen, sondern Menschen. Daher muss die Kirche mutig sein, neue Erzählformen auszuprobieren und auf Gesichter und Stimmen, kurz auf Persönlichkeiten in den Sozialen Medien zu setzen.
Wir können es gut mit Influencern. Da gefällt mir Postulat 3 besser:
Die katholische Kirche ist aufgefordert, auf Augenhöhe mit den Menschen zu kommunizieren.
Nunja, auch die Kirche besteht aus Menschen. Dieses nervtötende Gegenüber aus Wir und die Menschen lösen wir im Digitalen auf. Das Versprechen des Internets. Noch nicht eingelöst, weil erst die IT-ler und dann erst die Anwender zum Zuge kommen. Nun können die Googles, Apples und Microsofts und wie sie alle heißen, mit den Glücksversprechen der IT-ler die Anwender zur Kasse bitten. Aber, wie Anja Fecke schon schrieb: Es gäbe Auswege aus dem Dilemma, wenn wir sie nur gingen. Guckst du Open source. Ist nicht auch das Evangelium Open Source?
Glücklicherweise sind die Postulate kurz erläutert. Mir erscheinen sie wie perfekte Vorlagen für die Gremienarbeit in unseren Pfarreien.