In diesem Jahr ist es uns in der Offenen Bibel gelungen, das Markusevangelium in Leichte Sprache zu übertragen. Das geschieht in einem Wiki und wir sind nur ein kleiner eingetragener Verein, darum fällt es nicht groß auf. So ein Übertragungsprozess hinterlässt Spuren. Die enge persönliche Auseinandersetzung mit der Studienfassung und den Regeln der Leichten Sprache, aber auch der eigenen Glaubensgeschichte und dem Lehramt sind Exerzitien im Alltag. Der Einzug in Jerusalem hat für mich zwei Aspekte, die gar nichts mit unserem Palmsonntag zu tun haben. Es geht eher um Gründonnerstag. Das Paschafest wird vorbereitet.
Der Beginn der Heiligen Woche
Holy Week from David Ediger Design on Vimeo.
Religiöse Vorschriften einhalten
Jesus hält sich an das Gesetz. Im Zusammenhang des Evangeliums, also wenn ein Abschnitt nicht einzeln gelesen und interpretiert wird, ist diese Gesetzestreue nicht weltfremd. Jesus weiß, dass die Menschen die Gedanken Gottes weder kennen noch verstehen. Das Fremde und Unverständliche ist ein Motiv im Markusevangelium. Die Geheilten sollen nichts weitererzählen und erzählen doch weiter. Im Grunde macht jeder, was er will. Kein Grund zur Sorge, denn es liegt alles in Gottes Hand. Die krummen Wge werden grade. Halten wir uns also an das Gesetz und tun das, was uns wichtig ist.
Bei uns gehen 3 % der Gemeindemitglieder sonntags in die Kirche, obwohl wir ein Sonntagsgebot haben. Dank Covid-19 wird die Lage noch skurriler. Die halbleeren Kirchen bleiben geschlossen. Der Staat fordert, dass öffentliche Veranstaltungen nicht stattfinden. Das Kontaktverbot ist einsichtig. Aber hält man uns Katholiken für unfähig, die Vorschriften einzuhalten?
In unserer Pfarrei sind Kirchen geöffnet. Manche Kirchen täglich, manche Kirchen nur einmal in der Woche, eine Kirche gar nicht. Die Kirche muss aufgeschlossen, gepflegt und abgeschlossen werden. Da brechen Gräben auf, die sorgsam mit dem Deckmäntelchen der Höflichkeit verhüllt waren. "Sollen das doch die Hauptamtlichen machen, die haben ja jetzt nichts zu tun." Oder auch: "Das können wir nicht auch noch machen. Wieso interessiert sich die Gemeinde nicht für ihre Kirche?".
Die Jünger fragen Jesus, was sie machen sollen
Im Markusevangelium wird erzählt, dass die Paschalämmer geschlachtet werden und die Jünger fragen Jesus, was sie machen sollen. Noch sind die Jünger in der Situation der Ehrenamtlichen, die sich an den Hauptamtlichen wenden. Sie übernehmen keine Verantwortung. Sie holen sich Anweisungen ab und sind gerne bereite, alles zu tun, was Jesus ihnen sagt. Selbst dieser krause Auftrag wird widerspruchslos ausgeführt. Dann kommt ja auch alles so, wie Jesus gesagt hat. Er ist der Held.
Aber es kommt eine Zeit, in der die Jünger Verantwortung übernehmen müssen. Der Held muss abtreten, wenn sie im Glauben erwachsen werden.
Es gibt mehr Gläubige, als ihr ahnt
Die Jünger kennen das Haus nicht, in das sie einkehren. Der Hausherr bleibt namenlos. Er hat den Festsaal vorbereitet. Er spielt weiter keine Rolle. Das ist unverständlich in unserer Zeit, in der wir uns nur schwer von unseren Verwaltungsstrukturen lösen können. Wir möchten gerne wissen, wie viele Menschen in die Kirche kommen. Wer eignet sich zum Katecheten? "Die Jugend ist unsere Zukunft" (Darum wird die Jugend gefördert, aber in unserem Pastoralplan kommen die Senioren nicht vor.) Wir begreifen nur schwer, wir Verantwortlichen in den Gemeinden, dass es viel mehr Gläubige gibt, als von uns verwaltet werden, und dass diese Menschen da sind und leben und handeln und glauben und kein Interesse an unseren Strukturen haben. Aber sie sind wichtig. Sie bringen selbst die Geschichte Gottes mit uns Menschen vorran. Sie sind Werkzeuge Gottes - nicht per Amt, das macht es schwer für uns Berufschristen. Menschen, die einfach machen, was ihnen wichtig ist. Die kommen auch schon in der Bibel vor.