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Vom linken Niederrhein ins Ruhrbistum
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Gottesdienst zur Eröffnung des Stadtfestes in Sprockhövel oder: Beten in der Öffentlichkeit

Es goß in Strömen. 30 Minuten vor Beginn saß eine 90jährige vergnügt unter ihrem riesigen Regenschirm auf einem Stuhl, den Pastor Arne Stolorz ihr eigens hingestellt hatte. 5 Minuten vor Beginn standen ungefähr 100 Menschen vor der Bühne. Die Stimmung war gelöst heiter. Zwar versuchte der eine oder andere Passant das Ganze albern zu finden, aber hatte damit keinen Erfolg. Evangelisch und Katholisch starteten ihr Stadtfest mit einem Gottesdienst.

Stadtfest und 500 Jahre Reformation

Wir hatten uns im Vorfeld gefragt, was das Eine mit dem Anderen zu tun haben könnte. Ist das nicht im Hauruck-Verfahren zueinander gebracht? Daraus entstanden eine Dialogpredigt und die Fürbitten. Auch die Lesung und die Gebete wurden entsprechend ausgewählt und formuliert. Der Evangelische Kirchenchor Sprockhövel begeisterte sein Publikum unter neuer Leitung.

Die Dialogpredigt

! Es gilt das gesprochene Wort.

 

A.S.: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da war, und der da ist, und der da kommt.

Die meisten kennen diese Worte, liebe Stadtfestbesucher. Und wissen: Jetzt kommt die Predigt.

Aber heute wird die Predigt einmal anders. Der Hintergrund ist ein großes Jubiläum: 500 Jahre Reformation! Damit 500 Jahre Kirchenspaltung in katholischer und evangelischer Kirche. So gibt es natürlich auch zwei Sichtweisen auf dieses Ereignis, eine katholische und eine evangelische, auch wenn vieles von dem, was zu Luthers Zeiten zum Bruch führte, heute von beiden Kirchen einvernehmlich und versöhnlich gesehen wird. Deswegen werden meine katholische Kollegin Dorothee Janssen und ich hier und heute dialogisch predigen, im Gespräch.

Und es geht für mich auch gleich los mit der ersten Frage. Ich habe mich intensiv mit der Reformation beschäftigt, mit Ablass und Fegefeuer, Rechtfertigung und Gnade, mit Turmerlebnissen, Bauernaufständen, Renaissancepäpsten, Reichstagen zu Worms und zu Augsburg und mit reformatorischer Choraldichtung. Alles hochinteressant. Aber wenn ich an heute denke, und an unser Stadtfest, da will mir der Zusammenhang noch nicht so recht einleuchten. Anders gesagt, Dorothee Janssen, bei aller Verschiedenheit: Welche gemeinsame reformatorische Botschaft können wir den Gottesdienstbesuchern hier auf den Weg geben, die ankommt, zeitgemäß ist und etwas für das Stadtfest austrägt? Ist das nicht total aufgesetzt?

 

D.J.: Na, das ist ja mal eine Steilvorlage. Erlauben Sie mir, ganz persönlich zu antworten, also nicht „ex cathedra“. Nicht, dass hinterher jemand erzählt, die katholische Kirche meine Dieses oder Jenes, dabei ist es nur meine Überzeugung – weiter nichts. Ich stehe hier und bin nichts als die, die ich bin.

Und ich denke, wir feiern nicht 500 Jahre Kirchenspaltung. Das wäre aus meiner Sicht kein Grund zum Feiern. Wir feiern 500 Jahre Reformation. Anlass für 500 Jahre Reformation sind die 99 Thesen, die Luther veröffentlichte. Das ist ein Grund zum Feiern: Dass da einer so mutig war, für seine Überzeugung einzutreten. Sonst müssten wir vielleicht heute noch Geld bezahlen für alles, was uns wichtig ist. Nicht nur das Freisprechen von Schuld wäre ein Grund, Geld einzusacken. Was wäre so ein Stadtfest wie unseres noch wert, wenn wir nicht nur für Getränke und leckeres Essen zahlen müssten, sondern auch für Freundschaft, für Gastfreundschaft, dafür, dass jemand zuhört, dass jemand freundlich ist. Man kann ja aus allem Geld machen, wenn man Menschen in Angst versetzt und sie unterdrückt. Hier und heute soll es nicht so sein.

Wie finden Sie das?

 

A.S.: Das freut mich wirklich, dass Sie das so sehen können. Die Kirchen sind ja leider noch nicht so weit. Luther gilt seitens der Katholischen Kirche immer noch als Ketzer. Und dass man ihn in manchen evangelischen Kreisen regelrecht in den Himmel lobt, ohne seine Fehler und Widersprüche zu sehen, finde ich auch nicht gut. Luther war genial, aber weiß Gott kein Übermensch. Und dass er so viel bewegt hat, lag an seiner Persönlichkeit, aber die Zeit war auch reif dazu. Eben eine Zeit mit dem vorherrschenden Denken, dass man für Geld alles kaufen kann, selbst das Seelenheil. Und die Menschen auf der Verliererseite blieben auf der Strecke. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir wieder an diesem Punkt angelangt sind. Nur die Kirchen haben ihren Einfluss verloren. Da kann es wichtig sein, und zwar für Christen aller Konfessionen, an einem Strang zu ziehen, und an Menschen wie diesen Reformator Martin Luther zu erinnern, der deutlich machte: Die wichtigsten Dinge im Leben – und dazu zählen eben auch Freundschaft, Respekt, Achtung, Lebensglück und Liebe - sind immer ein Geschenk. Und eine Gesellschaft fängt da an zu faulen, wo nur noch die Leistung zählt und das Geld.

Noch eine Bemerkung am Rande: Luther war sehr fleißig, auch in seiner Auflistung vonDisputationsthesen. Aber 99 sind zu viel des Guten, es waren 95 Thesen. In der Erstversion, die Luther an seinen Bischof Albrecht von Brandenburg und an seinen Gegner Johann Tetzel schrieb, sogar nur 93.

 

D.J.: Ups. Wie bin ich denn auf 99 gekommen? Da hab ich wohl was verwechselt. Ja, es waren 95 Thesen, die Luther veröffentlicht hatte. Das finde ich sehr interessant, dass eine theologische Diskussion in der Öffentlichkeit stattfand. Damals war es bestimmt nicht anders als heute: Die wenigsten Mitmenschen werden verstanden haben, worum es da theologisch geht. Aber verstanden wurde das Christsein damals wie heute. Aus dem Bauch raus verstehen wir unseren Glauben von Christus her. Damals wie heute kann auch ein Nicht-Theologe verstehen, dass nur Gott Sünden vergeben kann und dass man für etwas, das man selber geschenkt bekommen hat, kein Geld verlangen darf.

Nochmal zum Thesenanschlag: Die Legende sagt, Luther habe die 95 Thesen an die Kirchentür genagelt. Heute findet alles öffentlich statt. Auch über Veränderungen in unseren Kirchen kann man alles jederzeit nachlesen. Aber es ist eine wahnsinnige Menge an Informationen, die man kaum verarbeiten kann, wenn man nicht beruflich damit zu tun hat.

Was kann man tun, damit Missverständnisse nicht zu Falschmeldungen werden? Wie verhindert man Frontenbildung? Wie bleibt man im Gespräch? Wie können wir dafür sorgen, dass alle Christen sich beteiligen? Ohne Zorn, mit Begeisterung. In unseren Kirchen, aber auch in der Politik.

Wir sollen das Salz der Erde sein, hat Jesus gesagt. Wir Christen könnten auch auf diesem Stadtfest wie Salz für den besonderen Geschmack sorgen. Denn diesen Auftrag hat Jesus uns mitgegeben: respektvoll, liebevoll miteinander umzugehen.

Da fällt mir ein: Martin Luther hatte in den Auseinandersetzungen mit den Mächtigen seiner Zeit auf das allgemeine Priestertum aller Gläubigen hingewiesen. Das hatte damals viele Menschen ermutigt, sich eine eigene Meinung zu bilden. Dafür bin ich den Reformatoren sehr dankbar. Ohne das Diskutieren über die 95 Thesen wäre der Begriff vom allgemeinen Priestertum nicht entdeckt worden.

 

A.S.: Da geben Sie mir ein gutes Stichwort: Priestertum aller Gläubigen. Luther hat das in seiner drastischen Sprache damals so ausgedrückt: „Alles was aus der Taufe gekrochen ist, das mag sich rühmen, dass es schon zum Priester, Bischof, Papst geweiht sei, obwohl nicht einem jeglichen ziemt, ein solches Amt zu üben.“ Luther meinte damit: Die höchste Würde, die ein Mensch besitzt, erhält er nicht durch das, was er leistet oder welches Amt ihm verliehen wurde, sondern durch die Taufe. Denn mit der Taufe spricht Gott uns zu: Du bist ein wertvoller und geliebter Mensch. Gott sagt „ja“ zu dir. Und dieses „Ja“ geht all deinem Tun und Vermögen voraus. Für mich hat dieser Gedanke mehrere Konsequenzen:

1. Luther leitete aus dieser Überzeugung das allgemeine Recht auf Schriftauslegung ab und übersetzte daher die Bibel in ein allgemeinverständliches Deutsch. Wir dürfen uns nicht vorschreiben lassen, was wir zu glauben haben, weder durch Päpste und Priester noch durch moderne Heilsversprecher unserer Zeit, wie sie uns über Facebook, Fernsehen oder andere moderne Medien begegnen. Darum: Lasst euch nichts vormachen, Leute, weder von denen da oben noch durch die Lügenpropheten unseres Medienzeitalters. Bildet euch. Und bildet euch eure eigene Meinung. Ihr habt’s drauf! Du, und du, und du, und du, ihr alle seid Priester, von Gott bejahte und begabte Menschen.

2. Dann aber auch der Aufruf an diejenigen, die Einfluss haben. Die nötige Macht. Oder das nötige Geld: Haltet euch nicht für etwas Besseres. Und vergesst nicht: Das letzte Hemd hat keine Taschen. Wenn es wirklich drauf ankommt, zählen nicht deine Leistung und deinPortmonee, sondern ganz andere Dinge... Bescheidenheit und Demut ist keine Schande, sondern eine Gabe. Nutze deinen Einfluss lieber, um Gutes zu tun. Gerade denen gegenüber, die von ihrer von Gott verliehenen Würde nur wenig spüren. Am Rande: Ich finde übrigens euren neuen Papst cool und meine, der lebt diese Haltung wirklich vorbildlich vor.

3. Und das heißt im Umkehrschluss: Würde steht aber auch denjenigen Menschen zu, die in unserer Leistungsgesellschaft auf der Verliererstraße stehen, die gezeichnet sind von Armut, Behinderung, Alter und Demenz, oder von drohender Abschiebung, die hier auf unserem feinen Stadtfest kaum vorkommen und um die wir sonst lieber einen Bogen machen. Diese Menschen brauchen keine Almosen, sondern Gerechtigkeit, Zuwendung, Integration, die Erfahrung: Ich bin gewollt, ich gehöre dazu! Und dazu muss unsere Politik, dazu können wir aber auch wir alle beitragen.

4. Und schließlich finde ich, wenn wir hier alle Priester sind, ja, Bischöfe und Päpste, Sie, und Sie und Sie und Sie, und der da hinten auch, und auch die Kinder, die auf dem Kinderland am Volksbankparkplatz mitmachen, dann hat das auch Konsequenzen für unseren normalen Umgang. Wir haben etwas zu sagen. Aber es lohnt sich auch, aufeinander zu hören. Zuzuhören. Und das ist allemal Grund zu feiern. Denn Gott ist uns nah. Einem jeden und einer jeden von uns. Und von unserem Zusammensein will Segen ausgehen.

 

D.J.: Vielen Dank. Das war eine umfangreiche Erklärung. Darüber würde ich gerne viel öfter mit anderen sprechen. Hoffentlich haben wir dazu immer wieder Gelegenheit – in unseren Gemeinden, auf diesem Stadtfest, heute und alle Tage unseres Lebens. Amen

 

Der Gottesdienst in der Öffentlichkeit

Beten in der Öffentlichkeit.

Andererseits: Gebet in der Erstkommunonvorbereitung.

Beten am Flughafen. ...

Das ist so eine Frage: https://twitter.com/felixgoldinger/status/905786984861491201

Die kleinen Pöbelversuche während des Gottesdienstes zu Beginn des Stadtfestes zeigen, dass da etwas nicht zueinander passt.

Andererseits: Ist mein Leben etwas anderes als mein Glaube? Nein.

Aber mache ich deswegen ein Kreuzzeichen, wenn ich im Restaurant vor dem Essen bete?

Hier schreibe/sitze/esse/gehe ... ich.

Nach meiner Erfahrung nimmt die Vielfalt menschlicher Ausdrucksweisen in der weltweiten Öffentlichkeit zu. Das heißt nicht, dass es immer friedlich bleibt. Aber es wird nicht mehr für außergewöhnlich gehalten, wenn jemand lebt, neben mir, anders gekleidet und anders empfindend. Was wir im kirchlichen Binnenbereich vorwiegend als Egozentrik bezeichnet haben, verstehen auch wir mehr und mehr als Vielfalt. Menschen leben unterschiedlich. Was mir fremd ist, ist nicht falsch. Gut wäre, zu fragen (!Parzival!), oder mit anderen Worten: Gesprächskultur pflegen.

Menschen, die mich kennen, erwarten von mir, dass ich bete. Andere mögen es interessant oder dumm finden. Es ist so vieles möglich. Aber wenn nicht auch ich, wenn nicht auch wir Christen unser Leben, unser Lebendigsein entfalten: Wozu sollte es dann gut sein?

 

Synergieeffekte - ein unterschätzter Wert im Pfarreientwicklungsprozess

Das letzte Gemeindefest in der Pfarrei ist gelaufen und wieder waren die Schlangen am Pommesstand die längsten. Die Frittierkörbe haben Haushaltsgröße, sagt eine der freiwilligen Helferinnen. Ob man wohl die Geräte der Nachbargemeinden ausliehen könnte? Wir werden das überprüfen.

Zu unserer Pfarrei gehören 4 Gemeinden. Es gibt 6 Gemeindefeste. Wenn Sie das nicht verstehen, befinden wir uns auf Augenhöhe. Immerhin ist mir klar, dass Veränderungsprozess länger dauern, je größer das Schiff ist. Um im Bild zu bleiben: Die Kommunikation zwischen Brücke und Maschinenraum muss flüssig laufen. Schalten Sie ruhig ihr Kopfkino ein.

Unsere Gemeindefeste sind wunderbare Orte der Begegnung. Man sieht Gesichter, die einem fremd vorkommen. Man sieht alte Bekannte. Man erkennt sich wieder. Man wird eingeladen. Wer geht, drückt die ürbiggebliebenen Wertmarken dem Nächstbesten in die Hand. Der Nächste ist der Beste (in Abwandlung eines Jesuswortes).

Gemeindefeste gewinnen mit Kindertagesstätten in der Nachbarschaft, der Qualität musikalischer Darbietungen und der Durchlässigkeit ihrer Grenzen.

Am Pommesstand gab es immer wieder heftige Diskussionen. Schneller geht es nie. Hin und her wurde diskutiert. Größer Geräte anschaffen? Eine Idee: Salatbar. Das wär doch mal was. Und die Rednerin wusste auch gleich eine Gemeinde, in der das erfolgreich läuft. 
Ein Mann erreicht die Theke und bemerkt nicht ohne Stolz, er warte nun eine Stunde auf seine Pommes. (kurzes Innehalten) Was bedeutet das? Liegt es an den Pommes? Weiß er nichts anderes mit seiner Zeit anzufangen? Ich weiß es wirklich nicht. Es hätte auch Erbsensuppe (selbstgekocht, köstlich) oder Kuchen in allen nur denkbaren Variationen gegeben. Das Essen und Trinken ist überhaupt unser geringstes Problem.

Es gab eine Stellwand mit der Darstellung des Pfarreinentwicklungsprozesses. Die wurde auf keinem unserer Gemeindefeste besonders frequentiert. Nur die Aktiven guckt hin und wieder nach, ob vielleicht jemand was aufgeschrieben hat. Aber da stand nichts. Bis zuletzt: nichts. ^^ Sie verstehen bestimmt, dass ich das nicht kommentiere.

 

FrOSCon - gerne wieder

Der Hosting-Workshop für Frauen war es, der mich an die Technische Hochschule nach St. Augustin gelockt hat, um die FrOSCon zum ersten Mal in meinem Leben zu besuchen.

Eigentlich ist das alles eine Nummer zu groß für mich. Aber die Freundlichkeit der Menschen bei solchen Veranstaltungen lockt mich immer wieder. Das ist doch erstaunlich: Unser Gemeindefeste wirken so angestrengt und diese Riesenveranstaltungen der Open-Source-Szene so vergnügt.
Nun gut. Da gab es auch eine Mitarbeiterin, die zwar sehr kundenorientiert mit meinen Fragen nach der Anwendbarkeit der Blockchain für Bildung umging, aber bei unserer dritten Begegnung dann doch langsam genervt wirkte. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich ihre freundliche Aufforderung, doch noch einmal wiederzukommen an den Stand, sie würde sich um einen Mitarbeiter mit mehr Kompetenz bemühen, ernst nehmen würde.

Der Workshop war klasse. Jetzt kann ich mehr als vorher. Die beiden Referenten hatten von Pädagogik nicht viel Ahnung, aber wer braucht das schon, wenn die Zuhörerschaft interessiert ist und die Hierarchien flach sind?

Bemerkenswert auch die Menge an Familien und Kindern. Es gab nicht nur Kinderprogramm. Die Kinder und Jugendlichen liefen auch ungestraft überall rum und fanden immer wieder was zum anfassen und ausprobieren. Open Source ist etwas, das Menschen zueinander bringt.

Und dann noch dieser Vortrag zur Barrierefreiheit:

https://media.ccc.de/v/froscon2017-1958-standards_fur_barrierefreie_webseiten

 

In der Jungsteinzeit war mehr Zeit für uns (gefunden in Herne)

Das Archäologische Museum in Herne ist meine Inspirationsquelle für das Verstehen von Zusammenhängen.

LWL-Museum für Archäologie
Europaplatz 1
44623 Herne

02323 946280
www.lwl-landesmuseum-herne.de

Diesmal ist es eine Grafik in der Sonderausstellung, die die Zeitaufteilung der Menschen in der Jungsteinzeit und heutiger Zeit in NRW zum Thema hat. Was durch alle Zeiten gleich bleibt: unser Schlafbedürfnis. Aber soziale Kontakte werden auf den ersten Blick im Lauf der Menschheitsgeschichte immer kleiner. Ein genauerer Blick lohnt:

Aus der Jungsteinzeit gibt es wenig Daten, die unser Leben differnziert darstellen ließen. In der Zeitleiste heutiger Menschen kommen solche Themen wie Nahrungszubereitung und Bildung und Pflege alter Menschen vor, die in der Jungsteinzeit komplett fehlen. Dabei wird all das damals auch vorgekommen sein.

Differenzierung, Klassifizierung, Rollenklischees

In der Oberstufe im Psychologieunterricht wollte ich nicht glauben, dass wir Rollen spielen. Ich bin ein einziger Mensch. Der Lehrer bestand darauf, dass das so ist. Vom Heiratsmarkt war die Rede, Angebot und Nachfrage in der Partnersuche. Daran musste ich im Pfarreientwicklungsprozess denken, wenn es immer heißt:

Ohne Geld geht gar nichts.

Da ist uns doch glatt das Kind abhanden gekommen und wir stehen da mit den Kleidern in der Hand und diskutieren, ob sie gebügelt werden dürfen. Wir verstehen die Zusammenhänge besser als früher, wir kommen aber schwerer zum Punkt. Eine Kollegin, die Gemeindeprozesse in den Philippinen im Auge hat, hat sich dort sagen lassen, wir würden als erstes ein Logo entwerfen, statt zunächst einmal zu klären, was wir wirklich wollen.

die gute alte Jungsteinzeit

Damals hatte man sein Leben. Häuser- und Brunnenbau wurden erfunden, denn man begann mit Ackerbau und wurde seßhaft. Bildung, Nahrungszubereitung, Kinderpflege, Ehrenamt und all die Dinge, die wir heute in unserem Leben voneinander trennen, waren in einem einzigen Block: Sozialkontakte. O, Moment, Ehrenamt gab es damals wirklich nicht, denn es gab ja kein Hauptamt. Das Leben war ein Großesganzes. Man schlief, man arbeitete, man lebte. Man stellte Kleidung her und Schmuck. Man lernte, Materialien auf verschiedene Weise herzustellen und einzusetzen. Man probierte sich in Zeichen, die schon ein bißchen wie Schrift waren.

Coworking, agiles Arbeiten und andere Veränderungen

Mit den Augen eines Steinzeitmenschen sind die Wohnungen, in denen wir leben, mit hoher Wahrscheinlichkeit grausam, denn sie trennen uns voneinander. Unsere Lebensweise ist mit Sicherheit und Wohlstand verknüpft. Anders können die meisten von uns es kaum noch denken. Und wenn manche von uns es einmal anders denken, wird es mit den Maßstäben, die man hat, eingeortet.

  • Würden Sie in einem Langhaus leben wollen? Ganz ohne Privatsphäre?
  • Heute muss man für seine Rechte kämpfen. Ohne Urheberrechte wären kreativ Tätige verloren.
  • Mit dem Internet spielen Jugendliche - Erwachsene beuten es aus.
  • ... [Thesen, als sei nichts gewesen]

Derweil wird in Essen munter im Unperfekthaus gearbeitet.

Die Nerdigen unter uns Pastorentöchtern fahren auf die re:publica und feiern ihre Hippheit. In unserem Pfarreientwickungsprozess sitzt nicht  e i n  Mensch, der jemals von dieser Konferenz gehört hätte.

Wir sind für tausende Tote in Erzgruben in Afrika verantwortlich. Wir sehen sie ja nicht. Aber das Handy funktioniert nicht mehr und wir brauchen ein neues.

Wir werden mit Informationen zugemüllt, bis wir uns nicht mehr bewegen können. Geistig nicht mehr bewegen können. Wer das lernt, kann die Mittel des 21. Jahrhundert nutzen, so wie damals die Menschen in der Jugsteinzeit mit Beil, Sichel und Rad umgehen lernten. Der Pflug, der Brunnen, ... . Das Programmieren, das Kommunizieren, das Vernetzen, das Ich, die Anderen, Kultur, Leben.

Das Langhaus unserer Zeit ist vielleicht das BarCamp oder Orte wie das Unperfekthaus. Orte und Zeiten, an denen Menschen sich finden (sich selbst mit ihren je eigenen Interessen und Stärken, mit Durst und Hunger, mit Neugier und Schwammdrüber). Da wird das Leben wieder ganz. Es ist ein Spiel. Das Ganze. Es ist leicht und erfordert doch Erfahrung und Geschick. Nicht jeder kann alles. Manche Menschen lernen das schon: Nicht jeder kann alles und für Geld kann man eben doch nicht alles kaufen. Das versteht nicht jeder Mensch. Wer sein Leben lang gespart hat, eine Familie sein Eigen nennt, trainiert und bodybuildet, wird mit den gleichen Voraussetzungen woanders landen als einer, der sein Geld ausgibt, pflanzt, redet und hört, liest, singt, hilft, versagt, Angst hat und auch Feste feiert.

Lesen Sie dies Buch

Alte Wege - Robert Macfarlane

Darin las ich von alten Wegen, an deren Beginn und Ende eine Sichel an einem Zaun hing. Die nahm der Wandernde zu Beginn mit und hängte sie am anderen Ende wieder hin. Was tat er damit? Er schlug auf seinem Weg Wucherndes zur Seite. Er sichelte Hinderndes aus dem Weg. So blieb der Weg gepflegt, ohne das es eines Amtes bedurfte. Menschen, die einander niemals zu Gesicht bekamen, kannten diese Funktion. Wege wurden von einer Gemeinschaft gepflegt, die nur offen funkionieren konnte.

ISBN 978-3-95757-243-1

 

Vom Wundern und Streiten - Bewegung in der Kirche

Gehöre ich eigentlich zur Kirche? Als Baby wurde ich getauft und wuchs selbstverständlich, so wie Millionen andere Menschen, mit meinem Glauben auf, der natürlich meiner ist, denn er hat nicht nur mit der Kirche zu tun, sondern auch mit mir. Das II. Vatikanische Konzil krempelte die Gemeinden ein bißchen um, aber nicht zu viel. Kommunionunterricht hatte ich noch beim Kaplan, Firmunterricht bei einer Katechetin, die außer dem Unterricht auch Einblicke in die Kämpfe Ehrenamtlicher gab.

An Gott zu glauben war für mich immer ein selbstverständlicher Teil meines Lebens. Ich wurde nicht im klassischen Sinne sozialisiert, darum musste ich im Studium der Religionspädagogik und in den ersten Jahren meines Berufes manches nachholen, das für andere wichtig war. Zum Beispiel:

Wenn man dabei ist, macht man mit.

Aber da hatte ich schon die Bibel entdeckt. Nach meiner Firmung hatte ich sie von vorne bis hinten gelesen. Ein wunderbares Buch. Sie bleibt mein Fundament. Meine kritische Zugehörigkeit zur Kirche ist genau so typisch für meine Biografie. Meine Kommilitonen schätzten mich als nicht kirchenkompatibel ein und doch bin ich bei den letzten 20% unseres Semsters, die noch im kirchlichen Dienst unetrwegs sind.

Vom Wundern und W@ndern

Die mit Kirchehochzwei konnotierte Erleichterungsbewegung kirchlich Engagierter ist für mich zunächst aus der Ferne interessant und jetzt durch persönliche Begegnung überzeugend. Es wird viel erzählt, man ist unetrschiedlich unterwegs und hat Freude am Leben. Der Beginn von Allem ist nicht Terminologie, sondern Interesse. Das ist nicht für alle befreiend, manche mögen es auch befremdlich finden. Im Großen und Ganzes ist es eitel Freude und Freundlichkeit, was einem schonmal befremdlich vorkommen kann. Aber es ist anders als in ... o, jetzt muss ich vorsichtig sein, denn Lebens- und Glaubensbereiche sind nicht für alle von uns gleich. Wundern und W@ndern ist kein Ausdruck für eine neue Kirchengründung. Kirchengründungen passieren woanders. Immerhin kann man sagen, dass Theologie im Spiel ist, aber nicht so respekteinflößend wie in der Errwachsenenbildungsstätte in den 70igern und 80igern für Jugendliche angebotenen Kursen:

Die Wolfsburg

Da wurde ich in Richtung Theologie gebracht und lernte gleichzeitig die Insiderkreise kennen. Man gehörte nicht dazu, wenn man dies und das nicht gelesen hatte und in Gesprächen nicht haufenweise Fremdworte nutzte. Es hieß zwar, es gäbe keine dummen Fragen, aber zwischen den Vorträgen wurde ich schon mal auf mein Ungebildetsein angesprochen. Das tat meinem Interesse an Theologie keinen Abbruch. Es war wirklich wunderbar. Mächtig interessant. Aber wo ist bloß dieses Evangelium?

Unruhig ist unser Herz

Dieser Augustinus, der Namensgeber der zweiten Gemeinde, in der ich lebte, begleitete mich lange Zeit, weil ich dachte, mit ihm hätte ich was zu tun. Ich versuchte die Widersprüche aufzulösen. Dieses "Wie kann er nur?" und dieses "Was für eine grundlegende, kluge Theologie?". Vielleicht geht es auch anders. Vielleicht muss man gar nicht weniger unruhig sein und mehr dazu gehören. Vielleicht ist es einfach wie es ist. Unterwegs zu sein kann das Ziel nie in Gänze vorwegnehmen.

Nicht dazu zu gehören ist für viele Menschen eine Sorge. In einem Blatt zur Einführung in bundesrepublikanische Gegegebenheiten las ich mit Schrecken die 4 Grundwerte:

  • Freiheit
  • Gerechtigkeit
  • Wohlstand
  • Sicherheit

Die ersten beiden Werte sind mir geläufig, die zweiten beiden sind als Werte ein Köder für die Menschen in unserem Land. Wenn wir doch ein christlich geprägtes Abendland sind, müssten wir wissen, dass wir nur Gast auf Erden sind. Wohlstand und Sicherheit ist etwas, das uns zufällt, nichts, was wir anstreben können. Aber Gemeinschaft können wir anstreben. Grade wir in der Kirche können Räume und Zeiten für Gemeinschaft schaffen. Es ist unser Auftrag. In diesen Räumen müssen alle Zuhause sein können. Da gehören auch die in den Heimen hin (die kein Zuhause sind), die nie raus kommen, die wir besuchen müssen, damit sie nicht seelisch vor die Hunde geht.

bis es ruht in dir

Unter eschatologischem Vorbehalt bauen auch Theologen an unseren Gemeinden mit. Man merkt es nicht so, weil im Pfarreientwicklungsprozess gewöhnlich die Sorge um Wohlstand und Sicherheit alles andere an die Wand drängt. Da wäre eine Sprache von Nöten, in der wir uns verständigen können. Die finden wir. Die findet jeder Mensch auf eigene Weise. Wie kommen Theologen da an? Gewiß nicht, indem sie anderen darlegen, wie groß der Graben zwischen ihrem Leben und dem Wissen der Theologen ist. Auch Theologen haben Liebeskummer. Theologie hilft so wenig wie Wohlstand und Sicherheit durch die Wüstenzeiten. Aber Theologen könnten uns einfach mal erzählen von ihrem Glauben, der ja nicht nur geerdet, sondern auch wissenschaftlich verankert ist.

 

Auf der Suche nach einer stimmigen Berufsbezeichnung.
Ganz früher hätte ich Gemeindehelferin geheißen, dann Seelsorgehelferin, jetzt Gemeindereferentin (mit der neuen Berufsgruppe der Pastoraleferenten im Beritt).
Eine Kollegin sagt, sie sei die Frau von der Kirche. Außer im Inner Circle. Das hab ich auch schon so erlebt. Mit dem Wort Gemeindereferentin können viele Menschen nichts anfangen. Manche Ältere nennen mich Gemeindeschwester. Aber <b> Frau von der Kirche </b> trifft es.

 

Ehrenamtlicher, Kindergärtnerin, Krankenschwester - ein Audio zum Thema

Das Thema ist die Entwicklung. Es geht um Sprache und Selbstverständnis. Es gibt keine Antworten.

 

Tapetenwechsel reicht nicht mehr - Nachdenken über Pfarreientwicklung

Was Pfarreientwicklung ist, ist klar definiert bei uns im Bistum Essen. Und doch können wir uns von den Fesseln des Faktischen nicht lösen. "Ohne Geld geht gar nichts", heißt die vollmundige, weil einleuchtende Devise. Das man sich umsonst müht, wenn der Herr das Haus nicht baut, bedürfte einiger Erklärungen und gilt schon allein deswegen als spleenig. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.

Wer hauptberuflich im kirchlichen pastoralen Dienst ist, kann sich nur schwer behaupten, es sei denn, er sitzt in irgendeinem Boot. Der Dampfer der Prominenz ist das sicherste Terrain. Am Besten, man veröffentlicht was. Kann auch ein Buch sein. Die bodenständigen Kollegen fühlen sich abgehängt, unverständen, fehlgeleitet. Sie mögen ihre Arbeit, auch wenn sie sie schwer finden. Aber ihnen fehlt das Vokabular der Viel-geschulten, die untereinander gut klar kommen. Um beim Cocktail den Anschluß im Plauderton nicht zu verlieren, muss man lesen, lesen, lesen und einen Haufen an Zusatzqualis an Land ziehen. Man ist wochenweise aus dem laufenden Betrieb genommen, was insbesondere Familienmenschen nur schwer umsetzen können. Die Gemeindereferentin, die Zeit ihres Berufslebens Kinder auf den Empfang von Sakramenten vorbereitet hat, Katechtenschulungen durchführte, Eltern begleitete, PGRs überzeugte von ihren Ideen, steht auf einmal schwer im Abseits. Seit Jahrzehnten wird alles in Frage gestellt, aber das ist schon so normal, dass es nicht mehr ernst genommen wurde. Wer heute die Beschlüsse der Würzburger Synode liest, reibt sich verdutzt die Augen: Das haben wir in den 80igern beschlossen? Seitdem ist die Sprache öffentlicher Verlautbarungen nicht leichter lesbar geworden, so dass wir mit einigem Schrecken und sehr abrupt festellen müssen:

Es gibt Lesbares in Sachen Pastoral.

Es fing alles mit Menschen wie Anselm Grün an. Aber jetzt sind es komplizierte Sachen, sehr theologisch, keine Erbauungsliteratur. Ist das etwas, in das wir uns einlesen können? (Keine Literaturliste an dieser Stelle.)

Von Bertelsmann bis Amazon

Wir hatten Zuhause Bücher aus dem Bertelsmannclub. Es gab ein dünnes rotes Bändchen mit Wissenswertem aus aller Welt. Darin las ich gerne. Ich las von den 4 Temperamenten und fand, das das einleuchtend sei. Ich probierte es an meinen Mitmenschen aus und war zufrieden.

Dann kam die Oberstufe und der Psychologieunterricht und wir lernten: Ich bin ok - Du bist ok. Auch das fand ich anwendbar und einleuchtend.

Im Laufe der Zeit kam mir allerhand Überzeugendes auf den Schreibtisch. Wir diskutierten im Studium. In den Pfarreien diskutierten wir nicht mehr. In den Weiterbildungen kam immer wieder die Frage auf, was wir mit all den interessanten Dingen anfangen sollten, wenn wir damit in unseren Gemeidnen doch nicht ankämen.

Spätestens beim Enneagram war für mich Ende im Gelände. Ich begann mich zu fragen, warum es immer wieder diese Konzepte geben muss. Mir ist schon klar, dass mit jedem Menschenleben das Lernen neu beginnt. Aber ich sehe heute nicht mehr ein, warum ich immer wieder mein Vokabular erweitern soll, statt ernst zu machen mit dem, was mir wichtig ist.

Nur: Wie fasse ich das in Worte? Wie setze ich es um? Wie mache ich mich verständlich?

Informieren, kommunizieren, entscheiden

Meine Biografie ist entscheidend geprägt von einem Glauben, der nicht begründet werden muss. Wir haben eine Beziehung, Gott und ich. Da herrscht tiefes Vertrauen. Die Bibel ist eine wichtige Quelle für meine Sprachfähigkeit in Sachen Glauben, ebenso die Kirchengeschichte. Das ganze Leben ist wunderbar, ich liebe die Natur, Musik und die Menschen. Sexueller Mißbrauch in der katholischen Kirche erschüttert mich. Es ist nicht so, dass mir das Böse fremd wäre. Aber das ist nicht zu verstehen. Da hängt so viel dran. "Es menschelt" ist ein beliebter Ausdruck, wenn mal wieder ein Teil des Pfarreientwicklungsprozesses versumpft. Aber wir gehen es nicht an. Wer trägt Verantwortung? Wer ist beteiligt? Wo laufen Entscheidungswege? Warum tun wir das alles? Was ist das Ziel? Hier bin ich ratlos. Aber ich kann weitermachen. Gebt mir Zeit, mich auszuruhen. Ich kann schlafen, beten, lachen, Musik hören. Es gibt andere Menschen, die lernen und sich freuen und teilen wollen. Das Leben ist gut. Alles ist möglich.

Wenn ich zu sagen hätte, gäb es in unserer Kirche Offene Daten. Ein Begriff, darum groß geschrieben. Alles wäre einsehbar. Bis auf die sensiblen persönlichen Daten. Alles wäre zugänglich. Information.

Wenn ich zu sagen hätte, gäbe es in unserer Kirche genügend Menschen, die ansprechbar sind. Niemand müsste denken: "Ich kann den Pastor nicht fragen. Der hat zu viel zu tun."

Wenn ich zu sagen hätte, würde aus dem Informieren und dem Kommunizieren ein nachvollziehbarer Entscheidungsprozess entstehen. Und am Ende stünden Entscheidungen.

Und immer so weiter.

Informieren, kommunizieren, entscheiden.

Die Bibel lesen, beten, in Ruhe schlafen. Aufstehen, weitermachen.

irrewirre

Im Bistum Essen gehöre ich zu den wenigen Hauptamtlichen, deren Auftrag die Seelsorge im Kontext "Menschen mit Behinderung" ist. Wir sind ein kleines Bistum. Wir sind nicht Viele. Man kennt sich. Im Bereich "Menschen mit Behinderung" gibt es rasante Entwicklungen. Das ist wunderbar. Dramatisch ist die Unbeweglichkeit der großen Träger der Behindertenhilfe. Es fließen Gelder. Im Konfliktfall geht es auch mal um Arbeitsplätze. Aus meiner Sicht geht es aber um Menschen, die dank moderner Technik mehr Möglichkeiten zur Kommunikation haben als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Ich versuche meinen Standpunkt so oft es geht und so klar es geht zu kommunizieren. Trotzdem ... werde ich viel zu wenig wahrgenommen ... werden Menschen mit Behinderung immer noch in erster Linie als Hilfsbedürftige wahrgenommen. Ein Drama.

Wir wunderbar sind die Hilfsmittel, mit denen wir kommunizieren können. Wir können Meinungen austauschen und bilden. Es muss nicht mehr alles in einer Sitzung passieren, weil wir zwischen den Sitzungen Kontakt halten können. Ergebnisse können einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. -> Take a look at this https://sandstorm.io/

Ein Drama ist auch, dass jede Diskussion im Pfarreientwicklungsprozess früher oder später in den Fängen der Finanzen landet. Wenn wir über Nacht alle Pfarrstellen besetzen könnten, gäb es keine ehrenamtlichen Gemeindeleiter mehr. Da bin ich sicher. Aber das muss ich nicht beweisen. Aber ich muss Menschen in unseren Gemeinden davon überzeugen, dass Ehrenamtskoordinatoren eine Schulung brauchen und das wir Ehrenamtskoordinatoren brauchen. Casting? Wir brauchen ein Casting? Und schon ist das Pastroalteam weg vom Fenster. Die stellen sich nämlich ein Casting lebbhaft vor. Die Kollegn und Kolleginnen haben ja Phantasie.

Aber wir brauchen natürlich trotzdem Ehrenamtliche, weil wir ja keine Priester haben. *Alter Schwede* Das ist so bekloppt, da fallen mir schon keine Worte mehr ein.

Warum machen wir das alles? Weil wir keine Priester und kein Geld haben. Wir machen das nicht, weil die Taufe die höchste Würde ist, die Menschen in unserer Kirche erlangen können und weil wir so viele unentdeckte Charismen in unseren Gemeinden vermuten, die alle unentdeckt bleiben, weil sie in das herrschende Gemeindesystem nicht passen. Wir machen das natürlich auch nicht deswegen: Jesus Christus hat uns einen Auftrag gegeben. Wir sollen aller Welt das Evangelium verkünden. Die Frohe Botschaft. Wir sollen allen sagen, dass wir gerettet sind und das es Frieden geben wird und das jeder Mensch von Gott geliebt ist und das es einen Weg durch die Wüste gibt und für jeden Menschen ein Gebet und wer keine Worte mehr hat, an dessen Stelle tritt der Heilige Geist selbst und formt Worte, eindeutig und klar, unmißverständlich und heilsam.

Wenn der Herr das Haus nicht baut, müht sich der Bauherr umsonst.

Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und euch spät schlafen legt.

Den Seinen gibt 's der Herr im Schlaf.

Psalm 127

Es ist ein Wunder, dass trotz dieser gottverdammten Mißbrauchsskandale in unserer Kirche, die kein Ende nehmen wollen, das Wort Gottes trotzdem noch auf fruchtbaren Boden fällt. 

Aber was kann ich tun? Was ist nun meinen Aufgabe?

Eine Vision und der Status Quo

Ein Ort zum Leben und die Möglichkeit, alles zu teilen.

Teil einer Gemeinschaft sein, deren Schätze im Himmel sind.

Geben, was wir geben können - nennen wir es charismenorientiert.

Mit meinem glühenden Gesicht und den schweren Beinen fühle ich mich Elija nahe. Niederlegen, um zu sterben, dennoch wissen, dass Gott da ist.

 

Erstkommunionvorbereitungschallenge

Das Ganze bleibt immer unvollendet, aber wir müssen dran, weil es allerorten Unmut gibt. Den Eltern ist es zu wenig feierlich, die Gemeinde (Sonntagsgottesdienstbesucher) findet, dass früher mehr Kinder in der Heiligen Messe waren und wir Hauptamtliche wissen uns keinen Rat. Zeit für eine Klausurtagung, von der ich hier berichte. Die beiden Hauptverantwortlichen hatten es vorbereitet und Dr. Nicolaus Klimek dazugeladen, der im Bistum Essen für Katechese verantwortlich ist. Zeitungsauschnitte (Berichte von Kommunionfeiern und von Stress mit veränderten Konzepten), Mappen, Material lagen aus, Getränke und Süßkram standen bereit.

Ein Bewegungslied

Wir beginnen mit einem Lied, das kindgemäß poppig klingt. Die Bewegungen dazu zeigen das Gucken und Grüßen, sie betonen das Gemeinsame und Fröhliche. Die Einen finden es affig, die anderen finden, dass es dem Rücken nutzt. Bereits zu Beginn unseres Klausurtages wird deutlich, dass es bei Erstkommunion um ein Erwachsenenthema in kindgerechter Form geht.

Erzählen von der eigenen Erstkommunion

Wir kommen zögerlich ins Erzählen. Das sind wir nicht gewohnt. Wir können referieren und um Standpunkte kämpfen. Irgendwann fließen die Worte und es kommt Erstaunliches zutage.

  • Person A hat Erfahrungen mit der Liturgiereform. Der Kirchenraum änderte sich und die Hostie wurde als Mundkommunion gereicht.
  • Person B war zur Frühkommunion.
  • Bilder lagen auf dem Tisch.
  • Person C war konfirmiert worden und berichtete sowohl davon als auch von ihrem Wechsel zur katholischen Kirche.
  • Texte wurden auswendig gelernt.
  • Darf man die Hostie kauen? Eine Frage, mit der sich Viele von uns damals beschäftigt hatten. Wir hatten ja gelernt, dass es der Leib Christi ist.
  • Kirche bietet Struktur und damit Sicherheit. Aber warum ist das so?

Das Konzept

Natürlich referiere ich hier nicht das Konzept - Konzepte gibt es genug und keines ist besser als ein anderes -, aber was bei unserem Klausurtag an dieser Stelle geschah.

Die beiden Verantwortlichen stellen das aktuelle Konzept vor und wir diskutieren über die Erwartungen der Eltern und Kinder an die Erstkommunionvorbereitung. Wir verstehen, dass das jedes Jahr anders rüberkommt, darum ist es sinnvoll, projektbasiert zu arbeiten. Tendenziell kann man sagen, das nach Spiritualität gefragt wird. Fragwürdig wird unser bisheriges Tun durch lange Schulzeiten und Freizeitstress und die allgemeine Fragwürdigkeit von Kirche. Man nimmt nicht mehr alles hin, was einem vorgesetzt wird, andererseits möchte man aber auch nicht einbezogen werden. Was machen eigentlich die Hauptamtlichen? Auch wir im Pastoralteam, sehen nicht viel von dem, was die anderen tun. Aus unserem eigenen Tun können wir ableiten, dass viel Kraft in Erklärungen fließt, denn es kann kirchliche Sozialisation nicht vorausgesetzt werden. Einfacher wäre das Gespräch, wenn wir das kollaborative Arbeiten gewohnt wären. Es ist schwer, über die Erstkommunionvorbereitung zu sprechen, weil wir zu schnell in kontroversen Auseinandersetzungen sind, statt zuzuhören, mitzudenekn und dann erst zu reden. Wir reden im Twitterformat und das ist gefährlich. Immer dann, wenn jemand einen Gedanken ausfalten kann, manchmal auch stolpernd, wird ein Gespräch daraus. Nachfragen klingen nicht mehr wie Anwürfe, sondern dienen dem Verständnis.

Bedingungen

Was wie ein Klagegesang beginnt, wird zu unserer Schatzkiste:

  • längere tägliche Schulzeiten
  • Berufstätigkeit der Eltern
  • Freizeitstress
  • Frage nach dem Sinn des Lebens
  • Anfrage an Kirche / Positionierung von Kirche
  • Glaube - Sitz im Leben ?
  • Erwachsenenkatechese ? !
  • Große Pfarrei mit kleinen Gemeinden
  • Schätze im Glauben erkennen (Schriftgespräch gibt es bereits; was können wir noch tun, um Schätze im Glauben zu entdecken?)
  • Vergebung ist Thema in der Gesellschaft (Beichte, Buße)
  • "Wir müssen uns das Glauben zu eigen machen, wir sind selbst verantwortlich."

Wie können wir Vorraussetzungen schaffen, die für alle Menschen Zugänge zum Glauben ermöglichen? Es ist alles so vorrausetzungslos. Jedes Sakrament steht für sich. Es gibt keinen Prozess des Glaubens in der Gemeinde. Was beim einzelnen Menschen geschieht, können wir nicht wissen. Es gibt keine Kultur des gemeinsamen Glaubens außerhalb der Liturgie. Zack, steht wieder einer da und will was, irgendein Sakrament.

Wir Hauptamtliche fragen uns: Was ist unsere Heimatgemeinde? 
Das ist nicht immer die, für die wir tätig sind. Manchmal sind es auch die Menschen, mit denen wir im Glauben unterwegs sind.

Mittagspause. Im Restaurant stehen wir um den Tisch und beten gemeinsam, bevor wir uns am Buffett bedienen. Es ist nichts als ein gemeinsames Essen, eine Mahlzeit, Nahrungsaufnahme, Genuß und Gespräche.

Grundlegende Überlegungen

Nach der Mittagspause bietet Dr. N. Klimek uns seine Grundlegenden Überlegungen an:

  • Nur wer sich aus der Komfortzone traut, gerät in die Wachstumszone. Aber wer zuviel Schwung dabei hat, landet schnell in der Panikzone.
  • Erste Frage: "Was Warum machen wir?"
  • GOTT ist da. Er möchte dein Heil.
  • Nicht wir machen, sondern er schenkt.
  • Achtsamkeit: enge Zeitraster, gemeinsame Feier, Eltern einbeziehen, Lebenswelten.
  • Nicht Leute in Kirche einpassen, sondern Kirche so gestalten, dass Leute Gott entdecken können.
  • Angebot auch über Vorbereitung hinaus.

Wir entwickeln Thesen aus der Frage "Warum machen wir das, was wir machen"? Daraus entwickelt sich ein neuer Schritt:

Eigentlich

Wir sollten die Erwachsenentaufe und das Katechumenat stärker in den Blick nehmen. Herr Klimek macht uns auf die Arbeitshilfe Nr. 160 der Deutschen Bischofskonferenz aufmerksam: "Erwachsenentaufe als pastorale Chance", in deren Vorwort es heißt: "In der christentümlichen Gesellschaft der Vergangenheit wurde das Christsein von Generation zu Generation „vererbt“. Wir sprechen von sozial-kulturellen bzw. pädagogischen Formen der Weitergabe des Glaubens; beide verlieren immer mehr an Bedeutung. Die Vorzeichen, unter denen Menschen heute dem Glauben begegnen, verändern sich: vom Erbe zum Angebot." Wir erkennen, dass Vieles in der Erstkommunionvorbereitung dem Disziplinieren dient. Es muss bei der Feier alles klappen. Wir fragen uns, welches Alter das Richtige für einen Zugang zum Glauben ist. Wir sind uns einig, dass wir mit den Sakramenten flexibler umgehen können müssten. Die Reihenfolge und das ererbte Gemeindeleben können nicht hinterfragt werden, wenn wir uns nicht über den Boden im Klaren sind, auf dem wir stehen. Mit manchen Veränderungen jagen wir die Erstkommunionvorbereitung in die Panikzone. Das Angebot geistlicher Begleitung für alle Menschen wäre eigentlich sinnvoll, aber es gibt auch Angst vor Überfordeurng unserer Kräfte. War es nicht Ignatius von Loyola, der drauf bestannt, dass man eine Sache so vorbereiten müsse, als hinge sie von einem ab, aber wenn man sie durchführe, müsse man sich klar sein, dass alles von Gott abhängt. Das klingt in den Augen mancher Gemeindemitglieder larifari-esoterisch. Wir müssen unser Tun besser kommunizieren.

Mögliche Wege der Erstkommunion

Wie machen wir jetzt weiter?

Es gibt diese Pflichtveranstaltungen: Heilige Messe am Sonntag, Elternabend (nicht nur zur Information), Gruppenstunden für Kinder, Weggottesdienste, Familienmessen (1 x im Monat), von den Kindern gestaltete Elemente in der Sonntagsmesse.

Es gibt frei wählbare Projekte wie Krippenspiel, Kinderbibeltage, Ausflüge.

Bis jetzt standen 4 mögliche Strukturierungen der Gruppenstunden zur Debatte: 4 Samstage von 10 bis 17 Uhr oder monatlich ein Samstag oder sonntags 14 tägig nach der Messe oder wöchentlich.

Wir diskutieren.

Ein Vorschlag aus der Praxis einer anderen Gemeinde wird eingebracht: Es gibt Sonntagsmessen mit Erklärungen für Eltern und Kinder statt allem anderen. Erst nach der Erstkommunion kommt mehr für die, die wollen.

Ein anderer Vorschlag: Es gibt nur Weggottesdienste als Vorbereitung. Flankierend werden Sternsinger, Themenstunden, ... angeboten und das gesamte Spektrum der Gemeinde wird für Eltern und Kinder geöffnet. Nach der Erstkommunion werden alle weiter zu Weggottesdienstes eingeladen. 

tbc

Dann war die Zeit auf einmal um und einige mussten schnell zum nächsten Termin und andere blieben mit Geschirr und Besteck zurück. Die Verantwortlichen für die Erstkommunionvorbereitung werden ein Konzept aus den Ergebnissen dieses Klausurtages "stricken" und (wenn es nach mir ginge auf der Pfarreihomepage veröffentlichen; dann werde ich es hier verlinken) wir haben die nächste Erstkommunionvorbereitung bereits vor der Brust.

 

Teile und herrsche in Babylon

Sie können jetzt eigentlich einfach die Überschrift vor Ihrem geistigen Auge hin und her bewegen, dann müssen Sie diesen ganzen Artikel gar nicht lesen.

Nachdenken über Babylon

Was mich an dieser Stadt fasziniert ist die Sprachverwirrung. Bereits as Kind hatte ich beim Lesen mancher Romane Probleme, die Konstruktion von Konflikten zu verstehen.

Warum reden die nicht einfach miteinander?

Heute weiß ich, dass das so einfach nicht geht. Da bremst die Erkenntnis, dass Wissen Macht ist. Heute macht es mich nur noch sprachlos, wenn ein Kollege im Team sagt, er könne jetzt noch nichts zu dieser oder jener Entwicklung sagen, das sei noch nicht spruchreif, aber der Chef und er seien schon im Gespräch mit jemandem, der wahrscheinlich diese Aufgabe übernehmen wird (die uns alle betrifft). Ein uraltes Menschheitsproblem bricht sich Bahn. Es hat was von Erbsünde. Aber davon wollen wir nach der Aufklärung nichts mehr wissen.

Das Gegenteil von Babylon erlebe ich in Unkonferenzen oder BarCamps. Niemand dreht sich weg, niemand lacht dich aus, niemand ermüdet vor deinen Fragen. Was du zu sagen hast, hört man sich an, wenn es einen interessiert und nicht aus Höflichkeit. Darum habe ich schon in vollen Sessions geredet und in leeren Räumen gestanden. Die Regeln sind klar. Sie werden gleich zu Beginn der Veranstaltung veröffentlicht - wenn das nicht bereits auf den Wegen des Internets geschehen ist. Entscheidend ist: Es gibt keine Teilnehmer, ohne dass sie gleichzeitig Teilgeber wären.

Teilen und herrschen

In der Babylon-Baustelle unserer Zeit wird das Prinzip des Teilens und Herrschens zur Perfektion getrieben. Bereichsleiter bezeichnen Mitarbeiter als "fremdelnd" und halten das für normal. Planungen können nicht umgesetzt werden, weil "momentan ein Mitarbeiterengpass" besteht. Diese und andere Floskeln saugen die Energie aus der Mitarbeiterschaft. Alle wissen, dass sie es bis zur Rente schaffen, wenn sie jetzt nur nicht renitent werden. Nachprüfen lässt sich das Handeln der Leitungsebene nicht. Keine ihrer Äußerungen kann überprüft werden. Aber das Leitbild reizt dann doch alle Erfahrenen zu bitteren Lachanfällen.

Werbung wird zu Kunst erhoben. Absprachen haben keinen Wert. Öffentlichkeitsarbeit gilt als Journalismus.

Wenn nun die Mitarbeiterschaft sich solidarisierte? Dazu müssten alle aus ihrer Deckung kommen. Und die Leitung macht es in dem Fall wie mit den Fasces: Sie nimmt sich die Mitarbeiter einzeln vor. Sie rupft den haltbaren Stamm auseinander und der lässt sich auseinanderrupfen.

Freiheit bringt nur der Tod

Das Begreifen des Todes führt zu einer Neubesinnung auf die Werte, die Motten und Rost nicht zerfressen können. Wenn ich erst einmal begriffen habe, dass ich nichts halten kann, ... aber das hilft erst einmal überhaupt nicht, das macht nur Angst. Mit dieser Angst rechnen die Mächtigen in Babylon. Im Grunde arbeiten wir alle auf einer Baustelle. Die den Tod ausgeklammert haben, können gezielt manipulieren. Die den Tod vor Augen sehen, können sich ihren Ängsten stellen. Wer keine Kraft hat, kann mit der Solidarität der Arbeiterschaft rechnen. Wer neue Ideen hat, kann sie mit anderen teilen. Wer den Tod vor Augen hat, fürchtet sich nicht mehr vor den Unterdrückern.

Teile und lebe

Meine Erfahrungen will ich mit dir teilen.

Deine Erfahrungen interessieren mich.

Manchmal bin ich zu müde um zuzuhören. Das sollst du verstehen, damit du nicht denkst, ich wolle dir nicht zuhören.

Meine Lebenszeit ist endlich.

Meine Hoffnung ist unerschöpflich.

Meine Lust zu Lernen kennt keine Grenzen.

Manches, das mir helfen sollte, im Leben zurecht zu kommen, ist eine Last. Ich träume von Lernorten, an denen jeder Mensch alles lernen kann, was von Interesse ist, und an dem Menschen ihr Wissen teilen. Dann müsste ich nicht all die Ordner und Bücher und Eingabegeräte mit mir rumschleppen. Dann wäre meine Wohnung ein Schlafplatz. Wir könnten uns an öffentlichen Orten treffen oder allein sein wie wir wollen. Wir müssten nicht mehr diese riesigen zugebunkerten Häuser haben, in denen Menschen leben, die Angst haben, ausgeraubt zu werden.

Jeder darf alles.

Keiner darf zu jeder Zeit alle.

Niemand kann genötigt werden, etwas zu tun, dass ihm zuwider ist.

Alles ist möglich, weil wir teilen.