ein Kreuzweg zum Heulen und Nachdenken
1. Station: Der Mensch wird verurteilt
Eine Mutter erhält die Diagnose Behinderung für ihr ungeborenes Kind. Sie könnte es mit medizinischer Indikation abtreiben lassen. Aber es ist ihr Kind.
Ob der Vater auch so denkt?
2. Station: Der Mensch nimmt sein Kreuz auf sich
Der Mensch möchte leben. Auch wenn die Aussichten schlecht sind. Es ist Kraft in einem Menschen und Lebenswille. Dieser Mensch weiß, dass er sein Leben nicht im Griff hat, aber er weiß auch, dass nicht alles umsonst ist.
3. Station: Der Mensch fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
Anders zu sein als die anderen ist zum Kotzen. Dieses Kreuz ist eine zu schwere Last. Der Mensch bricht zusammen. Aber er wird angetrieben. "Mach dies." "Mach das." "Reiß dich zusammen."
4. Station: Die anderen jammern
Der Mensch muss mit aller Kraft dieses schwere Kreuz tragen. Er hört, wie jemand sagt: "Ach Gott, der Arme." Die Menschen bemitleiden ihn, statt ihm zu helfen. Es geht nicht nur um das Kreuz. Es geht um sein Leben. Der Mensch sagt: "Jammert nicht. Packt lieber mit an."
5. Station: Der Mensch fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
Es gibt genug, das ihn antreibt. Er liebt das Leben. Aber das Kreuz schabt seine Haut kaputt. Seine Arme werden immer kraftloser. Er stolpert und fällt. Der Mensch möchte liegenbleiben. Aber er bekommt Tabletten. Er wird eingesperrt. Er muss weitermachen.
6. Station: Der Mensch begegnet seiner Mutter
Andere Mütter können stolz auf ihre Kinder sein. Warum nur liebt seine Mutter ihn? Er weiß es nicht. Trotz der Schmerzen ist er froh. Seine Mutter sieht ihn an. Er möchte ihr sagen, dass sie nicht traurig sein soll. Aber sie steht da und weint und die anderen stoßen sie fort, denn das Kind muss ein Erwachsener sein.
7. Station: Der Mensch fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
Der Mensch will allen Menschen, die ihn lieben, Hoffnung geben. Sie sollen sehen, dass er etwas taugt. Aber er kann nicht mehr. Er merkt nicht, dass sie ihn hochzerren. Es schmerzt, aber er denkt nicht dadran. Er wehrt sich nicht mehr.
8. Station: Der Mensch begegnet einem anderen Menschen
Jemand hat Mitleid. Jemand hat es geschafft, durch die Soldaten hindurch zu ihm vorzudringen. Er spurt Stoff auf seiner Haut, kühlend und wohltuend. Dankbar sieht er auf. Sie sehen sich an. Sie wissen: Jeder trägt sein Kreuz. Sie wissen auch: Wir sind Freunde.
9. Station: Der Mensch wird entkleidet
Man nimmt ihm alles weg. Er ist nackt. Das hat er schon oft erlebt. Er will das nicht, aber er weiß nicht, wie er es verhindern kann.
10. Station: Der Mensch wird ans Kreuz genagelt
"Du bist behindert! Etwa nicht? Was du alles nicht kannst. Du kostet uns nur Geld. Jetzt ist es vorbei mit dem ganzen Sozialgetue. Die ganze Welt soll sehen, dass wir mit Behinderten nichts zu tun haben."
11. Station: Der Mensch verabschiedet sich
So geht das nicht weiter. Unter seinem Kreuz weinen seine Mutter und seine Freunde. Seine Freunde? Wo sind die eigentlich alle? Ud wo ist seine Familie? Mit letzter Kraft sagt er: "Ihr seid meine Familie. Jetzt seid ihr auch füreinander Familie."
12. Station: Der Mensch stirbt
Das Leben weicht aus ihm heraus. Er atmet nicht mehr. Seid ihr jetzt erleichtert?
13. Station: Der Mensch wird bestattet
Für eine Bestattung ist kein Geld da. Der Mensch soll anonym von dem billigsten Bestatter entsorgt werden. Seine Asche wird auf ein Rieselfeld verstreut. Aber es kommt jemand, einer seiner Freunde, einer von denen, die nicht groß in Erscheinung getreten sind. Dieser Freund sorgt für eine würdige Bestattung. Es gibt einen Ort, an dem wir den Menschen beweinen können.