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Seye Eye 4

Seye Eye 4

Wir müssen als Menschen in die Rettung anderer Menschen eingreifen, weil es auf politischer Ebene nicht geschieht, weil Wohlstand und Sicherheit auf politischer Ebene wichtiger sind als Menschenwürde und Gerechtigkeit.

Zeit zu spenden. https://united4rescue.org/de/helfen/spenden/

 

Dritte Synodalversammlung 3. bis 5. Februar 2022

"Die Dritte Synodalversammlung des Synodalen Weges findet vom 3. bis 5. Februar 2022 in Frankfurt am Main statt. In der Messe Frankfurt werden die Synodalen erstmals Texte in Zweiter Lesung beraten und mögliche Beschlüsse des Synodalen Weges fassen. Weitere Texte werden in Erster Lesung beraten und den Synodalforen zur weiteren Überarbeitung übergeben."

https://www.synodalerweg.de/struktur-und-organisation/synodalversammlung

Das liest sich sperrig und klingt nach Sitzungskatholizismus. Aber bis jetzt hat der Synodale Weg bereits einiges bewirkt:

- Öffentlichkeit für die Auseinandersetzung mit der Krise der katholischen Kirche geschaffen

- Themen formuliert und mit Inhalt gefüllt

- Menschen ermutigt

- Menschen aktiviert

 

 

Ick habe mir faloofen

Nachdenken über Geistliche Begleitung

Wenn ich nicht mehr weiter weiß, bleibe ich erstmal stehen. Unsere Eltern haben uns gelehrt, den letzten bekannten Punkt zu suchen und von da aus weiter zu machen. Aber was, wenn man gar keine Richtung findet?

Der letzte bekannte Punkt

Die Schriften von Jean Vanier haben mir einen Raum für Sprache im Zusammenhang mit Geistigbehinderten geschenkt. Er bringt Erfahrungen gut rüber. Seine Texte kann konnte ich nutzen, Inklusion in der Gemeinde zu verdeutlichen. Es geht immer um Selbstsein, Geduld, Vertrauen und Enttäuschung. Das deckt sich mit meiner Erfahrung. In den Gesprächen über Bibeltexte kommen neue Facetten zu Tage, wenn Geistigbehinderte Worte für ihre Gefühle finden. Sie bringen verschiedene Aussagen ganz unterschiedlicher Texte zusammen. Sie können nicht gut mit Bildsprache umgehen, weil sie das Bild als den Inhalt nehmen. Sie kommen von dem Bild ncht los. Und sie sind im Laufe ihres Lebens frei von Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben, weil sie wissen, dass jeder Mensch doch wieder geht, egal wie nett er ist. Es gibt für sie keine Gemeinschaft. Das hat Jean Vanier mit der Archegemeinschaft geändert. Aber er hat auch sexuellen Missbrauch begangen.

Man kann ja fragen

Im Kollegenkreis herrscht Betroffenheit. Ein Kollege hat einen Text verfasst, der auf einem Buch von Doris Reisinger fußt. Sie weiß, wovon sie spricht. Und sie spricht. Sie kann Antworten geben. Wir Seelsorgende im Bistum Essen greifen dann wieder auf unsere eigene Geistliche Begleitung zurück. Das gefällt mir nicht. Nicht, dass wir da nicht lauter fähige und gut ausgebildete Seelsorger hätten. Aber für mich ist das Konzept Geistliche Begleitung endgültig korrumpiert. Zu viele Menschen suchen noch nach Antworten auf ihre Lebensfragen bei anderen. Aber alle Antworten liegen in uns. Das ist mühsam. Das wissen auch unsere Geistlichen Begleiter. Sie begleiten, sie führen nicht. Aber ich habe keine Lust mehr. Ich bin müde. Ich brauche jetzt Klarheit. Und Zeit.

Ich weiß nicht weiter

Als die Nachricht von Jean Vaniers Versagen kam, war ich in einem geschützten Raum. Ich habe geheult, ich war echt fertig. Das durfte ich. In geschützten Räumen geht sowas. Dann muss man weiter. Und, ehrlich gesagt, ich weiß nicht weiter. Meine Tränen liegen nah unter meiner glücklichen Oberfläche. Wenn ich zur Ruhe komme und tief in mich hineinhöre, spüre ich Sicherheit und Frieden. Jean Vanier hat mein Leben nicht zerstört. Aber er hat den Weg kaputt gemacht, auf dem ich unterwegs war. Jetzt muss ich mich neu orientieren.

Schwäche

Aus Schwäche wird ein Mensch zum Schuldigen. Er tut etwas, dass falsch ist, grundfalsch. Das hat unabsehbare Folgen. Wenn ein Täter im Moment seiner Tat wüsste, würde er nicht sündigen. Aber er ist schwach. Er weiß nicht.

Auch ich bin schwach. Ich möchte nicht, dass meine Handlungen solche Auswirkungen haben. Was kann man tun? Ich bin privilegiert. Das Reflektieren gehört zu meiner beruflichen Tätigkeit. Es wird von mir erwartet. Also ...

 

https://www.arche-deutschland.de/uebergreifende-inhalte-und-funktionen/newsletter/news-detail/wir-si...

Spiritueller Missbrauch in der katholischen Kirche - Doris Wagner http://d-nb.info/1182487122

 

Hirtenbrief zur Bußzeit 2019 aus Limburg

Meiner Meinung nach sollte jeder Mensch selber lesen. Wir können das. Die Hirtenworte und Neujahrsbotschaften des Jahres 2019 treffen auf offene Herzen oder verschreckte Hardliner oder verpuffen. In allen Botschaften steckt Inhalt. Es ist wunderbar, dass wir von Jahr zu Jahr eine Veränderung der Texte aus den Bischofshäusern beobachten können.

Nun auch hier der Link zum Hirtenwort des Bischofs von Limburg: https://bistumlimburg.de/beitrag/zeit-der-entscheidung/

Er trägt die Überschrift "Zeit der Entscheidung". Inhaltlich fordert er Entscheidungen, ohne den Zuhörenden das Schwert an die Kehle zu legen. Er macht deutlich, dass wir viele Probleme in unseren Pfarreien nur vor uns hinschieben. Eine Entscheidung muss Mass nehmen an Jesus Christus. Das kann ungemütlich werden.

Aber lesen Sie selbst.

 

"Mach mal langsam" und eine Empfehlung für den Psalm 119

Ohne Geld geht gar nichts. Und ohne Macht auch nicht. Sagen manche. Sie sind sehr überzeugt. Letztens saß ich noch mit einem alten Bekannten am Tisch, der mittlerweile einen eigenen Betrieb hat und etliche Freelancer beschäftigt, die von unbekannten Orten aus ihre Arbeit machen. Er ist begeistert. Manche von ihnen verdienen 1000 € am Tag. Wir reden. Es ist kaum möglich, die anderen Buzzwörter einzubringen, ohne wie ein Spielverderber da zu stehen. Was ist mit dem Weltklima, wenn diese Freelancer in der Weltgeschichte herumreisen nur weil sie es können? Was ist mit den Abgehängten und den Flüchtlingen? Was ist mit Gesundheit und Ernährung? Wo wird es hin führen, wenn wir diese Lebensweise zum Maß unserer Karrieren machen?

Angestellte

Mein Arbeitgeber macht grad eine heftige Umstrukturierung mit. Die wäre kaum möglich, wenn der Laden nicht vor die Wand gefahren wäre und sich ständig tiefer rein bohrte. Aber der Laden ist schon nicht mehr das, als was er gilt. Ich bin nur Angestellte. Aber die Leitungsetage sagt:

Machen Sie uns Vorschläge, unterbreiten Sie Ihre Ideen, wir sind bereit, Risiken einzugehen.

Es bleibt das Tagesgeschäft, das darin besteht, sich tiefer in Misere zu bohren. Beispielsweise wenn es uns nicht gelingt, den Anschein von Dienstleistern abzulegen. Es ist eine Herausforderung, dass Christen im Beruf nicht bessere Christen sind als Laien. Wir Berufstätigen sind nicht besser in der Sache als alle anderen. Aber wir stecken zur Zeit sehr in diesen Strukturen, die uns einen Ort zuweisen und dementsprechend Dinge von uns erwarten, die wir im Grunde nicht leisten können oder die jeder andere Mensch leisten könnte oder die Christen generell leisten können. Es scheinen diese Strukturen so selbstverständlich richtig, dass wir uns kaum vorstellen können, dass christliche Ideale darin Platz haben.

Von Zeit zu Zeit wechseln wir unsere Arbeitsplätze, weil wir mit dem KnowHow und den Erfahrungen im Hintergrund an anderen Arbeitsplätzen mehr bewirken können. Dann sind wir die neuen Besen.

Ich werde nie viel Geld verdienen und brauche das auch gar nicht. Meine Ziele sind mit meinem Glauben an Gott verknüpft und dieser ist mit meinem Arbeitgeber verknüpft. Darum habe ich Zeit. Und ich habe Geduld. Geduld darf nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt werden. Ich lerne und lese. Uns fehlt in unserem Betrieb noch das Neue. Uns fehlen die Einflüsse der agilen Arbeit, des modernen Arbeitsmarktes und der neuen, neu gestalteten Prozesse. Ein leuchtendes Beispiel dafür ist die Caritas im Bistum Essen, die mit ihrer Direktorin neue Wege beschreitet.

Focussieren

Mein Blick ist auf ein Ziel gerichtet. Ich gehöre zu den Kollegen und Kolleginnen, die sich für Inklusion (Menschen mit Behinderung) und Digitalisierung engagieren. Wir nutzen moderne Technik und sind nicht einer Meinung. Wir treffen uns auf Tagungen und am Telefon.

Wir beten gemeinsam. Seltener in der Kirche einer Gemeinde, weil die sich immer noch in die Wand bohrt. Ich bin lieber in Formaten, die wir ebenso wie unsere "Kundschaft" mit technischen Mitteln bedienen können. Es ist ein Prozess. Vieles ist in Veränderung. Wir machen Fehler. Seit wir im Bistum Essen den Zukunftsbildprozess beschreiten, dürfen wir ganz offiziell Fehler machen. Das bedeutet nicht, dass wir vor uns hin dilletieren. Es ist nicht so wie bei dem oben genannten Bekannten, der meint, man müsse etwas beginnen und wieder fallen lassen können. Mal hier mal da und schnell. Mit der Methode erreicht man was. Aber wir in der Kirche können das nicht. Wir sind mutiger, seit wir der Krise ins Auge sehen. Wir rütteln und wagen. Aber wir machen nicht schnell, weil unser Blick bei allen Menschen ist. Wir dürfen keinen verlieren.

Pastoral der flachen Hierarchien

Mein Focus ist auf die Menschen und deren Beziehungen in unserer Kirche gerichtet. Beispielsweise auf die alte Dame, die mit ihrem Smartphone Fotos während des Weltgebetstages macht. Sie hat ein Problem mit dem Licht und lässt mich auf den Bildschirm schauen. Ich probiere etwas aus und sie lernt dabi. Sie sagt, sie besuche einen Techniktreff für Senioren. So geht das. Menschen kommen mit ihrem Wissen. Die Einen sind Hausfrauen, die anderen sind Theologen, wieder andere sind alleinerziehende Mütter oder überforderte Karrieristen. Wir alle bilden eine Gemeinde. Das Apostolat der Laien, das im II. Vatikanischen Konzil angekündigt wurde, könnte so ein Wert werden. Arbeiten Sie nicht mehr dem Pastor zu. Arbeiten wir gemeinsam im Reich Gottes. Das klingt nach Machtverlust und der Gefahr, alles zu verlieren.

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https://www.caritas-essen.de/die-caritas-im-ruhrbistum/diecaritas

https://www.caritas.de/magazin/kampagne/sozial-braucht-digital

https://zukunftsbild.bistum-essen.de/

https://netzgemeinde-dazwischen.de/

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Psalm 119

Der ist der Längste der Psalmen im Buch der Psalmen. Ein Blogartikel auf Medium hat mich auf die Möglichkeit gewiesen, man könne diesen Psalm auswendig lernen. Also los. Der Blogartikel gibt sogar Hinweise auf eine gute Methode.

Bei mir hakte es bereits im ersten Abschnitt. Es geht doch sehr um das Gesetz. Gesetz, Gebot, Weisung.

https://praypsalms.org/psalm-119-in-2019-9931ac1a4c1d

Das brachte mich auf die Frage:

Wie lauten die 10 Gebote?

Es war ganz überraschend schön, sich die 10 Gebote vor Augen zu führen. Der Inhalt ist hilfreich. Es ist gar nicht bedrückend. Es ist eine Hilfe, eine Art Geländer, eine Möglichkeit, das eigene Leben zu überprüfen.

Exodus 20,2–17 und Deuteronomium 5,6–21

10 Gebote, die man ernst nehmen kann.
Was fällt mir daran schwer?
Manchmal ist ein Gebot sogar die Lösung für ein zwischenmenschliches Problem.

"Selig, deren Weg ohne Tadel ist,

die gehen nach der Weisung des Herrn."

So lautet der erste Vers in der Einheitsübersetzung. Da hörte die geschmeidige Lektüre auf. Kann ich das auswendig lernen? Kann so mein Psalm sein? Und *Spoiler* es geht in diesem Stil weiter. Ja, wenn mein Weg ohne Tadel wär, dann wäre Vieles besser. Aber kann sowas überhaupt sein? Zusammengenommen ist das Gehen nach der Weisung des Herrn schon ein guter Fokus. Aber was ist die Weisung? Sie beginnt mit dem Hinweis: "Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Sklavenhaus Ägypten geführt hat." Und das ist der Clou. Wir sind befreit. Und darum ist es wichtig, sich die 10 Gebote immer wieder vor Augen zu führen. Das Gebot, das mir beim Erinnern nicht einfallen will, ist ein Hinweis auf eine Baustelle.

Es ist wunderbar, macht Spaß und tröstet.

 

"Wir freuen uns viel zu wenig", sagt der Pastor

Am Sonntag war es mal wieder soweit: Die Heilige Messe mit vielen unterschiedlichen Menschen und einem Pastor, der auch nur ein Mensch ist. Es ist der, der viel redet, auch wenn er am Anfang der Predigt bekennt, dass er viel redet und diesmal ... aber das glaubt weder er noch wir.

Das erinnert mich an eine coole Aktion von gott.net.

Bild einer Skulptur des ernst dreinschauenden Martinluther auf einem 0,- € Schein.

Die Idee ist wirklich gut. Man kann anhand eines Geldscheines, eines wirklich original auf Geldscheinpapier gedruckten Luthereuro, über Gnade nachdenken. Gnade ist ein Geschenk. Wirklich. Die Idee ist gut. Sie entwickelt ein Eigenleben. Man kann etwas dafür bekommen, weil wir das Geldgeben und Geldnehmen gewohnt sind. Den Schein in der Hand zu fühlen, gibt dem Gehirn den Impuls, nach einem Gegenwert zu suchen. Man könnte diese Scheine auf einem Gemeindefest nutzen? Man könnte dafür ... .

Aber mir ist etwas aufgefallen auf dem Schein:

So viel Glauben du hast, so viel Lachen hast du.

Martin Luther

Und jetzt weiß ich auch nicht. Dieser Luther lacht bestimmt sehr versonnen in sich hinein. Wenn er soviel Glauben hat, wie diese Skulptur Lachen hat ... .

Die Aktion, wie gesagt, finde ich gut. Aber es ist mir ein Anliegen, auf die Verschleifung der Sprache in unserer Kirche hinzuweisen. Sonntag für Sonntag in unseren Heiligen Messen wird gepredigt und nicht jede Predigt rauscht über unsere Köpfe hinweg. Aber was passiert? Der  Knaller ist für mich, wenn nach der Messe gesagt wir, die Predigt sei gut gewesen, aber auf Nachfrage nichts über ihren Inhalt gesagt werden kann. Und dann erst die Lesungen! Gerne hört man beim Pfarrschoppen oder auf dem Kirchplatz den Satz:

Ist ja alles nicht so gemeint.

Doch. Es ist so gemeint. Wer weiß, was passieren würde, wenn wir das wieder begreifen könnten. Mich macht die Lesung des Sonntags unruhig. Ich möchte mit anderen darüber sprechen. Wir sind ein Glaubensnetzwerk und könnten einander helfen, das Wort Gottes zu verstehen. Das geht mir nicht aus dem Sinnn. Sprache. Ernsthaftigkeit. Liebe.

 

Gar nicht mal so Unzufriedene bei der ersten Komplizenkonferenz im Bistum Essen

Es fing alles damit an, dass das Team vom Zukunftsbildprojekt Gründerbüro des Bistums Essen Unzufriedene zu einer Komplizenkonferenz ins kitev bat. Die Location ist in diesem Turm am Oberhausener Hauptbahnhof. Man steht zunächst vor MacDonalds und weiß nicht so recht, ob man richtig ist. Aber dann trifft man auf einmal bekannte Gesichter aus dem Bistum und muss gucken, wie man die gar nicht so barrierefreie Eingangsstufe meistert. "Wir beginnen mit dem Essen im 5. Stock." Einen Aufzug gibt es natürlich nicht. Na toll. Auf dem Weg dahin fanden wir Zitate an den Wänden. Tief Luft holen und lesen und sich erinnern. Ganz schön seltsame Location, wenn man katholische Erwachsenenbildungsstätten gewohnt ist. Aber die Zitate sind schon vertraut.

Schlüsselbund mit Kapselheber auf einem Zettel mit folgendem Text : "Brecht auf ohne Landkarte - und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist, und nicht erst am Ziel. Versucht nicht, ihn nach Originalrezepten zu finden, sondern lasst euch von ihm finden in der Armut eines banalen Lebens." Madeleine Delbrêl

 

Wer ist dabei ?

Kollegen und Kolleginnen im pastoralen Dienst, aber auch viele unbekannte Gesichter (dazu später mehr). Auf dem Weg zum Essen pinnen wir unsere Heimatgemeinden auf eine Karte des Bistums Essen und kleben unsere Wünsche und Ideen an die Wand. Es geht nicht nur um das, was wir geben wollen, sondern auch um das, was unverzichtbar ist.

Oberhausen liegt im Ruhrgebiet. Aus dem Sauerland ist offenbar niemand gekommen. Aber eine Kollegin aus dem Erzbistum Paserborn ist da und ein junger Mann, der was für ein Land in Afrika tun will, und ein Ingenieur, der hilflosen Personen mit Technik behilflich sein will. Ach? Wie kommen die alle hierher?

Manche Kollegen und Kolleginnen kennt man schon aus anderen Veranstaltungen. Es wird direkt zur Sprache gebracht: Wir haben Lust auf Neues. Dieses und Jenes, das uns im beruflichen Alltag auf die Nerven geht, wird durchgehechelt. Ein Mann, den ich noch nie gesehen habe, erzählt, er käme aus einer der beiden Gemeinden im Bistum, die jetzt ehrenamtlich geleitet würden. Wir nörgeln schon gar nicht mehr. Wir erzählen uns bei Linsensuppe und allerhand Leckerem aus der Küche einer Flüchtlingsinitiative. Ein gesetzter Herr mit Bierbauch stellt sich als ehemaliger Mitarbeiter aus meiner Zeit als Jugendseelsorgerin heraus. Er ist verheiratet, hat Kinder und macht in Scrum.

Dann beginnt Becci Klug mit ihrem Vortrag. Sie ist die Initiatorin des raumschiff.ruhr, das in der Marktkirche im Zentrum der Essener Innenstandt, mitten in der Fußgängerzone, gelandet ist. Sie wollte nie einfach nur eine Gemeinde leiten, sondern traute ihrem Verstand und ihrer Sehnsucht und handelte mit der Kirchenleitung was aus, was ihr entspricht. Auch ihr hat das Essen wirklich gut geschmeckt.

Wat nu?

Offenbar können wir machen, was wir wollen. "Sorgen Sie gut für sich." Das sind wir nicht gewohnt. Es gibt auch keine Rezepte. In Kleingruppen erzählen wir einander was von Gott und unseren Gotteserfahrungen. Ich hatte wirklich durch Zufall die Toppkarte gezogen mit dem Symbol des Leuchtturms: Ein Priester, ein Diakon und eine Gemeindereferentin in einer Kleingruppe. Worst Case. Das Gespräch kommt sehr schwer in Gang. Es ist nicht so einfach, über Gott zu sprechen. Ganz offensichtlich will jetzt keiner von uns etwas Falsches sagen. Dann taucht die Fotografin vom Dienst auf und sieht, dass wir die Karten auf dem Tisch liegen haben, die wir mit Inhalt füllen sollen, und ist ganz begeistert, weil wir die einzige Gruppe sind, die das haben. Der Diakon weist sie darauf hin, dass das so muss. Es gehört ja zu dem Arbeitsauftrag, den wir bekommen haben. Sie macht freudestrahlend Fotos. Anschließend tauchen langsam alle wieder in der zentralen Etage auf (hatte ich erwähnt, dass wir 4 Etagen bespielten?) und klammerten ihre Ideen und Erfahrungen an eine Leine, die in der Mitte des Raumes platziert war. Die freundliche Moderatorin Ursula Hahmann wies unermüdlich darauf hin, dass wir unsere Namen auf die Zettel schreiben sollten, damit andere wissen, mit wem sie Kontakt aufnehmen können, wenn der Zettel Interesse geweckt hat. So weiß natürlich niemand, dass ich einen Server entwickeln möchte, den Gemeinden nutzen können für Kommunikation (mit Datenschutz und allem Drum und Dran) und offene Daten (darüber wäre zu verhandeln). Dafür habe ich Herrn Hasenau kennengelernt, der Hilflosen helfen möchte. Er weiß, dass technische Hilfen oft viel zu teuer sind. Außer uns haben 100 andere Menschen genau so konzentriert miteinander gesprochen. Es war laut. Aber man konnte sich in eine der anderen Etagen verziehen.

WLan gab es auch. Twittern zur Entspannung in der ganz offiziellen Pause.

Noch was für die Professionalität

Es gibt Methoden für Kreativität und Wege, wie man auf Ideen und an Geld kommt. Wir machen noch eine Einheit mit Input. Ich lerne neue Wörter kennen und eine Theorie, die keine Methode ist, sondern eine Beschreibung der Startups, die gut funktionieren, so dass man daraus lernen kann. Aber wir lernen nicht, wie wir es richtig machen sollen, sondern dass es ganz anders gehen kann. Kein Optimierungsmodell. Das neue Wort heißt Effectuation. Es gibt Prinzipien. Und die Workshop-Leiterin hat ihren Namen auch nicht auf die Handouts geschrieben. Sie schlägt uns Lektüre vor. Es ist bereits 21 Uhr und ich muss noch heimfahren mit Zug und Taxi (der letzte Bus ist meist weg). Am besten gefällt mir das 2. der 4 Prinzipien:

Leistbarer Verlust statt erwartbarer Ertrag.

Das gefällt mir. Ich mache, was mich begeistert und was ich kann. Ich beginne nicht mit dem Formulieren eines Konzeptes und ich mache mir auch keine Sorgen, ob das jemandem nicht gefällt. Ich mache das, was ich am besten kann: kommunizieren. Und ich muss auch nicht der King - ups : die Queen im Ring sein. Ich mach einfach, was ich kann. Ich beginne nicht mit dem Absichern des Erfolges, sondern überlege, was ich/das Team/die Gemeinde sich an Verlust leisten können. Neue Wege sind ein Risiko. Wir können nicht sicher sein, dass es klappt. Aber wie Becci Klug ganz am Anfang unserer Konferenz gesagt hat: Es ist die Sehnsucht, die uns nicht zur Ruhe kommen läßt. Es geht nicht einfach so wie immer. Ich kann die Verantwortung für mein Tun leichter übernehmen, wenn von mir nicht der Ertrag vorausberechnet werden muss, sondern mein Blick zu den Menschen geht, mit denen ich zu tun habe. Hoffnung, Enttäuschung, Lebensläufe, Neuanfänge, Berufung, Begeisterung, Ideen und immer wieder Unerwartetes.

Beten mit der Ikone meiner Kindheit

Wir verabschieden uns am Schluß mit einem Versprechen, das wir halten können.

Florian Giersch spielt die Pippi-Langstrumpf-Theme auf seiner Cajon. Auch wir suchen und entdecken und merken, dass ein Gespräch zwischen Pippi und Annika ein schönes Bild sein kann. Annika, die sich Anpassende und Pippi, die Ephraimstochter. Noch einmal an das Erwartbare denken, das so erschreckend undbehindernd sein kann. Ich bin kein Kind und mache mir die Welt mitnichten widdewiddewie sie mir gefällt. Ich bin schon groß und weiß, dass da mehr ist als Geld. Es gibt Sachen zu entdecken und Schätze zu teilen.

Elisabeth Keilmann-Stadtler leitet einen Gottesdienst, der keiner ist. Oder doch. Aber ... . Doch!

Bullshit-Bingo

Die Kirche muss wieder zu den Menschen gehen.

Wir müssen mehr raus.

Wir brauchen neue Formen.

Der Pfarreientwicklungsprozess nervt.

Und jetzt?

Eine Kollegin aus dem Nachbarbistum Paderborn und ich, wir haben unsere Adressen ausgetauscht und werden uns beizeiten treffen. Wir sind nicht unzufrieden. Wir sind auch nicht ratlos. Wir haben nur nicht alles im Griff. Unruhig sind wir

Links

https://www.bistum-essen.de/presse/artikel/das-haben-wir-noch-nie-probiert-also-geht-es-sicher-gut/

http://kirchehochzwei.de/cms/

https://www.willowcreek.de/

http://zukunftsbild.bistum-essen.de/die-bistums-projekte/die-bistumsprojekte/gruenderbuero-fuer-past...

http://www.zap-bochum.de/ZAP/team/florian-sobetzko.php

http://www.maria-laach.de/te-deum/

http://kitev.de/

https://typografie.de/

http://www.hahmann-dessoy.de/

https://www.bistum-essen.de/

 

1. Sonntag in der Fastenzeit 2017 - eine unhaltbare Predigt

An dieses Evangelium habe ich schlechte Erinnerung, weil die erste Beschäftigung damit eine rein intellektuelle war, die naturgemäß im Streit endete. So liest man die Heilige Schrift nicht. Aber das ist 40 Jahre her.

9 jugendliche Firmbewerber hatten sich vergangenen Freitag über Seelsorge in einer Komplexeinrichtung der Behindertenhilfe informiert. Sie stellten fest: Leichte Sprache ist gut zu verstehen, lässt aber Einiges aus. Dem besseren Verständnis wird der Inhalt geopfert und für die Jugendlichen ist Leichte Sprache anstrengend zu lesen. Es ist nicht ihre Sprache.

Im heutigen Evangelium sprechen der Teufel und Jesus über die Bibel und den Missionsauftrag auf ihre je eigene Weise: Der Teufel hat sich im Sinn, Jesus hat Gott im Sinn. Darum kann Jesus auf des Teufels Anwürfe entspannt und sicher reagieren: Er hat einen Standpunkt. Dessen ist er sicher.

Was ist mein Standpunkt?

Wenn wir morgens und abends auf Twitter gemeinsam beten, kommen die verschiedenen Lebensweisen von Christen und Nichtchristen zum Ausdruck. In den Fürbitten kann jeder von uns alles vor Gott bringen. Manchmal geraten wir am Rande in Diskussionen um den rechten Weg zum Glauben und die rechte Weise, Gott anzubeten. Da sind wir nicht anders als dieser Martin Luther, der sein Lebenlang gesucht hat: den richtigen Weg und den Austausch mit anderen.

Als eifrige Nutzerin des Internets sind mir Mobbing, Fakenews, Datenschutz und diese Dinge vertraut. Es gibt grundsätzlich 2 Möglichkeiten, damit umzugehen:

  • Man registriert sich, wo es nur geht, und verteilt Daten ohne Ende. Man müllt das Netz zu und die Follower und Freunde finden das, was sie interessant finden.
  • Man behält seine Daten bei sich, informiert sich gründlich, bevor man sich irgendwo registriert und ist Teil eines Netzwerkes, in dem man lernen kann. Was man kreativ erarbeitet, telt man mit anderen. Man gestattet anderen, die eigenen Texte, Bilder und sonstigen Daten zu nutzen.

Der Teufelsweg führt mit dem Mainstream. Man ist geborgen wie in einer vollgeschissenen Windel. Übersicht hat man sowieso nicht, aber das gute Gefühl, dazu zu gehören.

Der Weg, der meiner ist, ist kein Vorbild für andere, denn er ist mein Weg. So sieht es auch Jesus. Er tut das Unerwartete nicht aus einer Position der Übermacht, sondern weil es uns unerwartet vorkommt. Bei Licht besehen ist der Teufel am falschen Ort, zur falschen Zeit. Die drei Versuchungen, mit denen der Teufel Jesus konfrontiert, kommen uns einleuchtend vor. Wer die Geschichte nicht kennt, ist gespannt wie ein Flitzebogen auf die Reaktion dieses Jesus von Nazareth.

  • Wer kann schon gegen Brot sein?
  • Wer dürfte an der Allmacht Gottes zweifeln?
  • Wie könnte Macht etwas Schlechtes sein, wenn man damit Gutes tun kann?
  1. Wir alle müssen essen. Der Mensch kann nicht leben ohne Nahrung. Aber wir wissen aus Erfahrung, dass das alleine nicht genügt. Übergewicht. Weggeschmissenes Essen. Wir haben heute ganz andere Erfahrungen mit dem Essen und Trinken als der Teufel und Jesus. Die Sorge um das tägliche Brot haben wir mit Industrialisierung gelöst. Mittlerweile wissen wir: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Was ich zum Leben wirklich brauche, das will ich in dieser Fastenzeit ergründen.
  2. Ich bin getauft. Das war der Anker für Martin Luther. Wer zu Gott gehört, dem kann nichts passieren. Den Seinen gibt es der Herr im Schlaf. Wir lachen über solche Sätze und halten sie nicht für möglich. Eigentlich leben wir Christen im Großen und Ganzen wie alle. Wir schließen Versicherungen ab, lassen uns impfen, gehen regelmäßig zum Arzt. Was ist denn mit unserem Gottvertrauen? Ich will in dieser Fastenzeit mein Verhältnis zu Gott ergründen.
  3. Zum Thema Macht hat J.R.R. Tolkien in seinem Epos "Der Herr der Ringe" alles Wissenswerte geschrieben. Wer zur Macht greift, wird von ihr beherrscht. Aber es gibt einem ein gutes Gefühl von Sicherheit, wenn man ein Portenonnaie und Kreditkarten bei sich hat. Wir können Auto fahren. Wir trainieren irgendeine Sportart. Wir machen Dinge, um anderen zu zeigen, dass sie uns ernst nehmen müssen. In dieser Fastenzeit will ich ergründen, wie ich ohne Macht klarkommen kann.

+ Gelobt sei Jesus Christus