Das Ganze bleibt immer unvollendet, aber wir müssen dran, weil es allerorten Unmut gibt. Den Eltern ist es zu wenig feierlich, die Gemeinde (Sonntagsgottesdienstbesucher) findet, dass früher mehr Kinder in der Heiligen Messe waren und wir Hauptamtliche wissen uns keinen Rat. Zeit für eine Klausurtagung, von der ich hier berichte. Die beiden Hauptverantwortlichen hatten es vorbereitet und Dr. Nicolaus Klimek dazugeladen, der im Bistum Essen für Katechese verantwortlich ist. Zeitungsauschnitte (Berichte von Kommunionfeiern und von Stress mit veränderten Konzepten), Mappen, Material lagen aus, Getränke und Süßkram standen bereit.
Ein Bewegungslied
Wir beginnen mit einem Lied, das kindgemäß poppig klingt. Die Bewegungen dazu zeigen das Gucken und Grüßen, sie betonen das Gemeinsame und Fröhliche. Die Einen finden es affig, die anderen finden, dass es dem Rücken nutzt. Bereits zu Beginn unseres Klausurtages wird deutlich, dass es bei Erstkommunion um ein Erwachsenenthema in kindgerechter Form geht.
Erzählen von der eigenen Erstkommunion
Wir kommen zögerlich ins Erzählen. Das sind wir nicht gewohnt. Wir können referieren und um Standpunkte kämpfen. Irgendwann fließen die Worte und es kommt Erstaunliches zutage.
- Person A hat Erfahrungen mit der Liturgiereform. Der Kirchenraum änderte sich und die Hostie wurde als Mundkommunion gereicht.
- Person B war zur Frühkommunion.
- Bilder lagen auf dem Tisch.
- Person C war konfirmiert worden und berichtete sowohl davon als auch von ihrem Wechsel zur katholischen Kirche.
- Texte wurden auswendig gelernt.
- Darf man die Hostie kauen? Eine Frage, mit der sich Viele von uns damals beschäftigt hatten. Wir hatten ja gelernt, dass es der Leib Christi ist.
- Kirche bietet Struktur und damit Sicherheit. Aber warum ist das so?
Das Konzept
Natürlich referiere ich hier nicht das Konzept - Konzepte gibt es genug und keines ist besser als ein anderes -, aber was bei unserem Klausurtag an dieser Stelle geschah.
Die beiden Verantwortlichen stellen das aktuelle Konzept vor und wir diskutieren über die Erwartungen der Eltern und Kinder an die Erstkommunionvorbereitung. Wir verstehen, dass das jedes Jahr anders rüberkommt, darum ist es sinnvoll, projektbasiert zu arbeiten. Tendenziell kann man sagen, das nach Spiritualität gefragt wird. Fragwürdig wird unser bisheriges Tun durch lange Schulzeiten und Freizeitstress und die allgemeine Fragwürdigkeit von Kirche. Man nimmt nicht mehr alles hin, was einem vorgesetzt wird, andererseits möchte man aber auch nicht einbezogen werden. Was machen eigentlich die Hauptamtlichen? Auch wir im Pastoralteam, sehen nicht viel von dem, was die anderen tun. Aus unserem eigenen Tun können wir ableiten, dass viel Kraft in Erklärungen fließt, denn es kann kirchliche Sozialisation nicht vorausgesetzt werden. Einfacher wäre das Gespräch, wenn wir das kollaborative Arbeiten gewohnt wären. Es ist schwer, über die Erstkommunionvorbereitung zu sprechen, weil wir zu schnell in kontroversen Auseinandersetzungen sind, statt zuzuhören, mitzudenekn und dann erst zu reden. Wir reden im Twitterformat und das ist gefährlich. Immer dann, wenn jemand einen Gedanken ausfalten kann, manchmal auch stolpernd, wird ein Gespräch daraus. Nachfragen klingen nicht mehr wie Anwürfe, sondern dienen dem Verständnis.
Bedingungen
Was wie ein Klagegesang beginnt, wird zu unserer Schatzkiste:
- längere tägliche Schulzeiten
- Berufstätigkeit der Eltern
- Freizeitstress
- Frage nach dem Sinn des Lebens
- Anfrage an Kirche / Positionierung von Kirche
- Glaube - Sitz im Leben ?
- Erwachsenenkatechese ? !
- Große Pfarrei mit kleinen Gemeinden
- Schätze im Glauben erkennen (Schriftgespräch gibt es bereits; was können wir noch tun, um Schätze im Glauben zu entdecken?)
- Vergebung ist Thema in der Gesellschaft (Beichte, Buße)
- "Wir müssen uns das Glauben zu eigen machen, wir sind selbst verantwortlich."
Wie können wir Vorraussetzungen schaffen, die für alle Menschen Zugänge zum Glauben ermöglichen? Es ist alles so vorrausetzungslos. Jedes Sakrament steht für sich. Es gibt keinen Prozess des Glaubens in der Gemeinde. Was beim einzelnen Menschen geschieht, können wir nicht wissen. Es gibt keine Kultur des gemeinsamen Glaubens außerhalb der Liturgie. Zack, steht wieder einer da und will was, irgendein Sakrament.
Wir Hauptamtliche fragen uns: Was ist unsere Heimatgemeinde?
Das ist nicht immer die, für die wir tätig sind. Manchmal sind es auch die Menschen, mit denen wir im Glauben unterwegs sind.
Mittagspause. Im Restaurant stehen wir um den Tisch und beten gemeinsam, bevor wir uns am Buffett bedienen. Es ist nichts als ein gemeinsames Essen, eine Mahlzeit, Nahrungsaufnahme, Genuß und Gespräche.
Grundlegende Überlegungen
Nach der Mittagspause bietet Dr. N. Klimek uns seine Grundlegenden Überlegungen an:
- Nur wer sich aus der Komfortzone traut, gerät in die Wachstumszone. Aber wer zuviel Schwung dabei hat, landet schnell in der Panikzone.
- Erste Frage: "Was Warum machen wir?"
- GOTT ist da. Er möchte dein Heil.
- Nicht wir machen, sondern er schenkt.
- Achtsamkeit: enge Zeitraster, gemeinsame Feier, Eltern einbeziehen, Lebenswelten.
- Nicht Leute in Kirche einpassen, sondern Kirche so gestalten, dass Leute Gott entdecken können.
- Angebot auch über Vorbereitung hinaus.
Wir entwickeln Thesen aus der Frage "Warum machen wir das, was wir machen"? Daraus entwickelt sich ein neuer Schritt:
Eigentlich
Wir sollten die Erwachsenentaufe und das Katechumenat stärker in den Blick nehmen. Herr Klimek macht uns auf die Arbeitshilfe Nr. 160 der Deutschen Bischofskonferenz aufmerksam: "Erwachsenentaufe als pastorale Chance", in deren Vorwort es heißt: "In der christentümlichen Gesellschaft der Vergangenheit wurde das Christsein von Generation zu Generation „vererbt“. Wir sprechen von sozial-kulturellen bzw. pädagogischen Formen der Weitergabe des Glaubens; beide verlieren immer mehr an Bedeutung. Die Vorzeichen, unter denen Menschen heute dem Glauben begegnen, verändern sich: vom Erbe zum Angebot." Wir erkennen, dass Vieles in der Erstkommunionvorbereitung dem Disziplinieren dient. Es muss bei der Feier alles klappen. Wir fragen uns, welches Alter das Richtige für einen Zugang zum Glauben ist. Wir sind uns einig, dass wir mit den Sakramenten flexibler umgehen können müssten. Die Reihenfolge und das ererbte Gemeindeleben können nicht hinterfragt werden, wenn wir uns nicht über den Boden im Klaren sind, auf dem wir stehen. Mit manchen Veränderungen jagen wir die Erstkommunionvorbereitung in die Panikzone. Das Angebot geistlicher Begleitung für alle Menschen wäre eigentlich sinnvoll, aber es gibt auch Angst vor Überfordeurng unserer Kräfte. War es nicht Ignatius von Loyola, der drauf bestannt, dass man eine Sache so vorbereiten müsse, als hinge sie von einem ab, aber wenn man sie durchführe, müsse man sich klar sein, dass alles von Gott abhängt. Das klingt in den Augen mancher Gemeindemitglieder larifari-esoterisch. Wir müssen unser Tun besser kommunizieren.
Mögliche Wege der Erstkommunion
Wie machen wir jetzt weiter?
Es gibt diese Pflichtveranstaltungen: Heilige Messe am Sonntag, Elternabend (nicht nur zur Information), Gruppenstunden für Kinder, Weggottesdienste, Familienmessen (1 x im Monat), von den Kindern gestaltete Elemente in der Sonntagsmesse.
Es gibt frei wählbare Projekte wie Krippenspiel, Kinderbibeltage, Ausflüge.
Bis jetzt standen 4 mögliche Strukturierungen der Gruppenstunden zur Debatte: 4 Samstage von 10 bis 17 Uhr oder monatlich ein Samstag oder sonntags 14 tägig nach der Messe oder wöchentlich.
Wir diskutieren.
Ein Vorschlag aus der Praxis einer anderen Gemeinde wird eingebracht: Es gibt Sonntagsmessen mit Erklärungen für Eltern und Kinder statt allem anderen. Erst nach der Erstkommunion kommt mehr für die, die wollen.
Ein anderer Vorschlag: Es gibt nur Weggottesdienste als Vorbereitung. Flankierend werden Sternsinger, Themenstunden, ... angeboten und das gesamte Spektrum der Gemeinde wird für Eltern und Kinder geöffnet. Nach der Erstkommunion werden alle weiter zu Weggottesdienstes eingeladen.
tbc
Dann war die Zeit auf einmal um und einige mussten schnell zum nächsten Termin und andere blieben mit Geschirr und Besteck zurück. Die Verantwortlichen für die Erstkommunionvorbereitung werden ein Konzept aus den Ergebnissen dieses Klausurtages "stricken" und (wenn es nach mir ginge auf der Pfarreihomepage veröffentlichen; dann werde ich es hier verlinken) wir haben die nächste Erstkommunionvorbereitung bereits vor der Brust.
Die tote Volkskirche wird zur Kirche im Volk. Die verfasste Kirche stellt ihre Ressourcen denen zur Verfügung, die sie brauchen. Verkündigung erwächst aus Kommunikation. Kommunikation sucht sich Räume, virtuelle und Begegnungsorte zum Anfassen. Mein Thema ist gerade der Berufungsgedanke, nicht religiös verengt, sondern im Sinne von: Wozu bist du auf der Welt? Dazu wünsche ich mir Menschen und ihre Geschichten. Schauen wir mal. Liebe Grüße, deine Prinzessin Unverzagt
Prinzessin Unverzagt, Jun 27 2017 on www.793kmrhein.net